Wenn von Künstlicher Intelligenz die Rede ist, dann meistens davon, welche großartigen technischen Erneuerungen damit verbunden sind.  Stolz wird vom breiten Spektrum der Hochleistungsrechner berichtet, die in Industrie, Medizin und Wissenschaft eingesetzt werden. Doch wobei hilft KI speziell den jungen Menschen, die im Berufsleben aus unterschiedlichen Gründen mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben? Dazu haben wir den Soziologen Dr. Bastian Pelka befragt. Er vertritt die Professur „Rehabilitationssoziologie“ an der Technischen Universität Dortmund.

 

Dr. Pelka, was kann KI für Menschen mit Behinderung tun, damit sie leichter in den Arbeitsmarkt integriert werden, speziell für junge Menschen beim Start in den Beruf?

Dr. Bastian Pellka: Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, wenn es darum geht, Sprache zu vereinfachen oder Texte zu erstellen. Viele Apps zielen darauf ab: Sie übersetzen Texte, fassen Inhalte zusammen, strukturieren sie oder schreiben mit, wenn wir etwas diktieren. Für viele Menschen ist das sehr hilfreich. Ein gutes Beispiel sind Bewerbungsschreiben. Da würde ich allen empfehlen, die dies zum ersten Mal machen und es schwierig finden: Lasst euch von einer KI unterstützen! Die KI findet Rechtschreibfehler, kann aber auch Ideen geben, was in einem Anschreiben noch fehlt.

Was ist in Sachen KI schon jetzt möglich?

Wirklich verblüffend sind vor allem die Fähigkeiten im Bereich Sprache. Ich nutze eine KI-App, in die ich meine Gedanken einfach reinspreche. Die App verwandelt diese in geschriebenen Text, übersetzt in andere Sprachen und formatiert den Text – z.B. in Listen. Das hilft nicht nur mir, sondern auch Menschen, die nicht gut lesen und schreiben oder sprechen können – oder die deutsche Sprache nicht gut beherrschen.

Andere Apps helfen beim Suchen oder Orientieren – etwa im Internet, aber auch in der Stadt oder bei der beruflichen Orientierung. Toll sind KI-Apps auch als Helfer beim Formulieren. Ich mache es manchmal so, dass ich einen Text schreibe und zwischendrin zu einer KI-App wechsle und mir Ideen für den nächsten Absatz geben lasse. Heute habe ich einen Aufsatz geschrieben. Dann musste ich noch eine Zusammenfassung verfassen – dazu habe ich einfach einer KI meinen Aufsatz gegeben und geschrieben: Ich brauche eine Zusammenfassung mit 100 Wörtern. Das klappt wirklich sehr gut und ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen davon profitieren, wenn ihnen lange Texte zusammengefasst werden.

 

Und worauf darf man in der Zukunft hoffen?

KI wird in alle Programme und alle Geräte integriert und überall sein. Aber ob man darauf hoffen kann? Ich denke: wir kommen nicht daran vorbei, also müssen wir versuchen, Entwicklungen mitzugestalten. Wie bei der Digitalisierung insgesamt gilt auch bei KI: Nicht Mitmachen geht nicht, es ist kein kurzfristiger Trend, sondern wird unser Leben nachhaltig und breit beeinflussen. Ein nächster Schritt wird sein, dass wir KI gar nicht mehr als solche wahr nehmen, sondern dass sie zum Beispiel im Browser einfach mitläuft und eine Website – wie imsauerland.de – künftig auch von KI gestaltet wird. Aus Sicht der Beseitigung von Barrieren kann das Potenziale bieten – etwa, wenn ein Nutzer z.B. seiner KI sagen kann, dass er alle Texte mit großen Buchstaben und auf dunklem Grund lesen will.

 

Bringt KI also nur Vorteile für die Menschen, die sie nutzen? Oder sind einige Menschen durch die Neuerungen auch überfordert?

