Text: Paul Senske

Im Sauerland soll der Klimaschutz massiv an Fahrt aufnehmen. Grundlage ist die im März vom Kreistag beschlossene Fortschreibung des integrierten Klimaschutzkonzepts. „Damit ist eine aktuelle Basis für die lokale Klimaschutzarbeit von hoher Qualität geschaffen worden, die kreisweites Handeln mit den Aktivitäten in den Städten und Gemeinden verbindet“, betont Frank Linnekugel, der Leiter Regionalentwicklung und Geschäftsführer der WFG des Hochsauerlandkreises. Über 60 Maßnahmen stehen auf der Agenda, darunter 25 Topthemen, die in Angriff genommen werden, um 2045 die bundesweit angestrebte Klimaneutralität zu erreichen.  

Bei den geplanten Klimamaßnahmen des Kreises und der Kommunen geht es u. a. um den Ausbau erneuerbarer Energien, um Gebäudesanierung oder um die Errichtung von Photovoltaik-Freiflächen auf dem Flugplatz Schüren, der Deponie in Müschede und in der VELTINS-EisArena Winterberg. Bis 2035 will Winterberg klimaneutral sein. Die Stadt Arnsberg, die bereits 2030 das Klimaziel erreichen will, war an der Ausarbeitung des Konzepts nicht beteiligt, „sitzt aber bei der Umsetzung der Projekte mit im Boot“, so Linnekugel. Der HSK will zudem einen Klimamanager einstellen.

Klimaschutz als Querschnittsaufgabe

„Der Hochsauerlandkreis nimmt Klimaschutz als Querschnittsaufgabe wahr, die vielfältige Handlungsfelder umfasst“, sagt Klimaschutzkoordinator Frank Kleine-Nathland. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien gilt dabei als wichtiger Wegbereiter auf dem Weg zur Klimaneutralität.“ Die wichtigsten Ergebnisse der Energie- und Treibhausgas-Bilanz (2017 – 2019) sowie der Potenzialanalyse des 421 Seiten umfassenden HSK-Konzepts: 47 Prozent des gesamten Stromverbrauchs wurden 2019 aus erneuerbaren Energien erzeugt. Inzwischen ist der Anteil des „grünen Stroms“ auf deutlich über 60 Prozent gestiegen. Die Windenergie und die Biomasse haben mit über 60 bzw. über 20 Prozent den größten Anteil. Der Anteil erneuerbarer Energien am kreisweiten Wärmebedarf betrug 2019 unter 10 Prozent, wobei der Anteil der Biomasse bei 75 Prozent lag. Die erneuerbare Umweltwärme hatte einen Anteil von 14, Solarthermie von 11 Prozent.

Industrie hat den größten Energiebedarf

Beim Blick auf den Energiebedarf sticht die Industrie mit 46 Prozent vor dem Haushalts- und Verkehrssektor mit je 23 Prozent heraus. Es folgen Gewerbe, Handel und Dienstleistungen mit sieben und die kommunalen Einrichtungen mit einem Prozent. Die Industrie wies in dem Zeitraum mit 49 Prozent den größten Ausstoß an Treibhausgas, gefolgt vom Verkehrssektor (25), auf.

Die Potenzialanalyse sieht beim Thema „Sanierung und Entwicklung Wärmemix“ neben der Sanierung des Gebäudebestands die Substituierung von Steinkohle und Flüssiggas durch andere Energieträger als dringend an. Heizöl und Erdgas müssten bis 2045 ersetzt werden. Dabei soll vor allem auf Umweltwärme, Heizstrom/PtH (Wärmeerzeugung mit Hilfe von Strom) und den Aufbau von Wärmenetzen (mit Geothermie) gesetzt werden. Im Bereich Mobilität und Verkehr muss der motorisierte Individualverkehr um 27 Prozent gesenkt werden (u. a. Ausbau ÖPNV). Der Anteil alternativer Antriebe an der „verbleibenden Fahrleistung“ muss ca. 97 Prozent betragen, so das Konzept.

