Lange Schwänze umschlingen die oberen und unteren Teile der Säulen. Seltsame Wesen halten sich in Nischen verborgen, sind oft erst beim genaueren Hinsehen zu erkennen. Auf mancher Wanddecke tummelt sich die Drachenbrut. Baumeister des Mittelalters positionierten Gargoyles (groteske Skulpturen, die auf Dächern das Regenwasser ableiten) und andere Bestien oft in größeren Höhen an den Außenwänden, wo sie – kaum sichtbar - die Kirchgänger nicht abschreckten, gleichzeitig aber Dämonen abwehren sollten. Nicht nur im bzw. am Notre Dame in Paris oder am Kölner Dom sind solche Bestien zu sehen, auch in vielen alten Kirchen des Sauerlandes verstecken sich seltsame Kreaturen. Aber auch solche, die uns zwar vertraut sind, deren Gegenwart in der Kirche im ersten Moment etwas befremdlich anmuten kann. 

Text: Christel Zidi
Fotoquellen: (siehe jeweiliges Foto) 

Sehr alte Kirchen stehen oft auf einst heidnischen Kultplätzen. Das macht schon aus strategischen Gründen Sinn, denn manche Orte ziehen die Menschen fast magisch an.  Auf jeden Fall brauchten sie sich nicht umzugewöhnen, sondern trafen sich zu den Gottesdiensten weiter am selben Ort. Die Christianisierung Westfalens begann mit Karl dem Großen im 8. Jahrhundert. Das wichtige germanische Heiligtum, die Irminsul, die bei Marsberg gestanden haben soll, ließ Karl zerstören – und entfachte mit diesem Religionskrieg, wie wir es heute nennen würden, die 30 Jahre andauernden Sachsenkriege. Sein überlebensgroßer, aus Stein gehauener Kopf ist noch heute an der äußeren Südseite der Ober-Marsberger Nikolaikirche zu sehen. Kein Wunder, dass Ulrike Frey vom Erzbistum Paderborn, Abteilung Kunst, uns auch gleich auf diese Kirche verwies.  

Wer durch das aufwendig verzierte Säulenportal geht, wird nicht nur vom Heiligen Nikolaus begrüßt, der über dem Portal thront, sondern auch von auch den Fabelwesen an den Kapitellen, den oberen Teilen der Säulen. Durch das runde Kirchenfenster direkt über dem Portal fühlt man sich ein wenig an Notre Dame in Paris erinnert. Die Wasserspeicher an den Außenwänden verstärken diesen Eindruck. An der Südwand ist auch eine aus Stein gehauene Fledermaus zu erkennen. Seltsamerweise, denn meist wird dieses Tier – ebenso wie geflügelte Drachenwesen – eher im westlichen Teil abgebildet. Denn im Westen geht die Sonne unter – und die Finsternis beginnt.  

Mit der Christianisierung tauschten die Germanen ihre zahlreichen Naturgötter gegen den einzig wahren Gott ein.  Manche Anthropologen behaupten, dass die Kirche ihnen später die vielen Heiligen als Ersatz für ihre zahlreichen Gottheiten gab. Jede Menge Legenden gab es als Bonus dazu. Ob die Forscher sich bei dieser Aussage zu sehr aus dem Fenster gelehnt haben, möge jeder für sich entscheiden.  Die Kirchenheiligen waren - anders als Wodan, Thor und Co. - wesentlich friedfertiger und die Gläubigen vertrauten darauf, von ihnen Trost und Hilfe zu bekommen.  

Alte katholische Kirchen sind oft reich geschmückt mit Figuren, Malereien und architektonischen Ausschmückungen. Kreuze, Marienfiguren, Engel und die vielen Heiligen sind uns vertraut. Doch so einige Symbole kann der Laie mit dem Christentum erst mal gar nicht in Verbindung bringen. Sind die etwa vorchristlichen Ursprungs und war die gewaltsame Auslöschung des Heidentums doch nicht so gründlich? 

Im Mittelalter, als viele dieser alten Kirchen gebaut wurden, war die Vorstellung von Dämonen noch allgegenwärtig. Es war die Zeit, als die Menschen die Erde noch für eine Scheibe hielten, an deren Enden sich zahlreiche höllische Gestalten tummelten. Bildhauer verarbeiteten diese Vorstellungen, indem sie z. B. abschreckende Gestalten an den Außenwänden anbrachten, um andere Dämonen davon abzuhalten, die heilige Stätte zu betreten. 


Römer- und Germanengötter und die älteste Krippendarstellung Westfalens

Werfen wir einen Blick auf die St. Lambertus-Pfarrkirche in Ense-Bremen. Das Kirchenportal in Ense-Bremer Kirchenportal mit seinen drei Bildwerken gehört zu den ältesten und eigenartigsten Portalskulpturen altwestfälischer Bildhauerkunst.   

Der Neheimer Heimatforscher Bernhard Bahnschulte hat uns eine Erklärung für die Skulpturen geliefert. Dargestellt sind zwei der höchsten Gottheiten der Sachsen. Links Donar, mit dem „Donnerkeil“, der bis heute als Glücksbringer und Abwehrzeichen gegen das Böse gilt. Rechts ist kein keulenschwingender Mann, sondern Fria, die Lieblingsgöttin der Sachen zu sehen. Sie hält einen Spinnrocken in der Hand und lässt den gesponnenen Faden in den Schoß fallen. 

Doch was haben diese Sachsengötter an einer Kirche zu bedeuten? Bahnschulte deutet das als überwundene Gottheiten, als Dämonen, die in die Kirchenwände eingemauert sind - ausgeschlossen von der Kirche und deren Wohltaten.  

In Bremen und im benachbarten Niederense entdeckte man in den frühen 1960er-Jahren sächsische Friedhöfe. Vermutlich wird sich dort eine heidnische Kultstätte befunden haben. Auch die älteste Form des Ortsnamen Ense, “Anesi” = bei der Göttin, deutet darauf hin.  

Interessant ist auch der Blick auf das Dreibilderwerk am Portal, die wohl älteste Krippendarstellung Westfalens. Hier sieht man die Geburt Christi als Hauptbild im Tympanon über der Tür, die überwundenen Gottheiten Donar und Fria an den Seiten. Zusammenfassend soll hier der Sieg des Christentums über das Heidentum dargestellt werden. Sowohl Josef, als auch die Hirten und Donar tragen übrigens nicht den jüdischen Spitzhut, sondern Sachsenhüte. Die Bildwerke sind vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden. 

Wunderschöne Fresken kann man in der Pfarrkirche St. Cyriakus in Schmallenberg-Berghausen bestaunen. Sie ist eine der ältesten Kirchen im Hochsauerlandkreis. In der Apsis (Altarnische im Chor einer Kirche) ist die römische Glücksgöttin (oder die des blinden Zufalls) mit dem „Rad der Zeit“ zu sehen.  

