Martin J. Kunz nimmt das Schallplattencover aus dem Regal, wirft einen Blick darauf, hält das Cover im 90-Grad-Winkel nach links, damit die Hülle mit der Vinylscheibe hinausgleiten kann. Er nimmt die Platte aus der Innenhülle, legt sie auf den Plattenspieler. Nun ergreift er den Tonarm. Eine kleine Rückwärtsbewegung, dann setzt er den Tonarm auf die Anfangsrille. Nun kann er sich in einen Sessel setzen, sich zurücklehnen, genießen. 

Text: Helmut Gaida, Fotos: Philipp Nolte 

„Allesamt Rituale, die uns auch wieder entschleunigen und dazu bringen, Dinge bewusst und aufmerksam zu machen“, verrät der 66-Jährige. „Der Klang einer guten Schallplatte ist auch durch noch so gute Audio-CDs nicht erreichbar; MP3 und Streaming-Dienste bieten ohnehin nur datenreduzierte Musikinformationen an.“ Martin J. Kunz möchte dem Original aus dem Konzertsaal, dem Club oder eines Open-Air-Konzertes so nahe wie möglich kommen, dafür gab und gibt es auch heute für ihn nur ein Medium: die Vinyl-Schallplatte oder ein Originalmitschnitt auf Tonband. Auswahl hat er genügend: Über 3000 Schallplatten aus den Bereichen Blues, Jazz, Rock und Klassik werden immer wieder gerne hervorgezogen und aufgelegt. Blues und der ursprüngliche Jazz sind seine Favoriten. 

 

Analoges Sehen und Hören 

Martin J. Kunz lebt das, was er auch in seinem 2021 erschienenen Buch „Analoges Sehen und Analoges Hören“ beschrieben hat. Seit er im Ruhestand ist, kann er sich voll seinen Lieblingsbeschäftigungen widmen. Kunz, der ursprünglich Lehrer Sekundarstufe I für Kunst und Geografie, war, dann Diplom-Betriebswirt und Geschäftsführer in einem weltweit agierenden Maschinenbauunternehmen, ist 2005 aus Dortmund nach Möhnesee-Völlinghausen gekommen. Was ihm die Fotografie gibt, erklärt er so: „In allererster Linie Entschleunigung, dann aber auch neugierig sein und dem Unbekannten folgen, überrascht zu werden.“ 

 

„Schärfe allein reicht nicht“ (Martin J. Kunz) 

Anfang der 1970er Jahre fotografierte er viel analog, stieg dann Anfang 2003 in die digitale Fotografie ein: „Das Fotografieren ist dann mehr und mehr zu Urlaubsfotografie verkommen“. Jetzt ist er wieder zu den Anfängen zurückgekehrt. Das heißt nicht ganz. Er fotografiert mit modernen Kameras und setzt denen analoge Objektive auf. Man könnte meinen, dass man mit einer digitalen Kamera doch eigentlich bessere Fotos machen könnte…?  

„‚Bessere Fotos’ ist sicherlich eine Frage der Definition. Streng genommen entscheiden im Wesentlichen Motivwahl in Kombination mit der Bildkomposition, Farbauswahl und die bewusste Gestaltung von Bildschärfe und -unschärfe darüber, dass eine größere Anzahl von Betrachtern ein Foto als wirklich ansprechend, herausfordernd und Geschichten erzählend erachten. Das sind meines Erachtens die „besten“ Fotos. Also Schärfe allein, viele bunte Farben und Bildgegenstände, möglichst noch im Weitwinkelbereich, um möglichst viel ins Bild zu pressen, reicht nicht. Man kann nicht einfach auf den Auslöser der Kamera drücken oder die fingerprintintensive Stelle beim mobilen Telefon und es kommt ein “perfektes“ Foto heraus. Man muss sich ganz bewusst Gedanken machen über die Blende, die Verschlusszeit. Und wenn man sich dann gedanklich schon so sehr mit der Fotografie beschäftigt, entwickelt man auch auf einmal wieder ein Auge für Motiv-Auswahl, Komposition und Schärfe bzw. Unschärfe im Bild. Das entschleunigt gewaltig und macht Dinge und Situationen wieder bewusst wahrnehmbar.“ 

