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AUF ZUR SCHNAD‘!
Wenn Ihnen auf den Briloner Höhen ein Lindwurm von Tausenden von Wanderern entgegenkommt, können Sie erfahren, was es heißt, ein echter Sauerländer zu sein.
Text: Christel Zidi Foto: Georg Hennecke
Denn erst, wer schon gepoaläst“ wurde, bzw. gestutzäst, wie man in Brilon sagt, ist ein vollwertiges Mitglied der Gemeinde.
Poaläsen, Stutzäsen, Poalbürger, Schnade – natürlich sind Ihnen diese Begriffe schon einmal begegnet. Und als echter Westfale ist einem auch der Schnadegang bekannt. Das Wort Schnade kommt aus dem Niederdeutschen und bezeichnet die Grenze eines Flurstücks Diese Grenze war früher durch Bäche, Hecken und Waldschneisen markiert, manchmal auch durch eigens dafür gepflanzte und markierte Bäume. Später ging man dazu über, Grenzsteine zu setzen. Doch es gab immer wieder Spitzbuben, die diese Grenzen verrückten.
Um zu kontrollieren, ob die Grenzen eingehalten werden, gehen die Männer eines Ortes deshalb schon seit Jahrhunderten alle ein oder zwei Jahre diese Grenzen ab. Das war anfangs eine sehr förmliche Grenzbegehung, die sich aber im Laufe der Zeit zu einem echten Volksfest entwickelt hat. Traditionsgemäß sind es ausschließlich Männer, die zum Schnadegang zugelassen sind. Frauen sind meist erst auf dem Lagerplatz zugelassen, wo dann ein zünftiges Waldfest stattfindet
Die bekanntesten Schnaden gibt es in Brilon, Ense, Arnsberg, Neheim-Hüsten, Medebach, Meschede; Olsberg und Warstein.
Wenn Sie Neubürger sind, sollten Sie wissen, was auf Sie zukommen kann. Dann kann es passieren, dass sie von einigen Schnadgängern („Schnadloipers) hochgehoben und über einen Grenzstein gehalten werden. Dann lässt man Ihr Hinterteil, ihren „Ääs“ mehrmals – mehr oder weniger – leicht auf den Stein (Poal) prassen. Wo sich der Grenzstein ihres neuen Heimatortes befindet, werden Sie so wohl kaum mehr vergessen.