Vom Nerd zum IT-Spezialisten
Ersteinstieg übers Zocken, mit 12 der erste eigene Computer, gekauft von Oma. Der Werdegang von Jan Kappen beginnt ganz klassisch. Fußball hat er als Junge auch gespielt, doch der PC hat eindeutig die größere Faszination auf ihn. Zum Glück, denn heute ist Jan Kappen Geschäftsführer zweier Winterberger IT-Unternehmen und wurde bereits mehrfach von Microsoft als Most Valuable Professional (MVP), als wertvollster Fachmann in der Rubrik Cloud & Datacenter Management ausgezeichnet.
Text: Christel Zidi
Fotos: Tina-Marie Oelze
„Es war nicht nur das Zocken, das Spielen am Computer“, berichtet Jan Kappen: „Ich war schon früh ein richtiger Nerd. Mich interessierte, warum und wie die Dinge funktionieren. Warum kann ich auf einer Lan-Party mit anderen Leuten auf einer Lan zusammenspielen? Wie funktioniert die Vernetzung, was muss ich einstellen? Das fand ich spannend. Fragen, die über das Spielen hinausgehen.“ Dieser Wissendrang ist noch immer der Antrieb des Züschers: „Ich möchte, dass ich es kann oder dass ich es lerne.” Getreu diesem Motto baut Kappen auch weiter seine Expertise aus.
Um sein Hobby zum Beruf zu machen, absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Physikalisch-Technischen Assistenten in Olsberg, anschließend eine weitere als Fachinformatiker Systemintegration. Heute ist Jan Kappen Geschäftsführer der Firmen Building Network und Cloudpepper.
Ist sein Fachgebiet eigentlich eines, das nur Computer-Nerds vorbehalten ist oder kann auch ein „ganz normaler“ Jugendlicher dieses Berufsziel anstreben? „Ja“, kommt es mit einem ganz leichten Zögern. „Da kann man sich jederzeit reindenken, wenn man das Interesse daran hat und ein wenig pfiffig ist. Das ist, glaube ich, das Wichtigste. Klar hilft es, wenn man logisches Denken besitzt und wissbegierig ist.“
Bedeutung des Grundlagenwissens
Heute wie damals – Jan Kappen brennt für das Thema IT. Schon während seiner Ausbildung sog er das Fachwissen auf wie ein Schwamm, investierte wesentlich mehr Zeit, als er eigentlich musste. „Ich hatte den Vorteil, dass ich einen ziemlich guten Lehrer und Mentor hatte, der mir sehr viel beigebracht hat. Davon profitiere ich heute noch in meinem Job.“
Grundlagenwissen hält er für immens wichtig: „Wenn das nicht da ist, werden darüberliegende, komplexere Probleme nicht erkannt. Ich kann nicht an einem Automotor herumschrauben, wenn ich nicht generell weiß, dass ein Auto vier Reifen hat.“
Die Begeisterung für das Internet erlebt Kappen auch unter den heutigen Jugendlichen, den „Digital Natives“: „Über das Internet bilden sich Gruppen, in Chats, in Foren oder in sozialen Medien. Leute mit gleichen Interessen können sich dort relativ gut und einfach austauschen.“ Mit dieser Szene ist er bestens vertraut. Nicht allein durch „Jans Blog“ (www.zueschen.eu), auf dem er regelmäßig in seiner Freizeit zu finden ist. Dort geht es um Backup-Systeme, Failover Cluster, Hyper-V, PowerShell und mehr – also eindeutig um Themen für Administratoren und Nerds, für Menschen, die für IT, für Informationen Technology brennen. Jan Kappen wünscht sich, dass mehr junge Menschen den Weg in die IT-Branche finden, denn auch dort herrscht zunehmend Fachkräftemangel. Vor allem der Frauenanteil ist mit 17 % (Quelle: Statista Juni 2021) sehr niedrig.
„Man muss nicht hacken können, um Angriffe abzuwehren“ (J.K.)