Eine spannende Kombination 

Der Hobbyfotograf nutzt weiter moderne Digitalkameras, weil diese sehr scharfe, bestens ausgeleuchtete und mit der nötigen Pixeldichte auch ins Unermessliche vergrößerbare Fotos machen können. Seit 2020 kommen alte Objektive, die er liebevoll auch als „Altglas“ bezeichnet, mit ins Spiel. Viele von Ihnen verfügen über ganz eigene Macken, die oft in der Zeit, wo sie noch als Neuware gekauft wurden (überwiegend 1950er bis 1970er Jahre und vor 1950) als Mängel angesehen wurden. Fehlende oder nur mäßige Glasvergütungen, eine nur geringe Anzahl von Linsen im Objektiv, dafür aber eine meist hochwertige Verarbeitung aus Metall und Sonderlegierungen (kein Plastik) machen gerade den oftmals überraschenden Reiz dieser alten Optiken aus. Wenn er mit seiner alten doppeläugigen Weltaflex-Kamera von 1956 unterwegs ist, wird er oft erstaunt angesprochen, was das denn für ein Fotoapparat wäre. 

 

Technisch ist die Adaptierung an moderne Digitalkameras (DSLR bzw. DSLM) die eigentliche Herausforderung. Unterschiedliche Auflagemaße und Bajonett- oder Schraubanschlüsse machen spezielle Adapter nötig. Kunz besitzt Adapter für ca. zwei Dutzend verschiedene Auflagemaße und Objektivanschlüsse. Auch alte 16mm-Filmkamera-Objektive oder Projektor-Objektive (Dia und Film) lassen sich adaptieren. Dazu gibt Martin J. Kunz in seinem Buch eine gute Anleitung, ohne zu technisch zu werden. Gern steht er auch beratend zur Seite. 

Seit Ende letzten Jahres widmet Kunz sich auch den Anfängen der Konsumer-Fotografie; der rein analogen Fotografie mit analogen Kameras und Filmen. Hier fotografiert er mit Rollfilmen im 6x6-Format. Oft mit alten, längst abgelaufenen Filmen, aber „mit den entsprechenden Überraschungsmomenten nach der Entwicklung“.  

 

Motive findet der Hobbyfotograf reichlich: „Der heimische Garten und das nähere Umfeld mit Möhnesee, Soest und anderen Orten im Kreis Soest waren coronabedingt der Tummelplatz für die Altglasfotografie.“ Florale Motive und auch die Architektur waren seine Hauptmotive. Zukünftig will er sich verstärkt der street photography widmen und das insbesondere im rein analogen Einsatz von Kameras und Objektiven. 

 

Seine beiden Hobbys erfüllen ihn mit viel Freude, lassen Martin J. Kunz aber auch Platz für das Dorfgemeinschaftsleben. Der Katholik engagiert sich in der evangelischen Kirche als gläubiger Ökumene. Außerdem ist er im Kirchbauverein, der die Gemeinde in Körbecke und Völlinghausen bei notwendigen Investitionen unterstützt und hilft ehrenamtlich im DORV-Laden, den seine Frau – ebenfalls ehrenamtlich – als Geschäftsführerin leitet. Hier macht er Besorgungsfahrten und die wöchentliche Angebotsgestaltung  und -erstellung.  

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Martin J. Kunz nimmt das Schallplattencover aus dem Regal, wirft einen Blick darauf, hält das Cover im 90-Grad-Winkel nach links, damit die Hülle mit der Vinylscheibe hinausgleiten kann. Er nimmt die Platte aus der Innenhülle, legt sie auf den Plattenspieler. Nun ergreift er den Tonarm. Eine kleine Rückwärtsbewegung, dann setzt er den Tonarm auf die Anfangsrille. Nun kann er sich in einen Sessel setzen, sich zurücklehnen, genießen. 

Text: Helmut Gaida, Fotos: Philipp Nolte 

„Allesamt Rituale, die uns auch wieder entschleunigen und dazu bringen, Dinge bewusst und aufmerksam zu machen“, verrät der 66-Jährige. „Der Klang einer guten Schallplatte ist auch durch noch so gute Audio-CDs nicht erreichbar; MP3 und Streaming-Dienste bieten ohnehin nur datenreduzierte Musikinformationen an.“ Martin J. Kunz möchte dem Original aus dem Konzertsaal, dem Club oder eines Open-Air-Konzertes so nahe wie möglich kommen, dafür gab und gibt es auch heute für ihn nur ein Medium: die Vinyl-Schallplatte oder ein Originalmitschnitt auf Tonband. Auswahl hat er genügend: Über 3000 Schallplatten aus den Bereichen Blues, Jazz, Rock und Klassik werden immer wieder gerne hervorgezogen und aufgelegt. Blues und der ursprüngliche Jazz sind seine Favoriten. 

