Berufe in Familiennamen
Text: Christel Zidi
Drei bekannte Gesichter, wie sie unterschiedlicher kaum sein können: Kaia Gerber, Tochter des Supermodels Cindy Crawford und mittlerweile selbst erfolgreiches Fotomodel, der Sänger und Songwriter Mark Forster und der Landrat des Hochsauerlandkreises, Dr. Karl Schneider. Was die drei gemeinsam haben: Sie tragen einen Familiennamen, der darauf schließen lässt, dass ihre Urahnen einem alten Handwerksberuf nachgegangen sind.
Würde ein Postbote, der im ganzen Sauerland seine Briefe ausgetragen hat, gefragt, ob er die Familien Braun oder Brieden kennt, könnte er beide gleich nach Winterberg verorten, die Familiennamen Gerlach und Grosche nach Hallenberg. Nicht anders im Mescheder Land: Die Hengesbach, Tillmanns gehören ganz klar nach Eversberg, die Heinemanns, Hanses und Steilmanns nach Remblinghausen und die umliegenden Dörfer. Wenn er Familiennamen aus dem Raum Eslohe/Schmallenberg aufzählen soll, fallen ihm gleich die Namen Klauke, Kremer, Falke, Hoffmann, Mönig und Wüllner ein. Und beim Stichwort Brilon: Balkenhol, Gercken und Padberg.
Nicht, dass es in anderen Orten nicht dieselben oder ähnliche Namen gibt, nur in diesen Orten fallen sie durch ihre Häufigkeit auf. Schwieriger wird es für ihn, wenn es um Namen wie Becker, Bauer, Meyer, Müller und Schäfer geht, denn Menschen mit den entsprechenden Berufen gab es in den meisten etwas größeren Ortschaften.
Als im Mittelalter die Nachnamen eingeführt wurden, war das in den meisten Fällen der Beruf des Familienoberhauptes, oft auch sein Vorname (Friedrichs, Hansen, Tillmann), eine seiner Eigenschaften (Kühn, Rother, Langer oder Klauke (= der Kluge)), sein Wohnort (Bachmann, Berger) oder seine Herkunft (z. B. Brieden = Stadt in Rheinland-Pfalz).
Auch wenn die Schreibweise manchmal unterschiedlich ist, lässt sich doch bei vielen Namen die Herkunft leicht erraten: Der Töpfer, der auch Krüge herstellte, bekam dann den Namen Kröger oder Krüger. Der Kirchenschatzverwalter war der Custos, auch Köster oder Küster genannt. Der Name Mönig ist abgeleitet vom lateinischen Wort für Mönch. Trägt jemand den Familiennamen Sommer oder Winter, so kann dieser auch von den beruflichen Beziehungen zur Jahreszeit abgeleitet sein: der Sommerbäcker oder der Winterhöker (Höker = Kleinkaufmann).
Andere Namen kommen zwar sehr häufig vor, der Beruf, der dahintersteht, ist aber entweder ausgestorben oder nicht mehr jedem bekannt: Wer Schmidt (Schmitt, Schmitz) heißt, hatte sicherlich einen Schmied in seiner Ahnenreihe. Hatte dieser dann hauptsächlich mit Nägeln zu tun, war es der Nagelschmied.
Verwalter
Häufig gibt es Nachnamen, deren Ursprung in der Verwaltung liegt: Herrn Meyers (Meier, Maier, Meyer) Erz-Ahn war vermutlich der Oberbauer des Ortes und die Schulzes sind auf den Ortsvorsteher bzw. Bürgermeister zurückzuführen. Andere Nachnamen, die auf Verwaltungsämter schließen lassen, sind Hofmann (Hovemann), Kellner, Vogt und Richter. Der Name Schlüter ging aus Sluiter (Gebäude- und Schatzverwalters) hervor. Und auch der Förster/Forster, der Verwalter des Forstes gehört in diesen Bereich. In Fall des Sängers Marc Forster lässt der Name allerdings keine Rückschlüsse auf den Beruf seines Urahns zu, sondern der gebürtige Pole, der eigentlich Ćwiertnia (= Quartal) heißt, hat sich den Namen Forster als Künstlernamen gegeben.