Wer sich für IT interessiert, spricht früher oder später auch über das Hacken. „Klar“, so Jan Kappen, „das mit dem Hacken hört sich immer cool und fancy an.“ Und er verweist darauf, dass der Prozess des Hackens durch Filme und Serien meist komplett falsch gezeigt und „gehypt“ wird. „Grundsätzlich ist das meist ein sehr zäher und langer Prozess, kein ‚10-Sekunden-Ding’ wie in Filmen. Hacking und Pentesting (= die Suche nach Lücken und Schwachstellen) ist aber kein Thema, in dem ich aktiv bin, nicht mit meinen Unternehmen und nicht als ITler. Bei mir geht es darum, wie ich das Hacken absichere. Ich weiß natürlich, dass solche Angriffe existieren. Ich weiß, wie attackiert wird, aber ich könnte es selber nicht.“
Ein wenig erschreckend klingt es schon, als Kappen über Akteure in Nordkorea und anderswo berichtet, die von dort aus ihr Unwesen treiben und dabei viel Zeit und Geld investieren. Hackern, denen man möglich wenig Angriffsfläche bieten sollte. „Doch man kann es halt nur versuchen, diese Attacken abzuwehren. Wenn man Opfer werden soll, wird man nichts dagegen tun können“, resümiert Kappen. Umso wichtiger ist es logischerweise, sein eigenes Unternehmen durch einen wirklich guten Fachmann – so weit wie möglich – absichern zu lassen, um bei Standard-Attacken aus dem Internet nicht sofort unter den Opfern zu sein.
Jan Kappen geht es in seinen Unternehmen um die Absicherung eben solcher Dinge, mittels optimaler Konfiguration und entsprechender Software. Und er fügt hinzu: „Interessanterweise muss man nicht wissen, wie man das im Detail macht, um es so gut wie möglich abzuwehren.“
CLOUDS – kritisch betrachtet
Auf die Frage, wie er einem älteren Aborigine erklären würde, was er beruflich macht, muss er nicht lange nachdenken: „Ich unterstütze Firmen bei den täglichen Herausforderungen in Bezug auf die IT.“ Clouds, also nicht die am Himmel, sondern die in der IT-Welt, erklärt er so: „Das sind Computer, die jemand anders gehören. Die stehen eben nicht im Keller, sondern im Rechenzentrum und werden von einer Firma betrieben.“
Clouds – bei diesem Thema wird Kappen kritisch: “Dinge werden zentralisiert, Daten und Verantwortung an große Firmen abgegeben. Und damit auch die Reaktionsmöglichkeit, wenn es zu Problemen kommt. Dann gibt es niemanden, den ich in einem solchen Fall anrufen kann und ihm sagen, dass er sich darum kümmern soll, dass es wieder läuft.“
“Kappen versucht für die Probleme seiner Kunden stets eine gute und akzeptable und vor allem individuelle Lösung zu finden – von der Einrichtung des Servers bis hin zur Backup-Strategie. Individuell also, anders als Groß-Anbieter, die mit ihrer Cloudlösung gleichzeitig „die Lösung für alles“ anbieten. „Was sie aber häufig nicht ist“, sagt Kappen, „Nur weil ich es jetzt verschiebe, vom Standort Winterberg zum Standort Frankfurt oder anderswohin, ändert sich ja nicht mein Problem oder meine Anforderung.“
Die Welt des Virtuellen
Auch wenn es in Kappens (Berufs-) Leben sehr viel um Virtuelles geht, hat er doch seinen Realitätssinn bewahrt. Zudem gibt es bei ihm – allein durch die Kommunikation mit seinen Kunden, ob per Videochat, Telefon etc. – sehr viel realen, menschlichen Austausch.
VR-Brillen z. B., die uns eine „erweiterte Realität“ vorgaukeln, hält er eher für einen Marketing-Hype. „Das hat nicht wirklich einen Nutzen. Das sieht man gerade auch beim Thema Facebook. Derzeit wird versucht das Metaverse einzubringen, irgendwo. Aber es gibt nicht wirklich ein Problem, das damit gelöst wird. Es werden Anforderungen künstlich erfunden, die dann damit behoben werden können. Es gibt Nischenanwendungen, wo das sinnvoll sein kann. Zum Beispiel bei den Fernwartungslösungen. Auch in der Medizin. Da ist das alles okay. Aber es ist jetzt nicht so, dass in fünf Jahren neunzig Prozent der Leute damit arbeiten und leben. Das halte ich für unrealistisch.“
Jan Kappens Welt ist aber nicht nur voller Computer-Probleme – einschließlich deren Lösungsfindung. Auch seine Familie und seine Freunde sind ihm sehr wichtig. In seiner Freizeit genießt er es aber auch immer wieder mal, einfach nur zu zocken. Back tot he Roots. Ein wenig abschalten beim Spielen der Games, die ihn letztlich auf den richtigen (beruflichen) Weg geführt haben
Jan Kappen wurde seit 2015 jährlich von Microsoft als Most Valuable Professional (MVP), als wertvollster Fachmann in der Rubrik Cloud & Datacenter Management ausgezeichnet. Wenn es um die Themen Windows Failover Cluster, Hyper-V, Storage Spaces sowie Storage Spaces Direct geht, gilt Jan als eine der Referenzen in Deutschland.