Nein, KI bringt sicher nicht nur Vorteile. Das Problem der so genannten „Artefakte“ wird häufig genannt. Eine KI schreibt etwas – und wir glauben es, weil es so logisch und fehlerfrei klingt. Ich habe mir meine Tipps bei einem Tippspiel zur EM von einer KI vorschlagen lassen. Die KI hat sehr überzeugende Tipps gegeben – aber für Begegnungen, die es gar nicht gab. Es wird immer aufwändiger, solche Fehler zu erkennen und viele Menschen wird das überfordern. Wir werden Fehlern aufsitzen und dafür einen Preis zahlen. Eine weitere Überforderung: Wenn ich eine KI nutzen will, brauche ich entsprechende Geräte. Also z.B. ein Smartphone. Dessen Bedienung überfordert aber ebenfalls viele Menschen. Wenn wir hier nicht in Weiterbildung, Assistenz und einfache Geräte investieren, werden viele Menschen von der KI überfordert.

Als Soziologe sehe ich aber auch eine gesellschaftliche Gefahr: KI übernimmt Aufgaben von Menschen. Teilweise ist das praktisch – siehe oben -, teilweise hilft es bei Teilhabe – siehe auch oben -, aber insgesamt ist es auch gefährlich, wenn KI uns Aufgaben abnimmt und wir nicht wissen, wie ein Ergebnis zu Stande kommt. Wir arbeiten gerade an einer KI-App, die Behördenbriefe vereinfachen soll. Dabei ist uns wichtig, dass die App auch zeigt, wie sie was vereinfacht hat – sonst stolpern wir von der Situation, ein Schreiben nicht zu verstehen in eine Situation, wo wir nicht verstehen, ob das KI-Schreiben nun richtig ist oder nicht.

 

In welchen Bereichen wird es demnächst für junge Menschen mit Behinderungen möglich sein, eine Ausbildung zu machen. Berufe, die bisher bisher für sie unerreichbar waren?

Die Digitalisierung hat bereits vieles möglich gemacht. So können Menschen Maschinen oder digitale Systeme steuern und sich dabei auf ihre Eingabesysteme verlassen, anstatt an den Maschinen selber zu arbeiten. KI wird dies weiterführen: Menschen werden per Sprachsteuerung Maschinen bedienen können, für sie bisher schreiben oder eine Maus bedienen mussten. Das kann ich mir in vielen Berufen vorstellen. Große Potenziale sehe ich in Logistik, Handel und Fertigung. Aber auch in Beratung und Kommunikation.

 

Barrierefreiheit durch KI – eine gute Vorstellung. Wie sieht es aber z. B. mit der sozialen Komponente am Arbeitsplatz aus? Wenn ein Mensch mit Behinderung – statt mit anderen zu kommunizieren – sich ganz auf seine KI konzentriert, geht da nicht das Miteinander verloren?

Ihre Frage erinnert mich ein bisschen an die Frage, ob Fernsehen oder social media zu Vereinsamung führt. Ich denke nicht, dass es da eine einfache Antwort gibt, aber die Gefahr sehe ich als nicht so groß an. KI wird ein weiteres Hilfsmittel unter vielen sein. Für manche Menschen wird es ein großer Schritt sein, z.B. selbst fahrende Fahrzeuge, die bessere Bedienbarkeit von Geräten per Sprache oder die oben genannten Vereinfachungen. Aber häufig sind Barrieren vielfältig und das Miteinander weiterhin notwendig – und Sinn stiftend.

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Wenn von Künstlicher Intelligenz die Rede ist, dann meistens davon, welche großartigen technischen Erneuerungen damit verbunden sind.  Stolz wird vom breiten Spektrum der Hochleistungsrechner berichtet, die in Industrie, Medizin und Wissenschaft eingesetzt werden. Doch wobei hilft KI speziell den jungen Menschen, die im Berufsleben aus unterschiedlichen Gründen mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben? Dazu haben wir den Soziologen Dr. Bastian Pelka befragt. Er vertritt die Professur „Rehabilitationssoziologie“ an der Technischen Universität Dortmund.

 

Dr. Pelka, was kann KI für Menschen mit Behinderung tun, damit sie leichter in den Arbeitsmarkt integriert werden, speziell für junge Menschen beim Start in den Beruf?