 

Analoges Sehen und Hören 

Martin J. Kunz lebt das, was er auch in seinem 2021 erschienenen Buch „Analoges Sehen und Analoges Hören“ beschrieben hat. Seit er im Ruhestand ist, kann er sich voll seinen Lieblingsbeschäftigungen widmen. Kunz, der ursprünglich Lehrer Sekundarstufe I für Kunst und Geografie, war, dann Diplom-Betriebswirt und Geschäftsführer in einem weltweit agierenden Maschinenbauunternehmen, ist 2005 aus Dortmund nach Möhnesee-Völlinghausen gekommen. Was ihm die Fotografie gibt, erklärt er so: „In allererster Linie Entschleunigung, dann aber auch neugierig sein und dem Unbekannten folgen, überrascht zu werden.“ 

 

„Schärfe allein reicht nicht“ (Martin J. Kunz) 

Anfang der 1970er Jahre fotografierte er viel analog, stieg dann Anfang 2003 in die digitale Fotografie ein: „Das Fotografieren ist dann mehr und mehr zu Urlaubsfotografie verkommen“. Jetzt ist er wieder zu den Anfängen zurückgekehrt. Das heißt nicht ganz. Er fotografiert mit modernen Kameras und setzt denen analoge Objektive auf. Man könnte meinen, dass man mit einer digitalen Kamera doch eigentlich bessere Fotos machen könnte…?  

„‚Bessere Fotos’ ist sicherlich eine Frage der Definition. Streng genommen entscheiden im Wesentlichen Motivwahl in Kombination mit der Bildkomposition, Farbauswahl und die bewusste Gestaltung von Bildschärfe und -unschärfe darüber, dass eine größere Anzahl von Betrachtern ein Foto als wirklich ansprechend, herausfordernd und Geschichten erzählend erachten. Das sind meines Erachtens die „besten“ Fotos. Also Schärfe allein, viele bunte Farben und Bildgegenstände, möglichst noch im Weitwinkelbereich, um möglichst viel ins Bild zu pressen, reicht nicht. Man kann nicht einfach auf den Auslöser der Kamera drücken oder die fingerprintintensive Stelle beim mobilen Telefon und es kommt ein “perfektes“ Foto heraus. Man muss sich ganz bewusst Gedanken machen über die Blende, die Verschlusszeit. Und wenn man sich dann gedanklich schon so sehr mit der Fotografie beschäftigt, entwickelt man auch auf einmal wieder ein Auge für Motiv-Auswahl, Komposition und Schärfe bzw. Unschärfe im Bild. Das entschleunigt gewaltig und macht Dinge und Situationen wieder bewusst wahrnehmbar.“ 

Eine spannende Kombination 

Der Hobbyfotograf nutzt weiter moderne Digitalkameras, weil diese sehr scharfe, bestens ausgeleuchtete und mit der nötigen Pixeldichte auch ins Unermessliche vergrößerbare Fotos machen können. Seit 2020 kommen alte Objektive, die er liebevoll auch als „Altglas“ bezeichnet, mit ins Spiel. Viele von Ihnen verfügen über ganz eigene Macken, die oft in der Zeit, wo sie noch als Neuware gekauft wurden (überwiegend 1950er bis 1970er Jahre und vor 1950) als Mängel angesehen wurden. Fehlende oder nur mäßige Glasvergütungen, eine nur geringe Anzahl von Linsen im Objektiv, dafür aber eine meist hochwertige Verarbeitung aus Metall und Sonderlegierungen (kein Plastik) machen gerade den oftmals überraschenden Reiz dieser alten Optiken aus. Wenn er mit seiner alten doppeläugigen Weltaflex-Kamera von 1956 unterwegs ist, wird er oft erstaunt angesprochen, was das denn für ein Fotoapparat wäre. 

