Im Auge des Sturmes

Tornados. Ein Thema, das sonst eher mit den USA in Verbindung gebracht wurde, ist buchstäblich auch in Deutschland angekommen. Immer mehr Sichtungen führen zu der Annahme, dass die Anzahl der gefährlichen Wirbelstürme zunimmt. Aber stimmt das wirklich? 
„Das Gefühl rührt daher, dass Tornados heute einfacher zu dokumentieren sind, als sie es noch vor ein paar Jahrzehnten waren. Jeder führt eine Kamera oder ein Handy mit sich“, erklärt Julian Pape vom Wetterportal Sauerland. Tatsächlich treten jährlich im Durchschnitt 50-60 schadenbringende Tornados in Deutschland auf.

Brutstätte Gewitter

Tornados entstehen stets in Verbindung mit großen Gewitterzellen. Damit diese sich bilden können, bedarf es zum einen hoher Luftfeuchtigkeit, zum anderen einem großen Temperaturunterschied zwischen Boden und hohen Luftschichten. Zusätzlich muss der Wind am Boden aus einer anderen Richtung kommen, als der Wind weiter oben. 

Das Land mit den heftigsten Tornados sind die USA, mit gemessenen Geschwindigkeiten von bis zu 500km/h. Grund dafür ist, dass es kein Gebirge oder Meer gibt, das verhindert, dass die sehr warme Karibikluft mit der sehr kalten Luft aus Kanada mit mittleren Westen kollidiert. 
Mit Tornados dieser Stärke ist in Deutschland nicht zu rechnen, erklärt Julian Pape. Die Alpen und das Mittelmeer verhindern hier, dass die Luftmassen aus Nordafrika und Skandinavien aufeinandertreffen, außerdem mindert die Nordsee die kalte Skandinavienluft ab.

Die Folgen des Klimawandels

Dass wir in Zukunft auf Grund des Klimawandels mehr Tornados in Deutschland erwarten können, ist dennoch wahrscheinlich. „Der Grund dafür ist relativ einfach“, sagt Julian Pape. „Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kühlere Luft. Mit mehr Feuchtigkeit ist auch mehr Energie in der Luft vorhanden und dies ist die Grundlage für kräftige Gewitterzellen, welche wiederum die Geburtsstunde für Tornados sein können.“

Tornados im Hochsauerland

Im Vergleich zu anderen Orten in Deutschland besteht im Hochsauerlandkreis jedoch keine erhöhte Gefahr für Tornados. Die ist dort am größten, wo sich die meisten Gewitter bilden, also in weiten Teilen Bayerns, in Baden-Württemberg und im Rhein-Main-Gebiet. 

Dennoch zieht das Thema auch bei uns Menschen in seinen Bann. Die sogenannten Storm Chaser machen Unwetter ausfindig und verfolgen sie, um sie auf Film und Bild festzuhalten. Natürlich ist die Aussicht einen Tornado vor die Kamera zu bekommen besonders verlockend. „Die Mitglieder dieser Gruppen schauen oft bei unseren Wetterstationen nach, um die aktuelle Entwicklung der Gewitterzellen zu beobachten“, erzählt Julian Pape. Denn um Gewittern und vor allem Tornados frühzeitig auf die Spur zu kommen, braucht es Fingerspitzengefühl. Am 24. April 2019 ist es in Medebach fast zu so einem seltenen Ereignis gekommen. Dächer wurden abgedeckt und Bäume entwurzelt, doch was zuerst als Tornadoverdachtsfall galt, kann eher als heftiger Fallwind klassifiziert werden.

Wie verhält man sich bei Tornados?

Da sich Tornados meist sehr spontan bilden, bleiben oft nur wenige Augenblicke Zeit, um zu reagieren. Wenn sich ein „Rüssel“ aus einer Gewitterwolke senkt, sollten Sie sich möglichst in den Keller bzw. in ein fest gemauertes Gebäude flüchten. Im Freien können Gegenstände, die vom Tornado erfasst werden, schnell zu gefährlichen Geschossen werden. Meiden Sie deshalb Orte, wo Dinge aufgewirbelt werden können.

Kontakt

Dipl. Geographen Meinolf und Julian Pape
Am Gerkenstein 20
59955 Winterberg

Tel: 02981 2636
Fax: 02981 2634
pape@wetter-sauerland.de
www.wetter-sauerland.de

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