„Bei den erneuerbaren Energien besitzt der HSK ein erhebliches Potenzial in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik“, sagt Kleine-Nathland. Das Potenzial in den Bereichen Bioenergie, Klär-, Deponien- und Grubengas sowie Kraft-Wärme-Kopplung sei „im Verhältnis“ betrachtet als eher gering einzustufen. Bei der Photovoltaik ist buchstäblich noch viel Luft nach oben. Möglichst viele Solaranlagen auf den Dächern: Die NRW-Landesregierung plant ab 2024 die schrittweise Einführung der Solarplicht. NRW-weit sind bisher auf rund zehn Prozent der Dächer Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen installiert, so der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE).  Großes Potenzial weisen auch Freiflächenphotovoltaik-Anlagen auf, beispielsweise auf Randstreifen entlang der A46 und der Schienenwege im HSK. Daneben - so das Konzept - könnten auch PV-Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gebaut werden. Die sogenannte Agri-PV bezeichnet ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft und die Solarstromproduktion.

Windenergie auch in Landschaftsschutzgebieten

Die Windenergie gilt als „Treiber“ der Energiewende. Mit dem am 1. Februar 2023 in Kraft getretenen „Wind-an-Land-Gesetz“ soll die Windkraft deutlich an Fahrt gewinnen. Die Länder müssen bis Ende 2032 1,8 bis 2 Prozent ihrer Fläche für Windenergie ausweisen. Für NRW sind das 1,8 Prozent. Die 1.000- Meter-Abstandsregelung für Anlagen zu Wohngebieten wurde gekippt. Auch Landschaftsschutzgebiete dürfen genutzt werden, gleichzeitig werden u. a.  Schutzzonen für bedrohte Arten garantiert. Die NRW-Landesregierung macht richtig Druck: Bis 2027 sollen mindestens 1.000 neue Windanlagen gebaut werden. Potenzialanalysen zeigen: Südwestfalen, vornehmlich das (dünnbesiedelte) Sauerland, wird mit 25 Prozent die größte Last tragen. Nur ein Beispiel: In Sundern sind derzeit zwei Windräder in Betrieb. Eine Studie des Landes sieht ein Potenzial von 50 bis 100 Anlagen.

Die Ausgangslage im HSK (Stand 20. 6. 2023): Die Anzahl der errichteten Anlagen beträgt 144, weitere 74 sind beantragt, 48 sind genehmigt, aber noch nicht gebaut. Der Schwerpunkt der Anlagen liegt im Osten des HSK mit Marsberg und Brilon. Der Windpark Meerhof ist der größte Standort im HSK.  „Die Anzahl der Anträge wird deutlich steigen,“ sagt Heinz Nieder, Fachdienstleister Bauen, Kataster, Umwelt sowie Immissionsschutz des Hochsauerlandkreises, der zuständigen Genehmigungsbehörde. „Ende 2023 sowie im nächsten Jahr erwarten wir eine Flut von Anträgen.“ Gleichzeitig werde „der Druck im Kessel“ für die Gutachter für Lärm-, Umwelt-, Artenschutz und Schattenwurf steigen. Welche Flächen im HSK für Windkraft schließlich genutzt werden können, wird der Regionalplan der Bezirksregierung im nächsten Jahr zeigen. Der Kreis entscheidet über die Anträge: „Unsere eindeutige Verpflichtung ist ein rechtssicherer Beschluss. Wir entscheiden ausschließlich nach Recht und Gesetz“, so Nieder.

Wird das Sauerland überfordert?

Wird das Sauerland mit der Windkraft überfrachtet und damit überfordert? Droht das Sauerland zu einem „Sauerland der tausend Windkraftanlagen“ zu werden? Das Landschaftsbild wird sich auf jeden Fall (deutlich) verändern. Kritische Stimmen sind angesichts der neuen (gesetzlichen) Lage vermehrt zu vernehmen, andererseits herrscht vor Ort breiter Konsens, dass die Windkraft als tragende Säule der Energiewende unverzichtbar ist. Für die Wirtschaft und Industrie kann sie ein Standortfaktor sein. Beispielsweise setzt die Brauerei Veltins neben Photovoltaik auf Windkraft, die „absolute Priorität“ genießt. Künftig will Veltins den gesamten Energiebedarf über Windkraft abdecken. Ein weiteres Beispiel: Das Klinikum Hochsauerland hat seine Option zum Erwerb des genehmigten Windparks in Freienohl (5 Windanlagen - 45 kWh Strom jährlich) angemeldet und will ihn mit anderen Investoren umsetzen. Ende 2024 soll der Strom fließen.