Ähnliche Fortuna-Darstellungen gab es im Mittelalter viele, oft als Buchmalereien. Sie gehen vor allem auf eine Schrift zurück: „Trost der Philosophie“. Der Verfasser, Boethius“ war Kanzler und Freund des Kaisers Theodorich von Ravenna. Als er wegen Verleumdung zum Tode verurteilt wurde, schrieb er in der Todeszelle dieses Buch. Die Schuld für sein Unglück trage Fortuna, klagte er darin, doch Philosophia widerspricht und weist darauf hin, dass es das Wesen Fortunas sei, Glück zu geben und zu nehmen, also keine Beständigkeit von ihr zu erhoffen sei. Rechts neben dem Fortuna-Abbildung ist der Heilige Nikolaus dargestellt, der, anders als die blinde Fortuna, die Menschen anschaut. Diese beiden korrespondieren Bilder sollen, so wie der damalige Pastor Rother, der sich sehr ausgiebig und mit großer Leidenschaft mit der Geschichte und 
der Deutung der Kirchenmalerei auseinandergesetzt hat, schrieb, den Menschen sagen, dass sie sich nicht auf Fortuna verlassen, sondern der Fürsprache des Heiligen vertrauen sollen. Unter der Fortuna wurde auch ein Greif gezeichnet, eine Mischung aus Löwe und Adler, ein uraltes Fabeltier und Sinnbild des Hochmuts.


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Der gläubige Christ senkt seinen Kopf beim Gebet und hebt ihn, um der Predigt folgen. Eher sind es Kinder, die ihre Köpfe zum Himmel bzw. zum Deckengewölbe strecken. Und da gibt es im westlichen Gebäudeteil der Eversberger St. Johannes-Pfarrkirche Erstaunliches zu entdecken: Während das übrige Gewölbe mit Sternen und Sternsymbolen geschmückt ist, gibt es im hinteren Teil der Kirche Drachen, Fabeltiere, Greifvögel zu sehen. Sie sollen symbolisieren die bösen Geister, die vor Christus, dem Licht, in die Dunkelheit fliehen müssen. 

 

Der drachentötende Erzengel Michael hängt über dem Eingang zur Sakristei in St. Magnus Niedermarsberg. Nicht verwunderlich, denn in Marsberg muss es wohl eine wahre Drachenplage gegeben haben. Unweit der historischen Altstadt sollen sie gehaust haben, in den Drakenhöhlen. 

Kranich

Auch in Möhnesee-Körbecke waren die Flugsaurier aktiv, denn der Kanzeldeckel wird von einer Figur des Erzengel Michael (des Drachentöters) bekrönt. Er besiegt den gehörnten Teufel und hält in seiner linken Hand eine Schlange. Die Pankratius-Kirche birgt noch weitere Geschichten und Geheimnisse: Zwischen den Arkantuswedeln am Treppenaufgang zur Kanzel klettert ein Kranich die Stufen herauf, er beißt in die Nase eines Mannes, des Pfarrers Mappus. 

 

Hintergrund: “Meister Stütting trank viel und hat oft den Pfarrer um Geldvorschuss gebeten. Der Pfarrer hielt ihm deshalb eine Strafpredigt. Der Pfarrer seinerseits aber genoss viel Schnupftabak. Ihm hielt Meister Stütting diese geschnitzte “Predigt”: Faß dich zuerst an deine eigene Nase, bevor du anderen etwas vorpredigst. Bisher haben alle Pfarrer die Darstellung stehen lassen.” (Foto und Erklärung aus dem Buch: "Erbaut zur Ehre Gottes. Die Pfarrkirche St. Pankratius in Möhnesee Körbecke", Hg. Pfarrei St. Pankratius,  Pfr. Alfons Dicke). 

Die Wangen der Kirchenbänke in Körbecke sind mit 96 unterschiedlich geschnitzten Engelköpfen geschmückt. Man erzählt sich, dass die Gesichter der Mädchen aus dem Ort als Vorlage gedient haben. Die Bänke zieren aber auch reichlich Blüten, Blattwerk, Trauben, Eicheln und andere Früchte. Diese Ornamente sollen die gesamte Schöpfung symbolisieren. 

Pelikane

In den Pfarrkirchen St. Laurentius Pfarrkirche in Brilon-Scharfenberg und St. Martin in Olsberg-Bigge tauchen Pelikane auf. Und das hat folgenden Hintergrund: Als ein Beobachter vor langer Zeit sah, wie die Jungen des Pelikans ihr Futter tief aus dem Kehlsack der Eltern holten, erschien es ihm, sie würden sich an deren Brustfleisch nähren. Hinzu kam, dass der Kehlsack des Krauskopfpelikans sich währen der Brutzeit rot färbt und an eine Wunde erinnert. Daraus entstand die Allegorie der sich selbst verschenkenden Liebe, sinnbildlich für Jesus und den Opfertod.  

Hätte man die Lutherbibel aus dem Griechischen exakter übersetzt, so wäre die Anwesenheit des Pelikans in Kirchen viel schneller klar. Pelikane gibt es bei uns im Norden nur selten. Deshalb, wurde daraus eben die Rohrdrommel, eine Reiherart, später eine Eule.  

Einhorn

Fabelwesen zeigen sich auch in Hüsten, in der St. Petri-Kirche. Weit oben in den Fensterausschnitten der kleinen Fenster der seitlichen Chorwände finden sich vier runde Bilder: Einhorn und Löwe sind klar zu erkennen, zusätzlich zwei Vögel. Sind hier Pelikan und Taube dargestellt?  

Einhörner waren bereits im Altertum bekannt, jedoch nicht als mythologisches Wesen. Antike Denker und Schriftsteller, wie Aristoteles und Plinius der Ältere, erwähnten sie als Tiere mit eben nur einem Horn – womit natürlich auch das Nashorn gemeint sein könnte.  

Das Einhorn wird manchmal als Symbol für die Person des Heilands verwendet, manchmal als Zeichen der Jungfräulichkeit Mariens, erklärte uns dazu Pfarrer Daniel Maiworm. 

 

Hasen, Affe und Bestie

In Brilon-Hoppecke steht die alte Kirche Mariä Heimsuchung gleich neben der neuen. Die alte Kirche wurde zwischen 1140 und 1170 erbaut und ist besonders wegen der romanischen Flachornamentik, bemerkenswert, die es sonst im Sauerland nirgends gibt. Auch der Blick auf die Fenster lohnt sich: Haben Sie dort schon das Hasenfenster entdeckt? Angelehnt an das Drei-Hasen-Fenster in Paderborn. Die Hasen stehen für die Dreieinigkeit Gottes. 

 

In der Pfarrkirche St. Alexander in Schmallenberg ist ein aus gehämmerter Schmiedebronze gearbeiteten Taufbrunnen zu sehen, auf dem die „Laster der unerlösten Welt“ gezeigt. Der Ta. Neben einer Menschenfratze mit Geldbeutel, die die Gier nach Geld darstellt, gibt es noch eine Bestie mit aufgerissenem Maul, die für Machtgier und Brutalität steht und ein Affe mit Spiegel, der die Eitelkeit verkörpert. 