Dr. Bastian Pellka: Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, wenn es darum geht, Sprache zu vereinfachen oder Texte zu erstellen. Viele Apps zielen darauf ab: Sie übersetzen Texte, fassen Inhalte zusammen, strukturieren sie oder schreiben mit, wenn wir etwas diktieren. Für viele Menschen ist das sehr hilfreich. Ein gutes Beispiel sind Bewerbungsschreiben. Da würde ich allen empfehlen, die dies zum ersten Mal machen und es schwierig finden: Lasst euch von einer KI unterstützen! Die KI findet Rechtschreibfehler, kann aber auch Ideen geben, was in einem Anschreiben noch fehlt.

Was ist in Sachen KI schon jetzt möglich?

Wirklich verblüffend sind vor allem die Fähigkeiten im Bereich Sprache. Ich nutze eine KI-App, in die ich meine Gedanken einfach reinspreche. Die App verwandelt diese in geschriebenen Text, übersetzt in andere Sprachen und formatiert den Text – z.B. in Listen. Das hilft nicht nur mir, sondern auch Menschen, die nicht gut lesen und schreiben oder sprechen können – oder die deutsche Sprache nicht gut beherrschen.

Andere Apps helfen beim Suchen oder Orientieren – etwa im Internet, aber auch in der Stadt oder bei der beruflichen Orientierung. Toll sind KI-Apps auch als Helfer beim Formulieren. Ich mache es manchmal so, dass ich einen Text schreibe und zwischendrin zu einer KI-App wechsle und mir Ideen für den nächsten Absatz geben lasse. Heute habe ich einen Aufsatz geschrieben. Dann musste ich noch eine Zusammenfassung verfassen – dazu habe ich einfach einer KI meinen Aufsatz gegeben und geschrieben: Ich brauche eine Zusammenfassung mit 100 Wörtern. Das klappt wirklich sehr gut und ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen davon profitieren, wenn ihnen lange Texte zusammengefasst werden.

 

Und worauf darf man in der Zukunft hoffen?

KI wird in alle Programme und alle Geräte integriert und überall sein. Aber ob man darauf hoffen kann? Ich denke: wir kommen nicht daran vorbei, also müssen wir versuchen, Entwicklungen mitzugestalten. Wie bei der Digitalisierung insgesamt gilt auch bei KI: Nicht Mitmachen geht nicht, es ist kein kurzfristiger Trend, sondern wird unser Leben nachhaltig und breit beeinflussen. Ein nächster Schritt wird sein, dass wir KI gar nicht mehr als solche wahr nehmen, sondern dass sie zum Beispiel im Browser einfach mitläuft und eine Website – wie imsauerland.de – künftig auch von KI gestaltet wird. Aus Sicht der Beseitigung von Barrieren kann das Potenziale bieten – etwa, wenn ein Nutzer z.B. seiner KI sagen kann, dass er alle Texte mit großen Buchstaben und auf dunklem Grund lesen will.

 

Bringt KI also nur Vorteile für die Menschen, die sie nutzen? Oder sind einige Menschen durch die Neuerungen auch überfordert?

Nein, KI bringt sicher nicht nur Vorteile. Das Problem der so genannten „Artefakte“ wird häufig genannt. Eine KI schreibt etwas – und wir glauben es, weil es so logisch und fehlerfrei klingt. Ich habe mir meine Tipps bei einem Tippspiel zur EM von einer KI vorschlagen lassen. Die KI hat sehr überzeugende Tipps gegeben – aber für Begegnungen, die es gar nicht gab. Es wird immer aufwändiger, solche Fehler zu erkennen und viele Menschen wird das überfordern. Wir werden Fehlern aufsitzen und dafür einen Preis zahlen. Eine weitere Überforderung: Wenn ich eine KI nutzen will, brauche ich entsprechende Geräte. Also z.B. ein Smartphone. Dessen Bedienung überfordert aber ebenfalls viele Menschen. Wenn wir hier nicht in Weiterbildung, Assistenz und einfache Geräte investieren, werden viele Menschen von der KI überfordert.

Als Soziologe sehe ich aber auch eine gesellschaftliche Gefahr: KI übernimmt Aufgaben von Menschen. Teilweise ist das praktisch – siehe oben -, teilweise hilft es bei Teilhabe – siehe auch oben -, aber insgesamt ist es auch gefährlich, wenn KI uns Aufgaben abnimmt und wir nicht wissen, wie ein Ergebnis zu Stande kommt. Wir arbeiten gerade an einer KI-App, die Behördenbriefe vereinfachen soll. Dabei ist uns wichtig, dass die App auch zeigt, wie sie was vereinfacht hat – sonst stolpern wir von der Situation, ein Schreiben nicht zu verstehen in eine Situation, wo wir nicht verstehen, ob das KI-Schreiben nun richtig ist oder nicht.