Auf der anderen Seite werden teilweise massive Bedenken gegen den weiteren Ausbau der Windenergie laut. Heinz Nieder spricht von „einer Vielzahl von Einwendungen“ in Winterberg-Altenfeld. In Schmallenberg formieren sich der Verein für Umwelt- und Naturschutz sowie „besorgte Bürger“ aus einigen Schmallenberger Orten gegen einige geplante Standorte. Viel Natur im wichtigen Ökosystem Wald werde durch den Ausbau zerstört, so ein Hauptargument. Die Windenergie an sich wird aber nicht in Frage gestellt. Gegen den geplanten Megawindpark (mit bis zu 35 Windrädern und Strom für 150.000 Haushalte) im Arnsberger Wald (Herdringer Forst) kämpft die Bürgerinitiative „Windkraft Arnsberger Wald NICHT MIT UNS“ und setzt sich „in Abstimmung mit den Bürgern für eine maßvolle Nutzung und nachhaltige Planung der Windkraft“ unter Berücksichtigung der Gesundheit der Menschen und strikter Einhaltung von Landschafts- und Umweltschutz ein.

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Vorbild Bürgerwindpark Radlinghausen

Wie die Errichtung von Windkraftanlagen im Einklang mit und zum Vorteil der Bürgerinnen und Bürger läuft, zeigt das Beispiel Brilon-Radlinghausen. 2004 wurden der Bürgerwindpark Radlinghausen, 2017 der Bürgerwindpark Battenberg (Thülen, Rösenbeck, Madfeld, Bleiwäsche), der auch von der Gesellschaft in Radlinghausen betrieben wird, errichtet. „Von Anfang an war klar, dass wir im Ort die Dinge selbst die Hand nehmen“, sagt Johannes Niggemeier, gemeinsam mit Josef Kemmerling und Antonius Heppe die „Pioniere“ und Geschäftsführer der Gesellschaften. 120 Gesellschafter (Radlinghausen) und 118 (Battenberg) sind dabei, wirtschaftlich läuft es rund, die Menschen vor Ort profitieren. Die 50 Landwirte, auf denen die Anlagen stehen, erhalten 300.000 Euro an Pachtgebühren. Davon spenden sie fünf bis zehn Prozent, in der Regel 25.000 Euro jährlich, für gemeinnützige Zwecke in den Orten und für die Vereine. (Siehe ausführlichen Beitrag auf unserer Homepage: Windräder drehen sich ohne Gegenwind)

Wasserkraft spielt im Sauerland eine geringe Rolle

Die Nutzung der Wasserkraft hat eine jahrhundertalte Tradition. Früher wurde sie mechanisch genutzt, heute wird die gewonnene Energie mit Generatoren in Strom umgewandelt. Im Sauerland spielt Strom durch Nutzung der Wasserkraft eher eine geringe Rolle bei den regenerativen Energien. „Im Vergleich zu den abfluss- und gefällereichen Regionen im Alpenvorland oder in Baden-Württemberg sind die Bedingungen für das Sauerland nicht so günstig“, betont Andreas Caspari, Fachdienstleiter Wasserwirtschaft beim Hochsauerlandkreis. „Daher ist das Potenzial hier eher gering.“ Der Anteil der Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke bei den regenerativen Energien beträgt um die fünf Prozent. Wasserkraft wird im Sauerland vor allem in den großen Flüssen Ruhr und Lenne erzeugt, natürlich auch in den HSK-Talsperren Sorpe, Henne, Diemel und Hillebach sowie in der angrenzenden Möhne- und Biggetalsperre. Studien zeigen, dass die Wasserkraft in Deutschland ihr technisch-ökologisches Potenzial weitgehend ausgeschöpft hat. „Einen Zubau halte ich bei uns aufgrund enormer Kosten und mangelnder Wirtschaftlichkeit für nahezu ausgeschlossen.“ Weltweit spielt die Wasserkraft eine viel größere Rolle. In Europa können Norwegen und Island ihren Strombedarf fast vollständig aus Wasserkraft decken.  