Wissen Sie von noch mehr Fabelwesen in den alten Kirchen des Sauerlandes? Dann freuen wir uns auf Ihre Mail – am besten mit Foto 

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Neues und Lesenswertes im Sauerland

Lange Schwänze umschlingen die oberen und unteren Teile der Säulen. Seltsame Wesen halten sich in Nischen verborgen, sind oft erst beim genaueren Hinsehen zu erkennen. Auf mancher Wanddecke tummelt sich die Drachenbrut. Baumeister des Mittelalters positionierten Gargoyles (groteske Skulpturen, die auf Dächern das Regenwasser ableiten) und andere Bestien oft in größeren Höhen an den Außenwänden, wo sie – kaum sichtbar - die Kirchgänger nicht abschreckten, gleichzeitig aber Dämonen abwehren sollten. Nicht nur im bzw. am Notre Dame in Paris oder am Kölner Dom sind solche Bestien zu sehen, auch in vielen alten Kirchen des Sauerlandes verstecken sich seltsame Kreaturen. Aber auch solche, die uns zwar vertraut sind, deren Gegenwart in der Kirche im ersten Moment etwas befremdlich anmuten kann. 

Text: Christel Zidi
Fotoquellen: (siehe jeweiliges Foto) 

Sehr alte Kirchen stehen oft auf einst heidnischen Kultplätzen. Das macht schon aus strategischen Gründen Sinn, denn manche Orte ziehen die Menschen fast magisch an.  Auf jeden Fall brauchten sie sich nicht umzugewöhnen, sondern trafen sich zu den Gottesdiensten weiter am selben Ort. Die Christianisierung Westfalens begann mit Karl dem Großen im 8. Jahrhundert. Das wichtige germanische Heiligtum, die Irminsul, die bei Marsberg gestanden haben soll, ließ Karl zerstören – und entfachte mit diesem Religionskrieg, wie wir es heute nennen würden, die 30 Jahre andauernden Sachsenkriege. Sein überlebensgroßer, aus Stein gehauener Kopf ist noch heute an der äußeren Südseite der Ober-Marsberger Nikolaikirche zu sehen. Kein Wunder, dass Ulrike Frey vom Erzbistum Paderborn, Abteilung Kunst, uns auch gleich auf diese Kirche verwies.  

Wer durch das aufwendig verzierte Säulenportal geht, wird nicht nur vom Heiligen Nikolaus begrüßt, der über dem Portal thront, sondern auch von auch den Fabelwesen an den Kapitellen, den oberen Teilen der Säulen. Durch das runde Kirchenfenster direkt über dem Portal fühlt man sich ein wenig an Notre Dame in Paris erinnert. Die Wasserspeicher an den Außenwänden verstärken diesen Eindruck. An der Südwand ist auch eine aus Stein gehauene Fledermaus zu erkennen. Seltsamerweise, denn meist wird dieses Tier – ebenso wie geflügelte Drachenwesen – eher im westlichen Teil abgebildet. Denn im Westen geht die Sonne unter – und die Finsternis beginnt.  

Mit der Christianisierung tauschten die Germanen ihre zahlreichen Naturgötter gegen den einzig wahren Gott ein.  Manche Anthropologen behaupten, dass die Kirche ihnen später die vielen Heiligen als Ersatz für ihre zahlreichen Gottheiten gab. Jede Menge Legenden gab es als Bonus dazu. Ob die Forscher sich bei dieser Aussage zu sehr aus dem Fenster gelehnt haben, möge jeder für sich entscheiden.  Die Kirchenheiligen waren - anders als Wodan, Thor und Co. - wesentlich friedfertiger und die Gläubigen vertrauten darauf, von ihnen Trost und Hilfe zu bekommen.  

Alte katholische Kirchen sind oft reich geschmückt mit Figuren, Malereien und architektonischen Ausschmückungen. Kreuze, Marienfiguren, Engel und die vielen Heiligen sind uns vertraut. Doch so einige Symbole kann der Laie mit dem Christentum erst mal gar nicht in Verbindung bringen. Sind die etwa vorchristlichen Ursprungs und war die gewaltsame Auslöschung des Heidentums doch nicht so gründlich? 

Im Mittelalter, als viele dieser alten Kirchen gebaut wurden, war die Vorstellung von Dämonen noch allgegenwärtig. Es war die Zeit, als die Menschen die Erde noch für eine Scheibe hielten, an deren Enden sich zahlreiche höllische Gestalten tummelten. Bildhauer verarbeiteten diese Vorstellungen, indem sie z. B. abschreckende Gestalten an den Außenwänden anbrachten, um andere Dämonen davon abzuhalten, die heilige Stätte zu betreten. 


Römer- und Germanengötter und die älteste Krippendarstellung Westfalens

Werfen wir einen Blick auf die St. Lambertus-Pfarrkirche in Ense-Bremen. Das Kirchenportal in Ense-Bremer Kirchenportal mit seinen drei Bildwerken gehört zu den ältesten und eigenartigsten Portalskulpturen altwestfälischer Bildhauerkunst.   

Der Neheimer Heimatforscher Bernhard Bahnschulte hat uns eine Erklärung für die Skulpturen geliefert. Dargestellt sind zwei der höchsten Gottheiten der Sachsen. Links Donar, mit dem „Donnerkeil“, der bis heute als Glücksbringer und Abwehrzeichen gegen das Böse gilt. Rechts ist kein keulenschwingender Mann, sondern Fria, die Lieblingsgöttin der Sachen zu sehen. Sie hält einen Spinnrocken in der Hand und lässt den gesponnenen Faden in den Schoß fallen. 

Doch was haben diese Sachsengötter an einer Kirche zu bedeuten? Bahnschulte deutet das als überwundene Gottheiten, als Dämonen, die in die Kirchenwände eingemauert sind - ausgeschlossen von der Kirche und deren Wohltaten.  

In Bremen und im benachbarten Niederense entdeckte man in den frühen 1960er-Jahren sächsische Friedhöfe. Vermutlich wird sich dort eine heidnische Kultstätte befunden haben. Auch die älteste Form des Ortsnamen Ense, “Anesi” = bei der Göttin, deutet darauf hin.  

Interessant ist auch der Blick auf das Dreibilderwerk am Portal, die wohl älteste Krippendarstellung Westfalens. Hier sieht man die Geburt Christi als Hauptbild im Tympanon über der Tür, die überwundenen Gottheiten Donar und Fria an den Seiten. Zusammenfassend soll hier der Sieg des Christentums über das Heidentum dargestellt werden. Sowohl Josef, als auch die Hirten und Donar tragen übrigens nicht den jüdischen Spitzhut, sondern Sachsenhüte. Die Bildwerke sind vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden. 