 

Technisch ist die Adaptierung an moderne Digitalkameras (DSLR bzw. DSLM) die eigentliche Herausforderung. Unterschiedliche Auflagemaße und Bajonett- oder Schraubanschlüsse machen spezielle Adapter nötig. Kunz besitzt Adapter für ca. zwei Dutzend verschiedene Auflagemaße und Objektivanschlüsse. Auch alte 16mm-Filmkamera-Objektive oder Projektor-Objektive (Dia und Film) lassen sich adaptieren. Dazu gibt Martin J. Kunz in seinem Buch eine gute Anleitung, ohne zu technisch zu werden. Gern steht er auch beratend zur Seite. 

Seit Ende letzten Jahres widmet Kunz sich auch den Anfängen der Konsumer-Fotografie; der rein analogen Fotografie mit analogen Kameras und Filmen. Hier fotografiert er mit Rollfilmen im 6x6-Format. Oft mit alten, längst abgelaufenen Filmen, aber „mit den entsprechenden Überraschungsmomenten nach der Entwicklung“.  

 

Motive findet der Hobbyfotograf reichlich: „Der heimische Garten und das nähere Umfeld mit Möhnesee, Soest und anderen Orten im Kreis Soest waren coronabedingt der Tummelplatz für die Altglasfotografie.“ Florale Motive und auch die Architektur waren seine Hauptmotive. Zukünftig will er sich verstärkt der street photography widmen und das insbesondere im rein analogen Einsatz von Kameras und Objektiven. 

 

Seine beiden Hobbys erfüllen ihn mit viel Freude, lassen Martin J. Kunz aber auch Platz für das Dorfgemeinschaftsleben. Der Katholik engagiert sich in der evangelischen Kirche als gläubiger Ökumene. Außerdem ist er im Kirchbauverein, der die Gemeinde in Körbecke und Völlinghausen bei notwendigen Investitionen unterstützt und hilft ehrenamtlich im DORV-Laden, den seine Frau – ebenfalls ehrenamtlich – als Geschäftsführerin leitet. Hier macht er Besorgungsfahrten und die wöchentliche Angebotsgestaltung  und -erstellung.  

Martin J. Kunz nimmt das Schallplattencover aus dem Regal, wirft einen Blick darauf, hält das Cover im 90-Grad-Winkel nach links, damit die Hülle mit der Vinylscheibe hinausgleiten kann. Er nimmt die Platte aus der Innenhülle, legt sie auf den Plattenspieler. Nun ergreift er den Tonarm. Eine kleine Rückwärtsbewegung, dann setzt er den Tonarm auf die Anfangsrille. Nun kann er sich in einen Sessel setzen, sich zurücklehnen, genießen. 

Text: Helmut Gaida, Fotos: Philipp Nolte 

„Allesamt Rituale, die uns auch wieder entschleunigen und dazu bringen, Dinge bewusst und aufmerksam zu machen“, verrät der 66-Jährige. „Der Klang einer guten Schallplatte ist auch durch noch so gute Audio-CDs nicht erreichbar; MP3 und Streaming-Dienste bieten ohnehin nur datenreduzierte Musikinformationen an.“ Martin J. Kunz möchte dem Original aus dem Konzertsaal, dem Club oder eines Open-Air-Konzertes so nahe wie möglich kommen, dafür gab und gibt es auch heute für ihn nur ein Medium: die Vinyl-Schallplatte oder ein Originalmitschnitt auf Tonband. Auswahl hat er genügend: Über 3000 Schallplatten aus den Bereichen Blues, Jazz, Rock und Klassik werden immer wieder gerne hervorgezogen und aufgelegt. Blues und der ursprüngliche Jazz sind seine Favoriten. 