Klimaschutzkonzept von hoher Qualität

Es sind ambitionierte Ziele und Projekte, die im integrierten Klimaschutzkonzept des Kreises, der Fortschreibung des Konzepts von 2013, formuliert werden. Kreis und Kommunen wollen gemeinsam die große Herausforderung meistern. „Der Kreis ist einerseits Moderator, andererseits geht er mit konkreten, eigenen Maßnahmen und damit mit gutem Beispiel voran“, erläutert Frank Linnekugel, Leiter der Regionalentwicklung und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises. 25 Maßnahmen auf Kreisebene (Topthemen) sowie 37 individuelle Maßnahmen.  auf der kommunalen Ebene wurden erarbeitet.  Acht Handlungsfelder wurden berücksichtigt, darunter erneuerbare Energien, Neubau und Gebäudemodernisierung, Energieeffizienz und Klimaschutz in Unternehmen oder das Thema nachhaltiger Tourismus.

Eine Auswahl der Themen: Der HSK will einen Klimamanager einstellen, ein Akteurs-Netzwerk Klima im Hochsauerlandkreis aufbauen, den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren. Ein Arbeitskreis „Integrierte Wärmeplanung – Wärmewende mit Kommunen und Stadtwerken“ soll aus der Taufe gehoben werden. „Gerade beim Wärmebedarf mit dem bisher geringen Anteil von unter zehn Prozent an erneuerbaren Energien müssen wir deutlich zulegen“, betont Frank Kleine-Nathland, der Projektleiter des Konzepts. „Der Hochsauerlandkreis und die Kommunen als lokale und zuständige Experten sollen gemeinschaftlich eine integrierte Wärmeplanung entwickeln.“ Die Durchführung einer kreisweiten PV-Freiflächen-Potenzialanalyse steht ebenso auf der umfangreichen Agenda. In diesem Zusammenhang soll eine PV-Freifläche auf dem Flugplatz Meschede-Schüren, eine weitere in der VELTINS-EisArena in Winterberg sowie eine zusätzliche auf der Deponie Arnsberg-Müschede (Machbarkeitsstudie) errichtet werden. Auch die Unternehmen stehen auf der Liste. Besonders für mittlere und kleinere Betrieben will der Kreis (WFG und Klimaschutzmanagement) das Beratungs- und Qualifizierungs-Angebot für die Steigerung der Energieeffizienz und Treibhausgasreduktion erweitern.  Zudem soll kreisweit eine Ausbildungsoffensive zu „Klimaberufen“, besonders im Handwerk, gestartet und entsprechende, bestehende Initiativen unterstützt werden. Das Thema „nachhaltige Mobilität“ beinhaltet u. a.  den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur.

Stromspar-Check soll ausgebaut werden

Weitere Beispiele: Der Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte ist ein vom Bund und der Caritas gefördertes Projekt. Es wird von einzelnen Kommunen bereits angeboten, jetzt soll es kreisweit ausgebaut werden. Langzeitarbeitslose oder ehrenamtliche Bürger werden zu Stromsparhelfern ausgebildet und führen die Untersuchungen vor Ort durch. Neben Handlungsempfehlungen wird den Haushalten ein Soforthilfepaket zur Verfügung gestellt.

Der Kreis will beim Klimaschutz selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Geplant ist die Umstellung der kreiseigenen Flotte auf E-Fahrzeuge sowie die energetische Sanierung der kreiseigenen Gebäude. Gleichzeitig soll der Zubau an PV-Anlagen auf allen Dächern vorangetrieben werden. Die konkreten Projekte der Kommunen sehen u. a. den Ausbau der Nahwärmenetze, die Nutzung der Industrieabwärme oder Mobilitätskonzepte vor. Winterberg will 2035 klimaneutral sein, Arnsberg bereits 2030. Insgesamt soll das Klimakonzept „kein Papiertiger“ sein. Regelmäßige Evaluierungen sollen stattfinden.

Treibhausgasneutralität bis 2045

Deutschlands Weg zur Klimaneutralität /Treibhausgasneutralität ist in der Novelle des Klimaschutzgesetzes, die am 31. August 2021 in Kraft trat, vorgezeichnet. Die Ziele für weniger CO2-Emissionen, also Kohlenstoff, wurden verschärft. Bis 2030 soll Deutschland seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber 1990 verringern. Diese Ziele bis 2030 wirken sich - so das Gesetz - in den Bereichen Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, im Gebäudebereich sowie in der Landwirtschaft aus. Der umfangreichen Energiewende wird höchste Priorität eingeräumt.