Wunderschöne Fresken kann man in der Pfarrkirche St. Cyriakus in Schmallenberg-Berghausen bestaunen. Sie ist eine der ältesten Kirchen im Hochsauerlandkreis. In der Apsis (Altarnische im Chor einer Kirche) ist die römische Glücksgöttin (oder die des blinden Zufalls) mit dem „Rad der Zeit“ zu sehen.  

Ähnliche Fortuna-Darstellungen gab es im Mittelalter viele, oft als Buchmalereien. Sie gehen vor allem auf eine Schrift zurück: „Trost der Philosophie“. Der Verfasser, Boethius“ war Kanzler und Freund des Kaisers Theodorich von Ravenna. Als er wegen Verleumdung zum Tode verurteilt wurde, schrieb er in der Todeszelle dieses Buch. Die Schuld für sein Unglück trage Fortuna, klagte er darin, doch Philosophia widerspricht und weist darauf hin, dass es das Wesen Fortunas sei, Glück zu geben und zu nehmen, also keine Beständigkeit von ihr zu erhoffen sei. Rechts neben dem Fortuna-Abbildung ist der Heilige Nikolaus dargestellt, der, anders als die blinde Fortuna, die Menschen anschaut. Diese beiden korrespondieren Bilder sollen, so wie der damalige Pastor Rother, der sich sehr ausgiebig und mit großer Leidenschaft mit der Geschichte und 
der Deutung der Kirchenmalerei auseinandergesetzt hat, schrieb, den Menschen sagen, dass sie sich nicht auf Fortuna verlassen, sondern der Fürsprache des Heiligen vertrauen sollen. Unter der Fortuna wurde auch ein Greif gezeichnet, eine Mischung aus Löwe und Adler, ein uraltes Fabeltier und Sinnbild des Hochmuts.


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Der gläubige Christ senkt seinen Kopf beim Gebet und hebt ihn, um der Predigt folgen. Eher sind es Kinder, die ihre Köpfe zum Himmel bzw. zum Deckengewölbe strecken. Und da gibt es im westlichen Gebäudeteil der Eversberger St. Johannes-Pfarrkirche Erstaunliches zu entdecken: Während das übrige Gewölbe mit Sternen und Sternsymbolen geschmückt ist, gibt es im hinteren Teil der Kirche Drachen, Fabeltiere, Greifvögel zu sehen. Sie sollen symbolisieren die bösen Geister, die vor Christus, dem Licht, in die Dunkelheit fliehen müssen. 

 

Der drachentötende Erzengel Michael hängt über dem Eingang zur Sakristei in St. Magnus Niedermarsberg. Nicht verwunderlich, denn in Marsberg muss es wohl eine wahre Drachenplage gegeben haben. Unweit der historischen Altstadt sollen sie gehaust haben, in den Drakenhöhlen. 

Kranich

Auch in Möhnesee-Körbecke waren die Flugsaurier aktiv, denn der Kanzeldeckel wird von einer Figur des Erzengel Michael (des Drachentöters) bekrönt. Er besiegt den gehörnten Teufel und hält in seiner linken Hand eine Schlange. Die Pankratius-Kirche birgt noch weitere Geschichten und Geheimnisse: Zwischen den Arkantuswedeln am Treppenaufgang zur Kanzel klettert ein Kranich die Stufen herauf, er beißt in die Nase eines Mannes, des Pfarrers Mappus. 

 

Hintergrund: “Meister Stütting trank viel und hat oft den Pfarrer um Geldvorschuss gebeten. Der Pfarrer hielt ihm deshalb eine Strafpredigt. Der Pfarrer seinerseits aber genoss viel Schnupftabak. Ihm hielt Meister Stütting diese geschnitzte “Predigt”: Faß dich zuerst an deine eigene Nase, bevor du anderen etwas vorpredigst. Bisher haben alle Pfarrer die Darstellung stehen lassen.” (Foto und Erklärung aus dem Buch: "Erbaut zur Ehre Gottes. Die Pfarrkirche St. Pankratius in Möhnesee Körbecke", Hg. Pfarrei St. Pankratius,  Pfr. Alfons Dicke). 

Die Wangen der Kirchenbänke in Körbecke sind mit 96 unterschiedlich geschnitzten Engelköpfen geschmückt. Man erzählt sich, dass die Gesichter der Mädchen aus dem Ort als Vorlage gedient haben. Die Bänke zieren aber auch reichlich Blüten, Blattwerk, Trauben, Eicheln und andere Früchte. Diese Ornamente sollen die gesamte Schöpfung symbolisieren. 

Pelikane

In den Pfarrkirchen St. Laurentius Pfarrkirche in Brilon-Scharfenberg und St. Martin in Olsberg-Bigge tauchen Pelikane auf. Und das hat folgenden Hintergrund: Als ein Beobachter vor langer Zeit sah, wie die Jungen des Pelikans ihr Futter tief aus dem Kehlsack der Eltern holten, erschien es ihm, sie würden sich an deren Brustfleisch nähren. Hinzu kam, dass der Kehlsack des Krauskopfpelikans sich währen der Brutzeit rot färbt und an eine Wunde erinnert. Daraus entstand die Allegorie der sich selbst verschenkenden Liebe, sinnbildlich für Jesus und den Opfertod.  

Hätte man die Lutherbibel aus dem Griechischen exakter übersetzt, so wäre die Anwesenheit des Pelikans in Kirchen viel schneller klar. Pelikane gibt es bei uns im Norden nur selten. Deshalb, wurde daraus eben die Rohrdrommel, eine Reiherart, später eine Eule.  

Einhorn

Fabelwesen zeigen sich auch in Hüsten, in der St. Petri-Kirche. Weit oben in den Fensterausschnitten der kleinen Fenster der seitlichen Chorwände finden sich vier runde Bilder: Einhorn und Löwe sind klar zu erkennen, zusätzlich zwei Vögel. Sind hier Pelikan und Taube dargestellt?  

Einhörner waren bereits im Altertum bekannt, jedoch nicht als mythologisches Wesen. Antike Denker und Schriftsteller, wie Aristoteles und Plinius der Ältere, erwähnten sie als Tiere mit eben nur einem Horn – womit natürlich auch das Nashorn gemeint sein könnte.  

Das Einhorn wird manchmal als Symbol für die Person des Heilands verwendet, manchmal als Zeichen der Jungfräulichkeit Mariens, erklärte uns dazu Pfarrer Daniel Maiworm. 

 

Hasen, Affe und Bestie

In Brilon-Hoppecke steht die alte Kirche Mariä Heimsuchung gleich neben der neuen. Die alte Kirche wurde zwischen 1140 und 1170 erbaut und ist besonders wegen der romanischen Flachornamentik, bemerkenswert, die es sonst im Sauerland nirgends gibt. Auch der Blick auf die Fenster lohnt sich: Haben Sie dort schon das Hasenfenster entdeckt? Angelehnt an das Drei-Hasen-Fenster in Paderborn. Die Hasen stehen für die Dreieinigkeit Gottes. 

