Music-Factory Sauerland will zum Mitsingen bewegen
„Wir wollen so viele singfreudige Menschen wie möglich im gesamten HSK erreichen. Chormusik soll und darf nicht aussterben, und sie muss für junge Menschen attraktiv bleibe“, erklärt Chorleiterin Marie Becker, geb. 1993 und hauptberuflich Studienrätin für Musik und Deutsch am Europa-Gymnasium in Warstein.
Text: Sabina Butz
Fotos: sabrinity
2009 wurde der Chor für den gesamten HSK in Brilon gegründet. Es geht also darum, Menschen zum gemeinsamen Singen zusammenzubringen. Diesen Zweck verfolgen derzeit ca. 50 Sänger:innen im Alter von acht bis 29 Jahren. Sie kommen aus den Stadtgebieten Brilon, Olsberg, Meschede, Winterberg und Willingen, proben alle zwei Wochen in der Sekundarschule Olsberg und stehen unter der Leitung von Marie Becker und Christoph Ohm.
Was verbirgt sich hinter der MUSIC-FACTORY Sauerland? Musik-Manufaktur ist wohl die korrekte Übersetzung. Ursprünglich sollte dieser Chor „Musik-Fabrik“ heißen, aber die jugendlichen Chormitglieder wehrten sich erfolgreich gegen „die Fabrik“ und so einigte man sich schließlich auf die MUSIC-FACTORY Sauerland. Sie verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke: Kunst und Kultur, Pflege des Chorgesangs. Sie ist Mitglied des Chorverbandes NRW.
MUSIC-FACTORY Sauerland ist ein überregionaler Chor.
Ab dem achten Lebensjahr können Kinder und Jugendliche aus dem gesamten HSK bei der MFS mitsingen, das Endalter wird höchst variabel gehandhabt. Bislang singen ausschließlich weibliche Sängerinnen, aber männliche Sänger werden heiß ersehnt und gewünscht.
Ein schönes Gemeinschaftsgefühl
Marie Becker ist seit der Gründung 2009 dabei und übernahm 2011 die Chorleitung. „Der Chor bedeutet mir sehr viel. Es ist so schön, wenn ich nach jedem Auftritt und auch nach ganz vielen Proben diese Freude und Leidenschaft der Kinder sehe, das Strahlen in ihren Augen. Und das Gemeinschaftsgefühl, das entstanden ist, obwohl die Kinder sich nur beim Singen sehen, weil sie aus unterschiedlichen Gebieten kommen.“
Die große Bedeutung der Musikvereine im HSK
Für die Zukunft wünscht Marie Becker sich mehr ehrenamtliches Engagement in musikalischen Bereichen. Sie hofft auf die bleibende Leidenschaft der Kinder, Konstanz und Wertschätzung der Arbeit, Und natürlich, dass es weiterhin Zulauf gibt und erfolgreiche Konzerte. Abschließend auch die Unterstützung bei Auftrittsmöglichkeiten durch die Kulturbereiche der heimischen Städte. „Freude an der Musik ist Freude am Leben, das habe ich so erfahren, und das möchte ich auch so weitergeben.“
Die große Bedeutung der Musikvereine im HSK
Als Musiklehrerin betrachtet Marie Becker nicht nur den Bereich der Chorausbildung, sondern auch den der Musikvereine hier im Hochsauerland. Die ehrenamtliche Arbeit liegt ihr sehr am Herzen.
Als stellvertretende Kreisdirigentin des Volksmusikerbundes HSK und stellvertretende Landesmusikdirektorin des VMB NRW für Blasorchester organisiert sie mit ihrem Team die D-Lehrgänge und nimmt den engagierten Musiker:innen die Prüfungen ab. In der Schule unterrichtet sie Bläserklassen und leitet nebenberuflich mehrere Blasorchester. Ihr Einsatz gilt der Vernetzung der umliegenden Musikvereine und der musikalischen Arbeit.
Studienrätin, Chorleiterin, Dirigentin
Vermutlich dürfte bei so vielen Beschäftigungen Langeweile nicht unbedingt im Leben von Marie Becker vorherrschen. Sie hat in der Corona-Zeit die Erfahrung gemacht, wie schnell man sich zurückziehen und an ein Leben ohne außerhäusliche Ablenkungen gewöhnen kann. „Auch wenn das Leben mit Corona vielen anfangs schwergefallen ist, kommt die Reaktivierung unserer vielen Chor-Freunde:innen nur sehr schleppend wieder in die Gänge. Viele kulturellen Vereine beklagen einen Mitgliederschwund. Das ist so bedauerlich und ich kann nur jede und jeden ermuntern: Kommt zurück, lasst uns gemeinsam singen und musizieren, unser Leben wieder positiv gestalten.“
Angesprochen auf die Reaktion von Fremden auf ihre beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten, zögert Marie Becker bei der Antwort und formuliert sehr sorgsam: „Im künstlerischen Umfeld begegnet mir naturgemäß immer auch mal wieder Wettbewerbsdenken. Wie schafft die das alles? Kann man so viele Dinge gleichzeitig wirklich gut machen? Man kann! Ich habe weder den Ehrgeiz, die Allergrößte sein zu wollen, noch neide ich anderen ihre Erfolge. Ich will einfach nur des Menschen Herz mit Musik erfreuen. Jedes kleine Lob oder das Lächeln im Gesicht eines Zuhörers ist ein großes Geschenk für mich.“
Es geht in meinem Leben ja auch nicht nur um die Musik: 2016/2017 durfte ich Briloner Waldfee sein. Das war eine der wunderbarsten Erfahrungen in meinem Leben. In diesem Jahr freue ich mich schon sehr auf meine bevorstehende Hochzeit, bei der es an Musik natürlich nicht fehlen darf, da auch mein Verlobter, Matthias Dicke, die Musik liebt und wir beide diese Leidenschaft bei gemeinsamen Auftritten teilen können.
Die Musik lässt mich einfach niemals los, und davon möchte ich anderen Menschen gern etwas abgeben. Ich hoffe, dass viele die Liebe am gemeinsamen Musizieren finden, das Ehrenamt schätzen lernen und die Gemeinschaft wieder fokussieren, damit die Kultur uns noch ganz lange erhalten bleibt.“