Schritt für Schritt geht es dann weiter: Die Klimaziele werden alle zwei Jahre überprüft. Bis 2040 gilt ein Minderungsziel von 88 Prozent. Ab 2030 sollen jährliche Ziele konkret festgelegt werden. Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland Klimaneutralität erreichen. Das heißt: Es muss ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau herrschen. Die Ziele reichen noch weiter: Nach 2050 strebt die Bundesregierung negative Emissionen an. In natürlichen Senken sollen mehr Treibhausgase eingebunden als ausgestoßen werden. Natürliche Ökosysteme sind Wälder, Moore und Ozeane. Sie sind die wichtigsten Kohlenstoffsprecher, also natürliche Senken.

Klimaneutralität mehr als „Netto-Null-Emissionen“

Zusammengefasst bedeutet Klimaneutralität: Es muss ein Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffemissionen und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken hergestellt werden. Um „Netto-Null-Emissionen“ zu erlangen, müssen alle Treibhausgasemissionen durch Kohlenstoffbindung ausgeglichen werden. Darüber hinaus müssten im strengen Sinne der Klimaneutralität sämtliche Einflüsse auf das Klima vermieden bzw. ausgeglichen werden. Nimmt man es ganz genau, müssten dazu auch Kondensstreifen, Abwärme, Albedo-Effekte, nicht energetische Emissionen aus Landwirtschaft und dergleichen gehören. Klimaneutralität ist also die höchste Neutralitätsform, wie weitergehende Anstrengungen als die Treibhausgasneutralität erfordert. Zu beachten ist, dass im Alltagsgebrauch aktuell zwischen Treibhausgas- und Klimaneutralität häufig nicht unterschieden wird. Fachlich sind darunter aber zwei verschiedene Neutralitätsformen zu verstehen.

Die (weltweite) Klimaneutralität bis Mitte des 21. Jahrhunderts ist notwendig, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dieser Schwellenwert ist auch im Übereinkommen von Paris festgelegt worden. 195 Ländern, einschließlich der EU, haben dieses Abkommen unterzeichnet.

Betrieb von Windenergieanlagen im „überragenden öffentlichen Interesse“

Um den (stockenden) Ausbau der Windenergie voranzutreiben, hat sich die Bundesregierung mit dem Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land ehrgeizige Ziele gesetzt. Dem Ausbau der Windenergie kommt eine priorisierende Stellung zu, um die Unabhängigkeit von fossilen Importen zu stärken und die Klimaziele zu erreichen, wie es heißt. Der Betrieb von Windenergieanlagen liege im „überragenden öffentlichen Interesse“ und „diene der öffentlichen Sicherheit“.

Das am 1. Februar 2023 in Kraft getretene „Wind-an-Land-Gesetz“ (WaLG) sieht im Wesentlichen vor, dass langfristig rund 2 Prozent der Bundesfläche für Windenergie zur Verfügung stehen. Die Bundesländer werden verpflichtet, bis Ende 2032 einen Anteil von 1,8 bis 2,2 Prozent ihrer Landesfläche für Windenergie an Land ausweisen. Für die Stadtstaaten beträgt der Anteil 0,5 Prozent. Als „Zwischenziel“ wurde für die Bundesländer 1,4 Prozent bis Ende 2027 festgelegt. Für NRW gelten folgende Daten: Bis Ende 2032 müssen es 1,8 Prozent der Landesfläche sein, bis zum Zwischenziel 2027 sind 1,1 Prozent vorgesehen. Derzeit sind bundesweit 0,8 Prozent der Landesfläche für Windkraft ausgewiesen. Aber nur 0,5 Prozent sind tatsächlich verfügbar.

Weiterhin wird im Baugesetzbuch die Zulassung von Windenergieanlagen auf eine sogenannte Positivplanung umgestellt. Das heißt, diese Anlagen sind in dafür eigens planerisch ausgewiesenen Gebieten „privilegiert“ zulässig. Zudem werden den Ländern pauschale gesetzliche Mindestabstandregelungen erlaubt. Inzwischen ist in NRW die 1.000-Meter-Abstandsreglung für Windräder zu Wohngebieten gekippt. Im Bundesnaturschutzgesetz wird weiter geregelt, dass Landschaftsschutzgebiete als Flächen für die Windkraftproduktion genutzt werden dürfen. Gleichzeitig, so das Gesetz, werden Schutzzonen für bedrohte Arten definiert und „hohe ökologische Standards garantiert“. Zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren werden für die artenschutzrechtliche Prüfung bundeseinheitliche Standards gesetzt.