 

In der Pfarrkirche St. Alexander in Schmallenberg ist ein aus gehämmerter Schmiedebronze gearbeiteten Taufbrunnen zu sehen, auf dem die „Laster der unerlösten Welt“ gezeigt. Der Ta. Neben einer Menschenfratze mit Geldbeutel, die die Gier nach Geld darstellt, gibt es noch eine Bestie mit aufgerissenem Maul, die für Machtgier und Brutalität steht und ein Affe mit Spiegel, der die Eitelkeit verkörpert. 

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Sehr alte Kirchen stehen oft auf einst heidnischen Kultplätzen. Das macht schon aus strategischen Gründen Sinn, denn manche Orte ziehen die Menschen fast magisch an.  Auf jeden Fall brauchten sie sich nicht umzugewöhnen, sondern trafen sich zu den Gottesdiensten weiter am selben Ort. Die Christianisierung Westfalens begann mit Karl dem Großen im 8. Jahrhundert. Das wichtige germanische Heiligtum, die Irminsul, die bei Marsberg gestanden haben soll, ließ Karl zerstören – und entfachte mit diesem Religionskrieg, wie wir es heute nennen würden, die 30 Jahre andauernden Sachsenkriege. Sein überlebensgroßer, aus Stein gehauener Kopf ist noch heute an der äußeren Südseite der Ober-Marsberger Nikolaikirche zu sehen. Kein Wunder, dass Ulrike Frey vom Erzbistum Paderborn, Abteilung Kunst, uns auch gleich auf diese Kirche verwies.  

Wer durch das aufwendig verzierte Säulenportal geht, wird nicht nur vom Heiligen Nikolaus begrüßt, der über dem Portal thront, sondern auch von auch den Fabelwesen an den Kapitellen, den oberen Teilen der Säulen. Durch das runde Kirchenfenster direkt über dem Portal fühlt man sich ein wenig an Notre Dame in Paris erinnert. Die Wasserspeicher an den Außenwänden verstärken diesen Eindruck. An der Südwand ist auch eine aus Stein gehauene Fledermaus zu erkennen. Seltsamerweise, denn meist wird dieses Tier – ebenso wie geflügelte Drachenwesen – eher im westlichen Teil abgebildet. Denn im Westen geht die Sonne unter – und die Finsternis beginnt.  

Mit der Christianisierung tauschten die Germanen ihre zahlreichen Naturgötter gegen den einzig wahren Gott ein.  Manche Anthropologen behaupten, dass die Kirche ihnen später die vielen Heiligen als Ersatz für ihre zahlreichen Gottheiten gab. Jede Menge Legenden gab es als Bonus dazu. Ob die Forscher sich bei dieser Aussage zu sehr aus dem Fenster gelehnt haben, möge jeder für sich entscheiden.  Die Kirchenheiligen waren - anders als Wodan, Thor und Co. - wesentlich friedfertiger und die Gläubigen vertrauten darauf, von ihnen Trost und Hilfe zu bekommen.  

Alte katholische Kirchen sind oft reich geschmückt mit Figuren, Malereien und architektonischen Ausschmückungen. Kreuze, Marienfiguren, Engel und die vielen Heiligen sind uns vertraut. Doch so einige Symbole kann der Laie mit dem Christentum erst mal gar nicht in Verbindung bringen. Sind die etwa vorchristlichen Ursprungs und war die gewaltsame Auslöschung des Heidentums doch nicht so gründlich? 

Im Mittelalter, als viele dieser alten Kirchen gebaut wurden, war die Vorstellung von Dämonen noch allgegenwärtig. Es war die Zeit, als die Menschen die Erde noch für eine Scheibe hielten, an deren Enden sich zahlreiche höllische Gestalten tummelten. Bildhauer verarbeiteten diese Vorstellungen, indem sie z. B. abschreckende Gestalten an den Außenwänden anbrachten, um andere Dämonen davon abzuhalten, die heilige Stätte zu betreten. 


Römer- und Germanengötter und die älteste Krippendarstellung Westfalens

Werfen wir einen Blick auf die St. Lambertus-Pfarrkirche in Ense-Bremen. Das Kirchenportal in Ense-Bremer Kirchenportal mit seinen drei Bildwerken gehört zu den ältesten und eigenartigsten Portalskulpturen altwestfälischer Bildhauerkunst.   

Der Neheimer Heimatforscher Bernhard Bahnschulte hat uns eine Erklärung für die Skulpturen geliefert. Dargestellt sind zwei der höchsten Gottheiten der Sachsen. Links Donar, mit dem „Donnerkeil“, der bis heute als Glücksbringer und Abwehrzeichen gegen das Böse gilt. Rechts ist kein keulenschwingender Mann, sondern Fria, die Lieblingsgöttin der Sachen zu sehen. Sie hält einen Spinnrocken in der Hand und lässt den gesponnenen Faden in den Schoß fallen. 

Doch was haben diese Sachsengötter an einer Kirche zu bedeuten? Bahnschulte deutet das als überwundene Gottheiten, als Dämonen, die in die Kirchenwände eingemauert sind - ausgeschlossen von der Kirche und deren Wohltaten.  

In Bremen und im benachbarten Niederense entdeckte man in den frühen 1960er-Jahren sächsische Friedhöfe. Vermutlich wird sich dort eine heidnische Kultstätte befunden haben. Auch die älteste Form des Ortsnamen Ense, “Anesi” = bei der Göttin, deutet darauf hin.  

Interessant ist auch der Blick auf das Dreibilderwerk am Portal, die wohl älteste Krippendarstellung Westfalens. Hier sieht man die Geburt Christi als Hauptbild im Tympanon über der Tür, die überwundenen Gottheiten Donar und Fria an den Seiten. Zusammenfassend soll hier der Sieg des Christentums über das Heidentum dargestellt werden. Sowohl Josef, als auch die Hirten und Donar tragen übrigens nicht den jüdischen Spitzhut, sondern Sachsenhüte. Die Bildwerke sind vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden. 

Wunderschöne Fresken kann man in der Pfarrkirche St. Cyriakus in Schmallenberg-Berghausen bestaunen. Sie ist eine der ältesten Kirchen im Hochsauerlandkreis. In der Apsis (Altarnische im Chor einer Kirche) ist die römische Glücksgöttin (oder die des blinden Zufalls) mit dem „Rad der Zeit“ zu sehen.  