 

In welchen Bereichen wird es demnächst für junge Menschen mit Behinderungen möglich sein, eine Ausbildung zu machen. Berufe, die bisher bisher für sie unerreichbar waren?

Die Digitalisierung hat bereits vieles möglich gemacht. So können Menschen Maschinen oder digitale Systeme steuern und sich dabei auf ihre Eingabesysteme verlassen, anstatt an den Maschinen selber zu arbeiten. KI wird dies weiterführen: Menschen werden per Sprachsteuerung Maschinen bedienen können, für sie bisher schreiben oder eine Maus bedienen mussten. Das kann ich mir in vielen Berufen vorstellen. Große Potenziale sehe ich in Logistik, Handel und Fertigung. Aber auch in Beratung und Kommunikation.

 

Barrierefreiheit durch KI – eine gute Vorstellung. Wie sieht es aber z. B. mit der sozialen Komponente am Arbeitsplatz aus? Wenn ein Mensch mit Behinderung – statt mit anderen zu kommunizieren – sich ganz auf seine KI konzentriert, geht da nicht das Miteinander verloren?

Ihre Frage erinnert mich ein bisschen an die Frage, ob Fernsehen oder social media zu Vereinsamung führt. Ich denke nicht, dass es da eine einfache Antwort gibt, aber die Gefahr sehe ich als nicht so groß an. KI wird ein weiteres Hilfsmittel unter vielen sein. Für manche Menschen wird es ein großer Schritt sein, z.B. selbst fahrende Fahrzeuge, die bessere Bedienbarkeit von Geräten per Sprache oder die oben genannten Vereinfachungen. Aber häufig sind Barrieren vielfältig und das Miteinander weiterhin notwendig – und Sinn stiftend.

Wenn von Künstlicher Intelligenz die Rede ist, dann meistens davon, welche großartigen technischen Erneuerungen damit verbunden sind.  Stolz wird vom breiten Spektrum der Hochleistungsrechner berichtet, die in Industrie, Medizin und Wissenschaft eingesetzt werden. Doch wobei hilft KI speziell den jungen Menschen, die im Berufsleben aus unterschiedlichen Gründen mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben? Dazu haben wir den Soziologen Dr. Bastian Pelka befragt. Er vertritt die Professur „Rehabilitationssoziologie“ an der Technischen Universität Dortmund.

 

Dr. Pelka, was kann KI für Menschen mit Behinderung tun, damit sie leichter in den Arbeitsmarkt integriert werden, speziell für junge Menschen beim Start in den Beruf?

Dr. Bastian Pellka: Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, wenn es darum geht, Sprache zu vereinfachen oder Texte zu erstellen. Viele Apps zielen darauf ab: Sie übersetzen Texte, fassen Inhalte zusammen, strukturieren sie oder schreiben mit, wenn wir etwas diktieren. Für viele Menschen ist das sehr hilfreich. Ein gutes Beispiel sind Bewerbungsschreiben. Da würde ich allen empfehlen, die dies zum ersten Mal machen und es schwierig finden: Lasst euch von einer KI unterstützen! Die KI findet Rechtschreibfehler, kann aber auch Ideen geben, was in einem Anschreiben noch fehlt.

Was ist in Sachen KI schon jetzt möglich?

Wirklich verblüffend sind vor allem die Fähigkeiten im Bereich Sprache. Ich nutze eine KI-App, in die ich meine Gedanken einfach reinspreche. Die App verwandelt diese in geschriebenen Text, übersetzt in andere Sprachen und formatiert den Text – z.B. in Listen. Das hilft nicht nur mir, sondern auch Menschen, die nicht gut lesen und schreiben oder sprechen können – oder die deutsche Sprache nicht gut beherrschen.