„Regional-Initiativen Wind“

Tempo, Tempo und nochmals Tempo bei der Energiewende, besonders beim Ausbau der Windkraft. Die Landesregierung hat daher die „Regional-Initiativen Wind“ ins Leben gerufen. Sie sehen eine enge Zusammenarbeit der fünf Bezirksregierungen, den Städten und Gemeinden, den Kreisen sowie dem Land vor. Dabei sollen jeweils konkrete Einzelfälle und allgemeine Frage- und Problemstellungen diskutiert und gemeinsame Lösungen erarbeitet werden.

Klimaschutz- und Energieeffizienz-Netzwerk: Sauerländer Industrieunternehmen engagieren sich

Auch in der Sauerländer Wirtschaft spielt die Energiewende eine bedeutende Rolle: Rund 15 Sauerländer Industrieunternehmen haben sich zum Sauerland-Industrie-Klimaschutz und Energieeffizienz-Netzwerk zusammengeschlossen. Träger des Netzwerks ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft HSK, begleitet wird es von der FH Südwestfalen und der Effizienz-Agentur NRW. Der Grundstein wurde beim Treffen im September 2021 in Bestwig gelegt, das Projekt ist zunächst für drei Jahre festgelegt. Das Netzwerk soll u. a. gemeinsame Zielgrößen für die Energieeinsparung und Treibhausgasreduktion definieren und in den drei Jahren realisieren.

ÖKOPROFIT Soest-Sauerland

Eine nachhaltige ökonomische und ökologische Stärkung von Unternehmen ist das Ziel von ÖKOPROFIT. Es ist ein bundesweites Projekt, das in vielen Kommunen erfolgreich mit Unternehmen durchgeführt wurde, wie bereits zweimal im Kreis Soest als Teil des Klimaschutzkonzeptes des Kreises. Seit 2022 wird es gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis umgesetzt. Zentrale Themen sind die Reduktion des Energieverbrauchs, die Abfallreduktion sowie eine bessere Materialeffizienz. Innerbetriebliche Innovationen sollen zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung führen.

European Energy Award: Hochsauerlandkreis mit begehrtem Umwelt-Zukunftspreis ausgezeichnet

Es ist eine begehrte Auszeichnung: Der Hochsauerlandkreis wurde im November 2022 in Düsseldorf mit dem European Energy-Award ausgezeichnet. Dieser Umwelt-Zukunftspreis ist ein europäisches Gütesiegel für die Nachhaltigkeit der Energie- und Klimapolitik von Kommunen. Der HSK ist eine von bundesweit 20 Kommunen, die mit dem Preis ausgezeichnet wurden. Bei der Veranstaltung im Industrie-Chic der alten Seifenfabrik ging es bei der Veranstaltung um Themen „Wie organisieren wir die Energiewende aus kommunaler Ebene?“ oder „Wie motivieren wir die Bürgerinnen und Bürger bei der Energiewende mitzumachen?“.

Der Hochsauerlandkreis „punktete“ beim Fachpublikum vor allem mit dem Thema Photovoltaik. Der Leiter des HSK-Abfallentsorgungsbetriebes, Reinhold Pape, hielt einen profunden Vortrag über „Photovoltaik und die Inanspruchnahme von Flächen“. Hintergrund ist, dass auf der zentralen Deponie Frielinghausen eine größere Photovoltaik-Anlage errichtet worden ist. Deponien, so Pape, ereigneten sich besonders für die Errichtung von PV-Anlagen. Die vorhandene technische und personelle Ausstattung des Betriebes könne genutzt werden, ohne Flächen an anderer Stelle in Anspruch zu nehmen. „Dieser Preis ist Bestätigung, aber auch Ansporn die Energiewende auf lokaler Eben weiter zu organisieren“, sagte Frank Linnekugel, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hochsauerlandkreis bei der Veranstaltung in Düsseldorf. Der HSK nimmt seit 2014 an diesem europäischen Wettbewerb teil.

Neuer LEE-Chef Vogel fordert große Beschleunigung: „Energiewende geht nicht schnell genug voran“ 

Der neue Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE), Hans-Josef Vogel, fordert die Energiewende deutlich zu forcieren: „Es ist eine große Beschleunigung erforderlich. Es geht heute nicht schnell genug voran“, sagt der ehemalige Bürgermeister von Arnsberg (1999-2017) und spätere Arnsberger Regierungspräsident (2017-2022). Der Klimawandel sei eine historisch völlig neue politische Situation. Politische Probleme seien früher noch später lösbar gewesen. Beim Klimawandel funktioniere das nicht. „Der Klimawandel lässt ich nur für kurze Zeit aufhalten. Später sind die Folgen unumkehrbar.“ Vogel wurde im Mai 2023 zum neuen LEE-Chef gewählt.  innehatte.