Ähnliche Fortuna-Darstellungen gab es im Mittelalter viele, oft als Buchmalereien. Sie gehen vor allem auf eine Schrift zurück: „Trost der Philosophie“. Der Verfasser, Boethius“ war Kanzler und Freund des Kaisers Theodorich von Ravenna. Als er wegen Verleumdung zum Tode verurteilt wurde, schrieb er in der Todeszelle dieses Buch. Die Schuld für sein Unglück trage Fortuna, klagte er darin, doch Philosophia widerspricht und weist darauf hin, dass es das Wesen Fortunas sei, Glück zu geben und zu nehmen, also keine Beständigkeit von ihr zu erhoffen sei. Rechts neben dem Fortuna-Abbildung ist der Heilige Nikolaus dargestellt, der, anders als die blinde Fortuna, die Menschen anschaut. Diese beiden korrespondieren Bilder sollen, so wie der damalige Pastor Rother, der sich sehr ausgiebig und mit großer Leidenschaft mit der Geschichte und 
der Deutung der Kirchenmalerei auseinandergesetzt hat, schrieb, den Menschen sagen, dass sie sich nicht auf Fortuna verlassen, sondern der Fürsprache des Heiligen vertrauen sollen. Unter der Fortuna wurde auch ein Greif gezeichnet, eine Mischung aus Löwe und Adler, ein uraltes Fabeltier und Sinnbild des Hochmuts.


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Der gläubige Christ senkt seinen Kopf beim Gebet und hebt ihn, um der Predigt folgen. Eher sind es Kinder, die ihre Köpfe zum Himmel bzw. zum Deckengewölbe strecken. Und da gibt es im westlichen Gebäudeteil der Eversberger St. Johannes-Pfarrkirche Erstaunliches zu entdecken: Während das übrige Gewölbe mit Sternen und Sternsymbolen geschmückt ist, gibt es im hinteren Teil der Kirche Drachen, Fabeltiere, Greifvögel zu sehen. Sie sollen symbolisieren die bösen Geister, die vor Christus, dem Licht, in die Dunkelheit fliehen müssen. 

 

Der drachentötende Erzengel Michael hängt über dem Eingang zur Sakristei in St. Magnus Niedermarsberg. Nicht verwunderlich, denn in Marsberg muss es wohl eine wahre Drachenplage gegeben haben. Unweit der historischen Altstadt sollen sie gehaust haben, in den Drakenhöhlen. 

Kranich

Auch in Möhnesee-Körbecke waren die Flugsaurier aktiv, denn der Kanzeldeckel wird von einer Figur des Erzengel Michael (des Drachentöters) bekrönt. Er besiegt den gehörnten Teufel und hält in seiner linken Hand eine Schlange. Die Pankratius-Kirche birgt noch weitere Geschichten und Geheimnisse: Zwischen den Arkantuswedeln am Treppenaufgang zur Kanzel klettert ein Kranich die Stufen herauf, er beißt in die Nase eines Mannes, des Pfarrers Mappus. 

 

Hintergrund: “Meister Stütting trank viel und hat oft den Pfarrer um Geldvorschuss gebeten. Der Pfarrer hielt ihm deshalb eine Strafpredigt. Der Pfarrer seinerseits aber genoss viel Schnupftabak. Ihm hielt Meister Stütting diese geschnitzte “Predigt”: Faß dich zuerst an deine eigene Nase, bevor du anderen etwas vorpredigst. Bisher haben alle Pfarrer die Darstellung stehen lassen.” (Foto und Erklärung aus dem Buch: "Erbaut zur Ehre Gottes. Die Pfarrkirche St. Pankratius in Möhnesee Körbecke", Hg. Pfarrei St. Pankratius,  Pfr. Alfons Dicke). 

Die Wangen der Kirchenbänke in Körbecke sind mit 96 unterschiedlich geschnitzten Engelköpfen geschmückt. Man erzählt sich, dass die Gesichter der Mädchen aus dem Ort als Vorlage gedient haben. Die Bänke zieren aber auch reichlich Blüten, Blattwerk, Trauben, Eicheln und andere Früchte. Diese Ornamente sollen die gesamte Schöpfung symbolisieren. 

Pelikane

In den Pfarrkirchen St. Laurentius Pfarrkirche in Brilon-Scharfenberg und St. Martin in Olsberg-Bigge tauchen Pelikane auf. Und das hat folgenden Hintergrund: Als ein Beobachter vor langer Zeit sah, wie die Jungen des Pelikans ihr Futter tief aus dem Kehlsack der Eltern holten, erschien es ihm, sie würden sich an deren Brustfleisch nähren. Hinzu kam, dass der Kehlsack des Krauskopfpelikans sich währen der Brutzeit rot färbt und an eine Wunde erinnert. Daraus entstand die Allegorie der sich selbst verschenkenden Liebe, sinnbildlich für Jesus und den Opfertod.  

Hätte man die Lutherbibel aus dem Griechischen exakter übersetzt, so wäre die Anwesenheit des Pelikans in Kirchen viel schneller klar. Pelikane gibt es bei uns im Norden nur selten. Deshalb, wurde daraus eben die Rohrdrommel, eine Reiherart, später eine Eule.  

Einhorn

Fabelwesen zeigen sich auch in Hüsten, in der St. Petri-Kirche. Weit oben in den Fensterausschnitten der kleinen Fenster der seitlichen Chorwände finden sich vier runde Bilder: Einhorn und Löwe sind klar zu erkennen, zusätzlich zwei Vögel. Sind hier Pelikan und Taube dargestellt?  

Einhörner waren bereits im Altertum bekannt, jedoch nicht als mythologisches Wesen. Antike Denker und Schriftsteller, wie Aristoteles und Plinius der Ältere, erwähnten sie als Tiere mit eben nur einem Horn – womit natürlich auch das Nashorn gemeint sein könnte.  

Das Einhorn wird manchmal als Symbol für die Person des Heilands verwendet, manchmal als Zeichen der Jungfräulichkeit Mariens, erklärte uns dazu Pfarrer Daniel Maiworm. 

 

Hasen, Affe und Bestie

In Brilon-Hoppecke steht die alte Kirche Mariä Heimsuchung gleich neben der neuen. Die alte Kirche wurde zwischen 1140 und 1170 erbaut und ist besonders wegen der romanischen Flachornamentik, bemerkenswert, die es sonst im Sauerland nirgends gibt. Auch der Blick auf die Fenster lohnt sich: Haben Sie dort schon das Hasenfenster entdeckt? Angelehnt an das Drei-Hasen-Fenster in Paderborn. Die Hasen stehen für die Dreieinigkeit Gottes. 

 

In der Pfarrkirche St. Alexander in Schmallenberg ist ein aus gehämmerter Schmiedebronze gearbeiteten Taufbrunnen zu sehen, auf dem die „Laster der unerlösten Welt“ gezeigt. Der Ta. Neben einer Menschenfratze mit Geldbeutel, die die Gier nach Geld darstellt, gibt es noch eine Bestie mit aufgerissenem Maul, die für Machtgier und Brutalität steht und ein Affe mit Spiegel, der die Eitelkeit verkörpert. 

