Physikalisch-Technischer Assistenten (PhyTA)
Text: Christel Zidi
„Physik ist schwer. Ich konnte das früher auch nicht.“ Solche Vorbehalte gegen eine Ausbildung zum Physikalisch-Technischen Assistenten schwirren leider immer noch in vielen Köpfen herum - „Unberechtigt“, wie Alexander Bienhaus findet. Er ist Lehrer am Berufskolleg in Olsberg: „Die Ausbildung zum ‚Staatlich geprüften Physikalischen-Technischen Assistenten’ ist nicht schwerer als eine andere Ausbildung.“ Und dann fügt er schmunzelnd hinzu: „Man muss auch kein Überflieger sein“.
„Für diejenigen, die Physik und Mathe in der Schule gehasst, sich für Naturwissenschaftliches so gar nicht interessiert haben und einfach nur „weiter Schule“ machen möchten, ist dieser Bildungsgang natürlich nicht geeignet“, so Bienhaus. „Aber für all die anderen, die mit Offenheit und Lernwillen an die Sache gehen.“
Gezielte Berufsvorbereitung
Voraussetzung für den Besuch des Berufskollegs ist mindestens der mittlere Schulabschluss. Auch Gymnasiasten sitzen in Bienhaus´ Klasse, die die Schule mit dem Erlangen der Fachoberschulreife verlassen haben. Viele von ihnen wissen schon genau, in welche berufliche Richtung es für sie gehen soll: “Wer ein Studium im Bereich Ingenieurswesen oder Naturwissenschaften anstrebt und sich durch die Ausbildung am Berufskolleg Olsberg noch gezielter darauf vorbereiten möchte“, erklärt Bienhaus. „Studienabbrüche können so sicherlich vermieden werden.“ Er selbst ist Gymnasiallehrer für Physik und Chemie.
Die dreijährige Ausbildung am Berufskolleg ist „doppelqualifizierend“: Mit dem Abschluss einer PhyTA-Ausbildung hat man nicht nur eine abgeschlossene Berufsausbildung, sondern gleichzeitig auch die Fachhochschulreife. Deshalb werden auch die allgemeinbildenden Fächer wie Deutsch/Kommunikation, Religion und Gesellschaftslehrer/Politik unterrichtet, allerdings in geringerem zeitlichem Umfang.
In den wöchentlich 36 Ausbildungsstunden werden überwiegend berufsbezogene Fächer wie Physiktechnik, Rechnergestützte Messtechnik, Elektro-, Werkstoff-, Mikroprozessor-, Informations- und Werkstatttechnik auch Fremdsprachen, Mathematik und Wirtschaftslehre unterrichtet. Ein Betriebspraktikum von mindestens acht Wochen ist ebenfalls Bestandteil der Ausbildung. Ohnehin verbringen die Schüler 40 % der Ausbildung im Labor: „Das praktische Arbeiten sorgt eindeutig für höhere Motivation“, sagt Alexander Bienhaus. „Schließlich geht es um praktische Berufsvorbereitung.“
Vielfache Einsatzmöglichkeiten
Die Einsatzmöglichkeiten für Physikalisch-Technische Assistenten sind gerade in Industrieunternehmen groß. Hier können sie in den Bereichen Mess- und Prüftechnik, in den Werkstoffprüflaboren und in den Qualitätssicherungsabteilungen der unterschiedlichsten Industriezweige eingesetzt werden. Auch an Instituten, Technischen Hochschulen, in der Umwelttechnik oder beim Bundeskriminalamt sind ihre Kenntnisse gefragt. Dort arbeiten sie eng mit Wissenschaftlern zusammen, führen Experimente durch und sammeln Daten. Wer Lust hat, an der Entwicklung neuer Technologien mitarbeiten, ist in diesem Beruf genau richtig.
Für die Arbeit in den Qualitätssicherungs- und Entwicklungsabteilungen vieler Unternehmen sind oft programmiertechnische Kenntnisse erforderlich. Dann, wenn elektronische Vorrichtungen für Datenbanken konstruiert, Messungen automatisiert und z. B. Halbleiterbauelemente auf Funktionalität geprüft werden müssen. Auch diese Fähigkeiten werden am Berufskolleg vermittelt.
Mädchen können als PhyTA mindestens genauso erfolgreich sein wie Jungs. Leider versuchen sie es seltener: „In der Abschlussklasse 2022 war der Anteil Jungen/Mädchen fast ausgeglichen“, berichtet Alexander Bienhaus. „In der diesjährigen Prüfungsklasse hat leider kein einziges Mädchen den Weg zur PhyTA-Ausbildung gefunden.“ Schade, denn dass Frauen in den Fächern Physik und Chemie stark sein können, hat schon Marie Curie (1867-1934) bewiesen, der sogar mehrfach der Nobelpreis verliehen wurde.
Anm.: Zugunsten der Lesefreundlichkeit verzichten wir auf die explizite Ansprache aller Geschlechter und bauen darauf, dass sich auch so alle gleichermaßen wertgeschätzt fühlen.