Andere Apps helfen beim Suchen oder Orientieren – etwa im Internet, aber auch in der Stadt oder bei der beruflichen Orientierung. Toll sind KI-Apps auch als Helfer beim Formulieren. Ich mache es manchmal so, dass ich einen Text schreibe und zwischendrin zu einer KI-App wechsle und mir Ideen für den nächsten Absatz geben lasse. Heute habe ich einen Aufsatz geschrieben. Dann musste ich noch eine Zusammenfassung verfassen – dazu habe ich einfach einer KI meinen Aufsatz gegeben und geschrieben: Ich brauche eine Zusammenfassung mit 100 Wörtern. Das klappt wirklich sehr gut und ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen davon profitieren, wenn ihnen lange Texte zusammengefasst werden.

 

Und worauf darf man in der Zukunft hoffen?

KI wird in alle Programme und alle Geräte integriert und überall sein. Aber ob man darauf hoffen kann? Ich denke: wir kommen nicht daran vorbei, also müssen wir versuchen, Entwicklungen mitzugestalten. Wie bei der Digitalisierung insgesamt gilt auch bei KI: Nicht Mitmachen geht nicht, es ist kein kurzfristiger Trend, sondern wird unser Leben nachhaltig und breit beeinflussen. Ein nächster Schritt wird sein, dass wir KI gar nicht mehr als solche wahr nehmen, sondern dass sie zum Beispiel im Browser einfach mitläuft und eine Website – wie imsauerland.de – künftig auch von KI gestaltet wird. Aus Sicht der Beseitigung von Barrieren kann das Potenziale bieten – etwa, wenn ein Nutzer z.B. seiner KI sagen kann, dass er alle Texte mit großen Buchstaben und auf dunklem Grund lesen will.

 

Bringt KI also nur Vorteile für die Menschen, die sie nutzen? Oder sind einige Menschen durch die Neuerungen auch überfordert?

Nein, KI bringt sicher nicht nur Vorteile. Das Problem der so genannten „Artefakte“ wird häufig genannt. Eine KI schreibt etwas – und wir glauben es, weil es so logisch und fehlerfrei klingt. Ich habe mir meine Tipps bei einem Tippspiel zur EM von einer KI vorschlagen lassen. Die KI hat sehr überzeugende Tipps gegeben – aber für Begegnungen, die es gar nicht gab. Es wird immer aufwändiger, solche Fehler zu erkennen und viele Menschen wird das überfordern. Wir werden Fehlern aufsitzen und dafür einen Preis zahlen. Eine weitere Überforderung: Wenn ich eine KI nutzen will, brauche ich entsprechende Geräte. Also z.B. ein Smartphone. Dessen Bedienung überfordert aber ebenfalls viele Menschen. Wenn wir hier nicht in Weiterbildung, Assistenz und einfache Geräte investieren, werden viele Menschen von der KI überfordert.

Als Soziologe sehe ich aber auch eine gesellschaftliche Gefahr: KI übernimmt Aufgaben von Menschen. Teilweise ist das praktisch – siehe oben -, teilweise hilft es bei Teilhabe – siehe auch oben -, aber insgesamt ist es auch gefährlich, wenn KI uns Aufgaben abnimmt und wir nicht wissen, wie ein Ergebnis zu Stande kommt. Wir arbeiten gerade an einer KI-App, die Behördenbriefe vereinfachen soll. Dabei ist uns wichtig, dass die App auch zeigt, wie sie was vereinfacht hat – sonst stolpern wir von der Situation, ein Schreiben nicht zu verstehen in eine Situation, wo wir nicht verstehen, ob das KI-Schreiben nun richtig ist oder nicht.

 

In welchen Bereichen wird es demnächst für junge Menschen mit Behinderungen möglich sein, eine Ausbildung zu machen. Berufe, die bisher bisher für sie unerreichbar waren?

Die Digitalisierung hat bereits vieles möglich gemacht. So können Menschen Maschinen oder digitale Systeme steuern und sich dabei auf ihre Eingabesysteme verlassen, anstatt an den Maschinen selber zu arbeiten. KI wird dies weiterführen: Menschen werden per Sprachsteuerung Maschinen bedienen können, für sie bisher schreiben oder eine Maus bedienen mussten. Das kann ich mir in vielen Berufen vorstellen. Große Potenziale sehe ich in Logistik, Handel und Fertigung. Aber auch in Beratung und Kommunikation.