Wissen Sie von noch mehr Fabelwesen in den alten Kirchen des Sauerlandes? Dann freuen wir uns auf Ihre Mail – am besten mit Foto 

Lange Schwänze umschlingen die oberen und unteren Teile der Säulen. Seltsame Wesen halten sich in Nischen verborgen, sind oft erst beim genaueren Hinsehen zu erkennen. Auf mancher Wanddecke tummelt sich die Drachenbrut. Baumeister des Mittelalters positionierten Gargoyles (groteske Skulpturen, die auf Dächern das Regenwasser ableiten) und andere Bestien oft in größeren Höhen an den Außenwänden, wo sie – kaum sichtbar - die Kirchgänger nicht abschreckten, gleichzeitig aber Dämonen abwehren sollten. Nicht nur im bzw. am Notre Dame in Paris oder am Kölner Dom sind solche Bestien zu sehen, auch in vielen alten Kirchen des Sauerlandes verstecken sich seltsame Kreaturen. Aber auch solche, die uns zwar vertraut sind, deren Gegenwart in der Kirche im ersten Moment etwas befremdlich anmuten kann. 

Text: Christel Zidi
Fotoquellen: (siehe jeweiliges Foto) 

Sehr alte Kirchen stehen oft auf einst heidnischen Kultplätzen. Das macht schon aus strategischen Gründen Sinn, denn manche Orte ziehen die Menschen fast magisch an.  Auf jeden Fall brauchten sie sich nicht umzugewöhnen, sondern trafen sich zu den Gottesdiensten weiter am selben Ort. Die Christianisierung Westfalens begann mit Karl dem Großen im 8. Jahrhundert. Das wichtige germanische Heiligtum, die Irminsul, die bei Marsberg gestanden haben soll, ließ Karl zerstören – und entfachte mit diesem Religionskrieg, wie wir es heute nennen würden, die 30 Jahre andauernden Sachsenkriege. Sein überlebensgroßer, aus Stein gehauener Kopf ist noch heute an der äußeren Südseite der Ober-Marsberger Nikolaikirche zu sehen. Kein Wunder, dass Ulrike Frey vom Erzbistum Paderborn, Abteilung Kunst, uns auch gleich auf diese Kirche verwies.  

Wer durch das aufwendig verzierte Säulenportal geht, wird nicht nur vom Heiligen Nikolaus begrüßt, der über dem Portal thront, sondern auch von auch den Fabelwesen an den Kapitellen, den oberen Teilen der Säulen. Durch das runde Kirchenfenster direkt über dem Portal fühlt man sich ein wenig an Notre Dame in Paris erinnert. Die Wasserspeicher an den Außenwänden verstärken diesen Eindruck. An der Südwand ist auch eine aus Stein gehauene Fledermaus zu erkennen. Seltsamerweise, denn meist wird dieses Tier – ebenso wie geflügelte Drachenwesen – eher im westlichen Teil abgebildet. Denn im Westen geht die Sonne unter – und die Finsternis beginnt.  

Mit der Christianisierung tauschten die Germanen ihre zahlreichen Naturgötter gegen den einzig wahren Gott ein.  Manche Anthropologen behaupten, dass die Kirche ihnen später die vielen Heiligen als Ersatz für ihre zahlreichen Gottheiten gab. Jede Menge Legenden gab es als Bonus dazu. Ob die Forscher sich bei dieser Aussage zu sehr aus dem Fenster gelehnt haben, möge jeder für sich entscheiden.  Die Kirchenheiligen waren - anders als Wodan, Thor und Co. - wesentlich friedfertiger und die Gläubigen vertrauten darauf, von ihnen Trost und Hilfe zu bekommen.  

Alte katholische Kirchen sind oft reich geschmückt mit Figuren, Malereien und architektonischen Ausschmückungen. Kreuze, Marienfiguren, Engel und die vielen Heiligen sind uns vertraut. Doch so einige Symbole kann der Laie mit dem Christentum erst mal gar nicht in Verbindung bringen. Sind die etwa vorchristlichen Ursprungs und war die gewaltsame Auslöschung des Heidentums doch nicht so gründlich? 

Im Mittelalter, als viele dieser alten Kirchen gebaut wurden, war die Vorstellung von Dämonen noch allgegenwärtig. Es war die Zeit, als die Menschen die Erde noch für eine Scheibe hielten, an deren Enden sich zahlreiche höllische Gestalten tummelten. Bildhauer verarbeiteten diese Vorstellungen, indem sie z. B. abschreckende Gestalten an den Außenwänden anbrachten, um andere Dämonen davon abzuhalten, die heilige Stätte zu betreten. 


Römer- und Germanengötter und die älteste Krippendarstellung Westfalens

Werfen wir einen Blick auf die St. Lambertus-Pfarrkirche in Ense-Bremen. Das Kirchenportal in Ense-Bremer Kirchenportal mit seinen drei Bildwerken gehört zu den ältesten und eigenartigsten Portalskulpturen altwestfälischer Bildhauerkunst.   

Der Neheimer Heimatforscher Bernhard Bahnschulte hat uns eine Erklärung für die Skulpturen geliefert. Dargestellt sind zwei der höchsten Gottheiten der Sachsen. Links Donar, mit dem „Donnerkeil“, der bis heute als Glücksbringer und Abwehrzeichen gegen das Böse gilt. Rechts ist kein keulenschwingender Mann, sondern Fria, die Lieblingsgöttin der Sachen zu sehen. Sie hält einen Spinnrocken in der Hand und lässt den gesponnenen Faden in den Schoß fallen. 

Doch was haben diese Sachsengötter an einer Kirche zu bedeuten? Bahnschulte deutet das als überwundene Gottheiten, als Dämonen, die in die Kirchenwände eingemauert sind - ausgeschlossen von der Kirche und deren Wohltaten.  

In Bremen und im benachbarten Niederense entdeckte man in den frühen 1960er-Jahren sächsische Friedhöfe. Vermutlich wird sich dort eine heidnische Kultstätte befunden haben. Auch die älteste Form des Ortsnamen Ense, “Anesi” = bei der Göttin, deutet darauf hin.  

Interessant ist auch der Blick auf das Dreibilderwerk am Portal, die wohl älteste Krippendarstellung Westfalens. Hier sieht man die Geburt Christi als Hauptbild im Tympanon über der Tür, die überwundenen Gottheiten Donar und Fria an den Seiten. Zusammenfassend soll hier der Sieg des Christentums über das Heidentum dargestellt werden. Sowohl Josef, als auch die Hirten und Donar tragen übrigens nicht den jüdischen Spitzhut, sondern Sachsenhüte. Die Bildwerke sind vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden. 

Wunderschöne Fresken kann man in der Pfarrkirche St. Cyriakus in Schmallenberg-Berghausen bestaunen. Sie ist eine der ältesten Kirchen im Hochsauerlandkreis. In der Apsis (Altarnische im Chor einer Kirche) ist die römische Glücksgöttin (oder die des blinden Zufalls) mit dem „Rad der Zeit“ zu sehen.  