 

Analoges Sehen und Hören 

Martin J. Kunz lebt das, was er auch in seinem 2021 erschienenen Buch „Analoges Sehen und Analoges Hören“ beschrieben hat. Seit er im Ruhestand ist, kann er sich voll seinen Lieblingsbeschäftigungen widmen. Kunz, der ursprünglich Lehrer Sekundarstufe I für Kunst und Geografie, war, dann Diplom-Betriebswirt und Geschäftsführer in einem weltweit agierenden Maschinenbauunternehmen, ist 2005 aus Dortmund nach Möhnesee-Völlinghausen gekommen. Was ihm die Fotografie gibt, erklärt er so: „In allererster Linie Entschleunigung, dann aber auch neugierig sein und dem Unbekannten folgen, überrascht zu werden.“ 

 

„Schärfe allein reicht nicht“ (Martin J. Kunz) 

Anfang der 1970er Jahre fotografierte er viel analog, stieg dann Anfang 2003 in die digitale Fotografie ein: „Das Fotografieren ist dann mehr und mehr zu Urlaubsfotografie verkommen“. Jetzt ist er wieder zu den Anfängen zurückgekehrt. Das heißt nicht ganz. Er fotografiert mit modernen Kameras und setzt denen analoge Objektive auf. Man könnte meinen, dass man mit einer digitalen Kamera doch eigentlich bessere Fotos machen könnte…?  

„‚Bessere Fotos’ ist sicherlich eine Frage der Definition. Streng genommen entscheiden im Wesentlichen Motivwahl in Kombination mit der Bildkomposition, Farbauswahl und die bewusste Gestaltung von Bildschärfe und -unschärfe darüber, dass eine größere Anzahl von Betrachtern ein Foto als wirklich ansprechend, herausfordernd und Geschichten erzählend erachten. Das sind meines Erachtens die „besten“ Fotos. Also Schärfe allein, viele bunte Farben und Bildgegenstände, möglichst noch im Weitwinkelbereich, um möglichst viel ins Bild zu pressen, reicht nicht. Man kann nicht einfach auf den Auslöser der Kamera drücken oder die fingerprintintensive Stelle beim mobilen Telefon und es kommt ein “perfektes“ Foto heraus. Man muss sich ganz bewusst Gedanken machen über die Blende, die Verschlusszeit. Und wenn man sich dann gedanklich schon so sehr mit der Fotografie beschäftigt, entwickelt man auch auf einmal wieder ein Auge für Motiv-Auswahl, Komposition und Schärfe bzw. Unschärfe im Bild. Das entschleunigt gewaltig und macht Dinge und Situationen wieder bewusst wahrnehmbar.“ 

Eine spannende Kombination 

Der Hobbyfotograf nutzt weiter moderne Digitalkameras, weil diese sehr scharfe, bestens ausgeleuchtete und mit der nötigen Pixeldichte auch ins Unermessliche vergrößerbare Fotos machen können. Seit 2020 kommen alte Objektive, die er liebevoll auch als „Altglas“ bezeichnet, mit ins Spiel. Viele von Ihnen verfügen über ganz eigene Macken, die oft in der Zeit, wo sie noch als Neuware gekauft wurden (überwiegend 1950er bis 1970er Jahre und vor 1950) als Mängel angesehen wurden. Fehlende oder nur mäßige Glasvergütungen, eine nur geringe Anzahl von Linsen im Objektiv, dafür aber eine meist hochwertige Verarbeitung aus Metall und Sonderlegierungen (kein Plastik) machen gerade den oftmals überraschenden Reiz dieser alten Optiken aus. Wenn er mit seiner alten doppeläugigen Weltaflex-Kamera von 1956 unterwegs ist, wird er oft erstaunt angesprochen, was das denn für ein Fotoapparat wäre. 

 

Technisch ist die Adaptierung an moderne Digitalkameras (DSLR bzw. DSLM) die eigentliche Herausforderung. Unterschiedliche Auflagemaße und Bajonett- oder Schraubanschlüsse machen spezielle Adapter nötig. Kunz besitzt Adapter für ca. zwei Dutzend verschiedene Auflagemaße und Objektivanschlüsse. Auch alte 16mm-Filmkamera-Objektive oder Projektor-Objektive (Dia und Film) lassen sich adaptieren. Dazu gibt Martin J. Kunz in seinem Buch eine gute Anleitung, ohne zu technisch zu werden. Gern steht er auch beratend zur Seite. 

Seit Ende letzten Jahres widmet Kunz sich auch den Anfängen der Konsumer-Fotografie; der rein analogen Fotografie mit analogen Kameras und Filmen. Hier fotografiert er mit Rollfilmen im 6x6-Format. Oft mit alten, längst abgelaufenen Filmen, aber „mit den entsprechenden Überraschungsmomenten nach der Entwicklung“.  