 

Barrierefreiheit durch KI – eine gute Vorstellung. Wie sieht es aber z. B. mit der sozialen Komponente am Arbeitsplatz aus? Wenn ein Mensch mit Behinderung – statt mit anderen zu kommunizieren – sich ganz auf seine KI konzentriert, geht da nicht das Miteinander verloren?

Ihre Frage erinnert mich ein bisschen an die Frage, ob Fernsehen oder social media zu Vereinsamung führt. Ich denke nicht, dass es da eine einfache Antwort gibt, aber die Gefahr sehe ich als nicht so groß an. KI wird ein weiteres Hilfsmittel unter vielen sein. Für manche Menschen wird es ein großer Schritt sein, z.B. selbst fahrende Fahrzeuge, die bessere Bedienbarkeit von Geräten per Sprache oder die oben genannten Vereinfachungen. Aber häufig sind Barrieren vielfältig und das Miteinander weiterhin notwendig – und Sinn stiftend.

Wenn von Künstlicher Intelligenz die Rede ist, dann meistens davon, welche großartigen technischen Erneuerungen damit verbunden sind.  Stolz wird vom breiten Spektrum der Hochleistungsrechner berichtet, die in Industrie, Medizin und Wissenschaft eingesetzt werden. Doch wobei hilft KI speziell den jungen Menschen, die im Berufsleben aus unterschiedlichen Gründen mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben? Dazu haben wir den Soziologen Dr. Bastian Pelka befragt. Er vertritt die Professur „Rehabilitationssoziologie“ an der Technischen Universität Dortmund.

 

Dr. Pelka, was kann KI für Menschen mit Behinderung tun, damit sie leichter in den Arbeitsmarkt integriert werden, speziell für junge Menschen beim Start in den Beruf?

Dr. Bastian Pellka: Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, wenn es darum geht, Sprache zu vereinfachen oder Texte zu erstellen. Viele Apps zielen darauf ab: Sie übersetzen Texte, fassen Inhalte zusammen, strukturieren sie oder schreiben mit, wenn wir etwas diktieren. Für viele Menschen ist das sehr hilfreich. Ein gutes Beispiel sind Bewerbungsschreiben. Da würde ich allen empfehlen, die dies zum ersten Mal machen und es schwierig finden: Lasst euch von einer KI unterstützen! Die KI findet Rechtschreibfehler, kann aber auch Ideen geben, was in einem Anschreiben noch fehlt.

Was ist in Sachen KI schon jetzt möglich?

Wirklich verblüffend sind vor allem die Fähigkeiten im Bereich Sprache. Ich nutze eine KI-App, in die ich meine Gedanken einfach reinspreche. Die App verwandelt diese in geschriebenen Text, übersetzt in andere Sprachen und formatiert den Text – z.B. in Listen. Das hilft nicht nur mir, sondern auch Menschen, die nicht gut lesen und schreiben oder sprechen können – oder die deutsche Sprache nicht gut beherrschen.

Andere Apps helfen beim Suchen oder Orientieren – etwa im Internet, aber auch in der Stadt oder bei der beruflichen Orientierung. Toll sind KI-Apps auch als Helfer beim Formulieren. Ich mache es manchmal so, dass ich einen Text schreibe und zwischendrin zu einer KI-App wechsle und mir Ideen für den nächsten Absatz geben lasse. Heute habe ich einen Aufsatz geschrieben. Dann musste ich noch eine Zusammenfassung verfassen – dazu habe ich einfach einer KI meinen Aufsatz gegeben und geschrieben: Ich brauche eine Zusammenfassung mit 100 Wörtern. Das klappt wirklich sehr gut und ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen davon profitieren, wenn ihnen lange Texte zusammengefasst werden.

 

Und worauf darf man in der Zukunft hoffen?