Kaufleute
Ein Krämer, Kremer oder Kramer war ein Kleinhändler bzw. der Schankwirt. Hatte er seinen Laden an einer Straßenecke, wurde daraus der Winkler oder Winkelmann. Wenn die Händler oft in Bayern unterwegs waren, nannte man sie auch entsprechend (Baier, Beyer). War der Kaufmann auf nur ein Produkt spezialisiert, sah man das auch dem Namen an: Mehlmann, Salzmann oder Eppler (Apfelverkäufer). Der Name Grosche gehörte zu einem Geldwechsler, der eben oft einen Groschen in der Hand hielt.
Landwirtschaft / Lebensmittel
Vom Familiennamen auf eine etwaige Verwandtschaft zu schließen, kann Familienforscher schnell auf eine falsche Fährte führen, schließlich gab es in fast jedem Dorf einen Bäcker, Bauer oder Ackermann, Fleischmann, Müller oder Schäfer, einen Fischer, Jäger und Schäfer. Den Müller bezeichnete man je nach Region auch als Stoiber oder Stauber. Der Name Schröder leitet sich aus dem alten Wort für schneiden (= schröden bzw. schröten) ab.
Manche Namen sind sehr irreführend. Wer kommt schon darauf, was der Nonnenmacher machte? Nonnen? Natürlich nicht. Der Name entstand aus dem mittelhochdeutschen Wort für den kastrierten Eber: Nunne. Das alte Wort für einen verschnittenen Eber war „Barc“. Daraus leiteten sich viele Namen ab, die mit Ber-, Beer-, Bern, Bär- beginnen.
Fuhrwerke
Die Zeit der Holzräder und Kutschen ist längst vorbei, doch Familien mit dem Namen Fuhrmann gibt es so einige. Auch kennt man auch den Beruf des Wagenradbauers oder Stellmachers kaum noch. Daraus entstanden die Namen Wagner und Wegener.
Handwerker
Namen, die mit Metallberufen zu tun haben, sind Schmied, Schlosser, Kessler, Kannen- und Zinngießer und Gürtler. Mit Holz hatten Küfer und Böttcher zu tun, die Fässer und Bottiche machten (auch der Fassbinder) sowie Schreiner und Tischler. Und der, der aus Holz Löffel schnitzte war eben der Löffler. Berufsnamen aus dem Bauwesen sind neben Baumann auch Decker/Schindler (Dachdecker) sowie Maurer und Ziegler (Ziegelbrenner).
Für die Kleidung brauchte man Kürschner (Pelzer), Weber, Färber, Tuchscherer und natürlich den Schneider. Die Wullenweber und Wüllner verarbeiteten Wolle. Ein Schubert gehörte zur Gruppe der Schuhmacher bzw. Schuster. Diese bekamen ihr Material vom Gerber (Lederer), der das Leder vorbereitet. Man kann also schon vom Namen her davon ausgehen, dass die Vorfahren des Models Kaia Gerber auch aus Deutschland kamen.
Die Namen Barbier oder Bartscherer findet ebenfalls häufig, neuerdings auch immer öfter den Beruf, da in den letzten Jahren viele Barbershops öffneten. Barbiere und auch Bader (die “Ärzte des kleinen Mannes”) kümmerten sich nicht nur um das Barthaar, sondern mussten auch schon mal einen Zahn ziehen.
Wer den Nachnamen Köhler trägt, wir Vorfahren haben, die dem Köhlerhandwerk nachgegangen sein, also in einem Kohlenmeiler Holzkohle herstellten. Die Köhler lebten meist tief im Wald, in einer Köhlerhütte. Sehr einsam werden sie nicht gewesen sein, denn der Name Köhler ist weit verbreitet.