 

Motive findet der Hobbyfotograf reichlich: „Der heimische Garten und das nähere Umfeld mit Möhnesee, Soest und anderen Orten im Kreis Soest waren coronabedingt der Tummelplatz für die Altglasfotografie.“ Florale Motive und auch die Architektur waren seine Hauptmotive. Zukünftig will er sich verstärkt der street photography widmen und das insbesondere im rein analogen Einsatz von Kameras und Objektiven. 

 

Seine beiden Hobbys erfüllen ihn mit viel Freude, lassen Martin J. Kunz aber auch Platz für das Dorfgemeinschaftsleben. Der Katholik engagiert sich in der evangelischen Kirche als gläubiger Ökumene. Außerdem ist er im Kirchbauverein, der die Gemeinde in Körbecke und Völlinghausen bei notwendigen Investitionen unterstützt und hilft ehrenamtlich im DORV-Laden, den seine Frau – ebenfalls ehrenamtlich – als Geschäftsführerin leitet. Hier macht er Besorgungsfahrten und die wöchentliche Angebotsgestaltung  und -erstellung.  

Martin J. Kunz nimmt das Schallplattencover aus dem Regal, wirft einen Blick darauf, hält das Cover im 90-Grad-Winkel nach links, damit die Hülle mit der Vinylscheibe hinausgleiten kann. Er nimmt die Platte aus der Innenhülle, legt sie auf den Plattenspieler. Nun ergreift er den Tonarm. Eine kleine Rückwärtsbewegung, dann setzt er den Tonarm auf die Anfangsrille. Nun kann er sich in einen Sessel setzen, sich zurücklehnen, genießen. 

Text: Helmut Gaida, Fotos: Philipp Nolte 

„Allesamt Rituale, die uns auch wieder entschleunigen und dazu bringen, Dinge bewusst und aufmerksam zu machen“, verrät der 66-Jährige. „Der Klang einer guten Schallplatte ist auch durch noch so gute Audio-CDs nicht erreichbar; MP3 und Streaming-Dienste bieten ohnehin nur datenreduzierte Musikinformationen an.“ Martin J. Kunz möchte dem Original aus dem Konzertsaal, dem Club oder eines Open-Air-Konzertes so nahe wie möglich kommen, dafür gab und gibt es auch heute für ihn nur ein Medium: die Vinyl-Schallplatte oder ein Originalmitschnitt auf Tonband. Auswahl hat er genügend: Über 3000 Schallplatten aus den Bereichen Blues, Jazz, Rock und Klassik werden immer wieder gerne hervorgezogen und aufgelegt. Blues und der ursprüngliche Jazz sind seine Favoriten. 

 

Analoges Sehen und Hören 

Martin J. Kunz lebt das, was er auch in seinem 2021 erschienenen Buch „Analoges Sehen und Analoges Hören“ beschrieben hat. Seit er im Ruhestand ist, kann er sich voll seinen Lieblingsbeschäftigungen widmen. Kunz, der ursprünglich Lehrer Sekundarstufe I für Kunst und Geografie, war, dann Diplom-Betriebswirt und Geschäftsführer in einem weltweit agierenden Maschinenbauunternehmen, ist 2005 aus Dortmund nach Möhnesee-Völlinghausen gekommen. Was ihm die Fotografie gibt, erklärt er so: „In allererster Linie Entschleunigung, dann aber auch neugierig sein und dem Unbekannten folgen, überrascht zu werden.“ 

 

„Schärfe allein reicht nicht“ (Martin J. Kunz) 

Anfang der 1970er Jahre fotografierte er viel analog, stieg dann Anfang 2003 in die digitale Fotografie ein: „Das Fotografieren ist dann mehr und mehr zu Urlaubsfotografie verkommen“. Jetzt ist er wieder zu den Anfängen zurückgekehrt. Das heißt nicht ganz. Er fotografiert mit modernen Kameras und setzt denen analoge Objektive auf. Man könnte meinen, dass man mit einer digitalen Kamera doch eigentlich bessere Fotos machen könnte…?  