KI wird in alle Programme und alle Geräte integriert und überall sein. Aber ob man darauf hoffen kann? Ich denke: wir kommen nicht daran vorbei, also müssen wir versuchen, Entwicklungen mitzugestalten. Wie bei der Digitalisierung insgesamt gilt auch bei KI: Nicht Mitmachen geht nicht, es ist kein kurzfristiger Trend, sondern wird unser Leben nachhaltig und breit beeinflussen. Ein nächster Schritt wird sein, dass wir KI gar nicht mehr als solche wahr nehmen, sondern dass sie zum Beispiel im Browser einfach mitläuft und eine Website – wie imsauerland.de – künftig auch von KI gestaltet wird. Aus Sicht der Beseitigung von Barrieren kann das Potenziale bieten – etwa, wenn ein Nutzer z.B. seiner KI sagen kann, dass er alle Texte mit großen Buchstaben und auf dunklem Grund lesen will.

 

Bringt KI also nur Vorteile für die Menschen, die sie nutzen? Oder sind einige Menschen durch die Neuerungen auch überfordert?

Nein, KI bringt sicher nicht nur Vorteile. Das Problem der so genannten „Artefakte“ wird häufig genannt. Eine KI schreibt etwas – und wir glauben es, weil es so logisch und fehlerfrei klingt. Ich habe mir meine Tipps bei einem Tippspiel zur EM von einer KI vorschlagen lassen. Die KI hat sehr überzeugende Tipps gegeben – aber für Begegnungen, die es gar nicht gab. Es wird immer aufwändiger, solche Fehler zu erkennen und viele Menschen wird das überfordern. Wir werden Fehlern aufsitzen und dafür einen Preis zahlen. Eine weitere Überforderung: Wenn ich eine KI nutzen will, brauche ich entsprechende Geräte. Also z.B. ein Smartphone. Dessen Bedienung überfordert aber ebenfalls viele Menschen. Wenn wir hier nicht in Weiterbildung, Assistenz und einfache Geräte investieren, werden viele Menschen von der KI überfordert.

Als Soziologe sehe ich aber auch eine gesellschaftliche Gefahr: KI übernimmt Aufgaben von Menschen. Teilweise ist das praktisch – siehe oben -, teilweise hilft es bei Teilhabe – siehe auch oben -, aber insgesamt ist es auch gefährlich, wenn KI uns Aufgaben abnimmt und wir nicht wissen, wie ein Ergebnis zu Stande kommt. Wir arbeiten gerade an einer KI-App, die Behördenbriefe vereinfachen soll. Dabei ist uns wichtig, dass die App auch zeigt, wie sie was vereinfacht hat – sonst stolpern wir von der Situation, ein Schreiben nicht zu verstehen in eine Situation, wo wir nicht verstehen, ob das KI-Schreiben nun richtig ist oder nicht.

 

In welchen Bereichen wird es demnächst für junge Menschen mit Behinderungen möglich sein, eine Ausbildung zu machen. Berufe, die bisher bisher für sie unerreichbar waren?

Die Digitalisierung hat bereits vieles möglich gemacht. So können Menschen Maschinen oder digitale Systeme steuern und sich dabei auf ihre Eingabesysteme verlassen, anstatt an den Maschinen selber zu arbeiten. KI wird dies weiterführen: Menschen werden per Sprachsteuerung Maschinen bedienen können, für sie bisher schreiben oder eine Maus bedienen mussten. Das kann ich mir in vielen Berufen vorstellen. Große Potenziale sehe ich in Logistik, Handel und Fertigung. Aber auch in Beratung und Kommunikation.

 

Barrierefreiheit durch KI – eine gute Vorstellung. Wie sieht es aber z. B. mit der sozialen Komponente am Arbeitsplatz aus? Wenn ein Mensch mit Behinderung – statt mit anderen zu kommunizieren – sich ganz auf seine KI konzentriert, geht da nicht das Miteinander verloren?

Ihre Frage erinnert mich ein bisschen an die Frage, ob Fernsehen oder social media zu Vereinsamung führt. Ich denke nicht, dass es da eine einfache Antwort gibt, aber die Gefahr sehe ich als nicht so groß an. KI wird ein weiteres Hilfsmittel unter vielen sein. Für manche Menschen wird es ein großer Schritt sein, z.B. selbst fahrende Fahrzeuge, die bessere Bedienbarkeit von Geräten per Sprache oder die oben genannten Vereinfachungen. Aber häufig sind Barrieren vielfältig und das Miteinander weiterhin notwendig – und Sinn stiftend.

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