Kohle im Bügeleisen und Wasser im Ofen
Geschichte des Stroms in den Privathaushalten
Der elektrische Strom beschert uns ein komfortables Leben. Der erste Gang am Morgen: zum Lichtschalter. Eine schöne, warme Dusche, der erste Kaffee des Tages kommt aus dem Kaffeevollautomaten. Schnell noch die frisch gewaschene Hose gebügelt... Vor hundert Jahren sah die Welt noch völlig anders aus.
Elektrisches Licht in den Straßen
Zwar wurde bereits 1893 erstmals elektrischer Strom im Sauerland erzeugt, bis das elektrische Licht aber auch in den Privathaushalten Einzug hielt, war es noch ein langer Weg – zumindest für die weniger betuchten Zeitgenossen.
Ab den 1940er Jahren war ganz Deutschland an das Stromnetz angeschlossen, die Strompreise sanken und waren dadurch auch für Otto Normalverbraucher bezahlbar.
Text: Christel Zidi
Fotos: Historisches Konzernarchiv RWE
Der Siegeszug der elektrischen Geräte im Haushalt
Ebenso wie die elektrischen Haushaltsgeräte, die sich nun nicht mehr nur die Familien aus der höheren Gesellschaftsschicht leisten konnten. Die bis dahin körperlich hart arbeitenden Frauen aus der Mittelschicht konnten langsam aufatmen. Die neuen Elektrogeräte verschafften ihnen immense Erleichterungen bei der Verrichtung ihrer “hausfraulichen Pflichten”.
Kurz nach der Jahrhundertwende kamen die ersten elektrisch angetriebenen Waschmaschinen auf den Markt, die in vielen Haushalten die Rubbelei auf dem Metall- bzw. Holzwaschbrett und das Stampfen im Waschkessel weitestgehend überflüssig machten. Vollautomatische Waschmaschinen gab es in Deutschland ab 1951 zu kaufen.
Noch unsere Großmütter standen vor dem Holz- und Kohleherd, auf dem nicht nur gekocht wurde, sondern der gleichzeitig die Wohnung beheizte. Anders als der Gasherd, den es bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab. Elektroherde etablierten sich erst nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland, obwohl der erste bereits 1893 auf der Weltausstellung in Chicago präsentiert wurde
Bis 1926 bügelten die Frauen (denn die waren es ja überwiegend) mit dem Plätteisen, das mit Holzkohle oder Brikett gefüllt wurde. Einige besaßen auch Gasbügeleisen oder solche, die mit einem Spiritusbrenner befeuert wurden.
Der Amerikaner Hoover bracht 1916 den ersten Handstaubsauger auf den Markt, der die folgenden zwei Jahrzehnte Standard war. Der Teppichklopfer wurde ab diesem Zeitpunkt nur noch gelegentlich aus der Abstellkammer geholt.
Das für uns heute so selbstverständliche, warme Wasser aus der Leitung ließ noch länger auf sich warten. Wer nicht ganz so abgehärtet war, musste z. B. das Badewasser zunächst im Badeofen oder auf dem Herd erhitzen. Erst in den 1960er-Jahren kamen Durchlauferhitzer auf.
Insgesamt bescherte der elektrische Strom den Menschen im privaten Bereich enorme Erleichterungen und große Zeitersparnisse. Die Zeitersparnisse machten es vielen Frauen möglich, einem Beruf nachzugehen. Auch die Schichtarbeit in Produktionsbetrieben nahm spätestens seit der Einführung des elektrischen Lichts an Fahrt auf. Einige Berufe blieben ganz auf der Strecke, wie der der Nachtwächter Brambrink und Dohle, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch das elektrische Licht der Briloner Straßenlaternen noch an- und ausschalteten.