„‚Bessere Fotos’ ist sicherlich eine Frage der Definition. Streng genommen entscheiden im Wesentlichen Motivwahl in Kombination mit der Bildkomposition, Farbauswahl und die bewusste Gestaltung von Bildschärfe und -unschärfe darüber, dass eine größere Anzahl von Betrachtern ein Foto als wirklich ansprechend, herausfordernd und Geschichten erzählend erachten. Das sind meines Erachtens die „besten“ Fotos. Also Schärfe allein, viele bunte Farben und Bildgegenstände, möglichst noch im Weitwinkelbereich, um möglichst viel ins Bild zu pressen, reicht nicht. Man kann nicht einfach auf den Auslöser der Kamera drücken oder die fingerprintintensive Stelle beim mobilen Telefon und es kommt ein “perfektes“ Foto heraus. Man muss sich ganz bewusst Gedanken machen über die Blende, die Verschlusszeit. Und wenn man sich dann gedanklich schon so sehr mit der Fotografie beschäftigt, entwickelt man auch auf einmal wieder ein Auge für Motiv-Auswahl, Komposition und Schärfe bzw. Unschärfe im Bild. Das entschleunigt gewaltig und macht Dinge und Situationen wieder bewusst wahrnehmbar.“ 

Eine spannende Kombination 

Der Hobbyfotograf nutzt weiter moderne Digitalkameras, weil diese sehr scharfe, bestens ausgeleuchtete und mit der nötigen Pixeldichte auch ins Unermessliche vergrößerbare Fotos machen können. Seit 2020 kommen alte Objektive, die er liebevoll auch als „Altglas“ bezeichnet, mit ins Spiel. Viele von Ihnen verfügen über ganz eigene Macken, die oft in der Zeit, wo sie noch als Neuware gekauft wurden (überwiegend 1950er bis 1970er Jahre und vor 1950) als Mängel angesehen wurden. Fehlende oder nur mäßige Glasvergütungen, eine nur geringe Anzahl von Linsen im Objektiv, dafür aber eine meist hochwertige Verarbeitung aus Metall und Sonderlegierungen (kein Plastik) machen gerade den oftmals überraschenden Reiz dieser alten Optiken aus. Wenn er mit seiner alten doppeläugigen Weltaflex-Kamera von 1956 unterwegs ist, wird er oft erstaunt angesprochen, was das denn für ein Fotoapparat wäre. 

 

Technisch ist die Adaptierung an moderne Digitalkameras (DSLR bzw. DSLM) die eigentliche Herausforderung. Unterschiedliche Auflagemaße und Bajonett- oder Schraubanschlüsse machen spezielle Adapter nötig. Kunz besitzt Adapter für ca. zwei Dutzend verschiedene Auflagemaße und Objektivanschlüsse. Auch alte 16mm-Filmkamera-Objektive oder Projektor-Objektive (Dia und Film) lassen sich adaptieren. Dazu gibt Martin J. Kunz in seinem Buch eine gute Anleitung, ohne zu technisch zu werden. Gern steht er auch beratend zur Seite. 

Seit Ende letzten Jahres widmet Kunz sich auch den Anfängen der Konsumer-Fotografie; der rein analogen Fotografie mit analogen Kameras und Filmen. Hier fotografiert er mit Rollfilmen im 6x6-Format. Oft mit alten, längst abgelaufenen Filmen, aber „mit den entsprechenden Überraschungsmomenten nach der Entwicklung“.  

 

Motive findet der Hobbyfotograf reichlich: „Der heimische Garten und das nähere Umfeld mit Möhnesee, Soest und anderen Orten im Kreis Soest waren coronabedingt der Tummelplatz für die Altglasfotografie.“ Florale Motive und auch die Architektur waren seine Hauptmotive. Zukünftig will er sich verstärkt der street photography widmen und das insbesondere im rein analogen Einsatz von Kameras und Objektiven. 

 

Seine beiden Hobbys erfüllen ihn mit viel Freude, lassen Martin J. Kunz aber auch Platz für das Dorfgemeinschaftsleben. Der Katholik engagiert sich in der evangelischen Kirche als gläubiger Ökumene. Außerdem ist er im Kirchbauverein, der die Gemeinde in Körbecke und Völlinghausen bei notwendigen Investitionen unterstützt und hilft ehrenamtlich im DORV-Laden, den seine Frau – ebenfalls ehrenamtlich – als Geschäftsführerin leitet. Hier macht er Besorgungsfahrten und die wöchentliche Angebotsgestaltung  und -erstellung.  

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