Ähnliche Fortuna-Darstellungen gab es im Mittelalter viele, oft als Buchmalereien. Sie gehen vor allem auf eine Schrift zurück: „Trost der Philosophie“. Der Verfasser, Boethius“ war Kanzler und Freund des Kaisers Theodorich von Ravenna. Als er wegen Verleumdung zum Tode verurteilt wurde, schrieb er in der Todeszelle dieses Buch. Die Schuld für sein Unglück trage Fortuna, klagte er darin, doch Philosophia widerspricht und weist darauf hin, dass es das Wesen Fortunas sei, Glück zu geben und zu nehmen, also keine Beständigkeit von ihr zu erhoffen sei. Rechts neben dem Fortuna-Abbildung ist der Heilige Nikolaus dargestellt, der, anders als die blinde Fortuna, die Menschen anschaut. Diese beiden korrespondieren Bilder sollen, so wie der damalige Pastor Rother, der sich sehr ausgiebig und mit großer Leidenschaft mit der Geschichte und 
der Deutung der Kirchenmalerei auseinandergesetzt hat, schrieb, den Menschen sagen, dass sie sich nicht auf Fortuna verlassen, sondern der Fürsprache des Heiligen vertrauen sollen. Unter der Fortuna wurde auch ein Greif gezeichnet, eine Mischung aus Löwe und Adler, ein uraltes Fabeltier und Sinnbild des Hochmuts.


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Der gläubige Christ senkt seinen Kopf beim Gebet und hebt ihn, um der Predigt folgen. Eher sind es Kinder, die ihre Köpfe zum Himmel bzw. zum Deckengewölbe strecken. Und da gibt es im westlichen Gebäudeteil der Eversberger St. Johannes-Pfarrkirche Erstaunliches zu entdecken: Während das übrige Gewölbe mit Sternen und Sternsymbolen geschmückt ist, gibt es im hinteren Teil der Kirche Drachen, Fabeltiere, Greifvögel zu sehen. Sie sollen symbolisieren die bösen Geister, die vor Christus, dem Licht, in die Dunkelheit fliehen müssen. 

 

Der drachentötende Erzengel Michael hängt über dem Eingang zur Sakristei in St. Magnus Niedermarsberg. Nicht verwunderlich, denn in Marsberg muss es wohl eine wahre Drachenplage gegeben haben. Unweit der historischen Altstadt sollen sie gehaust haben, in den Drakenhöhlen. 

Kranich

Auch in Möhnesee-Körbecke waren die Flugsaurier aktiv, denn der Kanzeldeckel wird von einer Figur des Erzengel Michael (des Drachentöters) bekrönt. Er besiegt den gehörnten Teufel und hält in seiner linken Hand eine Schlange. Die Pankratius-Kirche birgt noch weitere Geschichten und Geheimnisse: Zwischen den Arkantuswedeln am Treppenaufgang zur Kanzel klettert ein Kranich die Stufen herauf, er beißt in die Nase eines Mannes, des Pfarrers Mappus. 

 

Hintergrund: “Meister Stütting trank viel und hat oft den Pfarrer um Geldvorschuss gebeten. Der Pfarrer hielt ihm deshalb eine Strafpredigt. Der Pfarrer seinerseits aber genoss viel Schnupftabak. Ihm hielt Meister Stütting diese geschnitzte “Predigt”: Faß dich zuerst an deine eigene Nase, bevor du anderen etwas vorpredigst. Bisher haben alle Pfarrer die Darstellung stehen lassen.” (Foto und Erklärung aus dem Buch: "Erbaut zur Ehre Gottes. Die Pfarrkirche St. Pankratius in Möhnesee Körbecke", Hg. Pfarrei St. Pankratius,  Pfr. Alfons Dicke). 

Die Wangen der Kirchenbänke in Körbecke sind mit 96 unterschiedlich geschnitzten Engelköpfen geschmückt. Man erzählt sich, dass die Gesichter der Mädchen aus dem Ort als Vorlage gedient haben. Die Bänke zieren aber auch reichlich Blüten, Blattwerk, Trauben, Eicheln und andere Früchte. Diese Ornamente sollen die gesamte Schöpfung symbolisieren. 

Pelikane

In den Pfarrkirchen St. Laurentius Pfarrkirche in Brilon-Scharfenberg und St. Martin in Olsberg-Bigge tauchen Pelikane auf. Und das hat folgenden Hintergrund: Als ein Beobachter vor langer Zeit sah, wie die Jungen des Pelikans ihr Futter tief aus dem Kehlsack der Eltern holten, erschien es ihm, sie würden sich an deren Brustfleisch nähren. Hinzu kam, dass der Kehlsack des Krauskopfpelikans sich währen der Brutzeit rot färbt und an eine Wunde erinnert. Daraus entstand die Allegorie der sich selbst verschenkenden Liebe, sinnbildlich für Jesus und den Opfertod.  

Hätte man die Lutherbibel aus dem Griechischen exakter übersetzt, so wäre die Anwesenheit des Pelikans in Kirchen viel schneller klar. Pelikane gibt es bei uns im Norden nur selten. Deshalb, wurde daraus eben die Rohrdrommel, eine Reiherart, später eine Eule.  

Einhorn

Fabelwesen zeigen sich auch in Hüsten, in der St. Petri-Kirche. Weit oben in den Fensterausschnitten der kleinen Fenster der seitlichen Chorwände finden sich vier runde Bilder: Einhorn und Löwe sind klar zu erkennen, zusätzlich zwei Vögel. Sind hier Pelikan und Taube dargestellt?  

Einhörner waren bereits im Altertum bekannt, jedoch nicht als mythologisches Wesen. Antike Denker und Schriftsteller, wie Aristoteles und Plinius der Ältere, erwähnten sie als Tiere mit eben nur einem Horn – womit natürlich auch das Nashorn gemeint sein könnte.  

Das Einhorn wird manchmal als Symbol für die Person des Heilands verwendet, manchmal als Zeichen der Jungfräulichkeit Mariens, erklärte uns dazu Pfarrer Daniel Maiworm. 

 

Hasen, Affe und Bestie

In Brilon-Hoppecke steht die alte Kirche Mariä Heimsuchung gleich neben der neuen. Die alte Kirche wurde zwischen 1140 und 1170 erbaut und ist besonders wegen der romanischen Flachornamentik, bemerkenswert, die es sonst im Sauerland nirgends gibt. Auch der Blick auf die Fenster lohnt sich: Haben Sie dort schon das Hasenfenster entdeckt? Angelehnt an das Drei-Hasen-Fenster in Paderborn. Die Hasen stehen für die Dreieinigkeit Gottes. 

 

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Wissen Sie von noch mehr Fabelwesen in den alten Kirchen des Sauerlandes? Dann freuen wir uns auf Ihre Mail – am besten mit Foto 

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