Der LEE NRW ist ein Interessenverband von Unternehmen, Verbänden und Einzelpersonen zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Der LEE sieht sich selbst als „Energiewende-Macher“ in NRW. „Wir stehen für den Ausbau aller Formen regenerativer Energien, von Wind-, Solar- und Bioenergie über Wasserkraft bis hin zur Geothermie“, heißt es.

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Text: Paul Senske

Im Sauerland soll der Klimaschutz massiv an Fahrt aufnehmen. Grundlage ist die im März vom Kreistag beschlossene Fortschreibung des integrierten Klimaschutzkonzepts. „Damit ist eine aktuelle Basis für die lokale Klimaschutzarbeit von hoher Qualität geschaffen worden, die kreisweites Handeln mit den Aktivitäten in den Städten und Gemeinden verbindet“, betont Frank Linnekugel, der Leiter Regionalentwicklung und Geschäftsführer der WFG des Hochsauerlandkreises. Über 60 Maßnahmen stehen auf der Agenda, darunter 25 Topthemen, die in Angriff genommen werden, um 2045 die bundesweit angestrebte Klimaneutralität zu erreichen.  

Bei den geplanten Klimamaßnahmen des Kreises und der Kommunen geht es u. a. um den Ausbau erneuerbarer Energien, um Gebäudesanierung oder um die Errichtung von Photovoltaik-Freiflächen auf dem Flugplatz Schüren, der Deponie in Müschede und in der VELTINS-EisArena Winterberg. Bis 2035 will Winterberg klimaneutral sein. Die Stadt Arnsberg, die bereits 2030 das Klimaziel erreichen will, war an der Ausarbeitung des Konzepts nicht beteiligt, „sitzt aber bei der Umsetzung der Projekte mit im Boot“, so Linnekugel. Der HSK will zudem einen Klimamanager einstellen.

Klimaschutz als Querschnittsaufgabe

„Der Hochsauerlandkreis nimmt Klimaschutz als Querschnittsaufgabe wahr, die vielfältige Handlungsfelder umfasst“, sagt Klimaschutzkoordinator Frank Kleine-Nathland. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien gilt dabei als wichtiger Wegbereiter auf dem Weg zur Klimaneutralität.“ Die wichtigsten Ergebnisse der Energie- und Treibhausgas-Bilanz (2017 – 2019) sowie der Potenzialanalyse des 421 Seiten umfassenden HSK-Konzepts: 47 Prozent des gesamten Stromverbrauchs wurden 2019 aus erneuerbaren Energien erzeugt. Inzwischen ist der Anteil des „grünen Stroms“ auf deutlich über 60 Prozent gestiegen. Die Windenergie und die Biomasse haben mit über 60 bzw. über 20 Prozent den größten Anteil. Der Anteil erneuerbarer Energien am kreisweiten Wärmebedarf betrug 2019 unter 10 Prozent, wobei der Anteil der Biomasse bei 75 Prozent lag. Die erneuerbare Umweltwärme hatte einen Anteil von 14, Solarthermie von 11 Prozent.

Industrie hat den größten Energiebedarf

Beim Blick auf den Energiebedarf sticht die Industrie mit 46 Prozent vor dem Haushalts- und Verkehrssektor mit je 23 Prozent heraus. Es folgen Gewerbe, Handel und Dienstleistungen mit sieben und die kommunalen Einrichtungen mit einem Prozent. Die Industrie wies in dem Zeitraum mit 49 Prozent den größten Ausstoß an Treibhausgas, gefolgt vom Verkehrssektor (25), auf.

Die Potenzialanalyse sieht beim Thema „Sanierung und Entwicklung Wärmemix“ neben der Sanierung des Gebäudebestands die Substituierung von Steinkohle und Flüssiggas durch andere Energieträger als dringend an. Heizöl und Erdgas müssten bis 2045 ersetzt werden. Dabei soll vor allem auf Umweltwärme, Heizstrom/PtH (Wärmeerzeugung mit Hilfe von Strom) und den Aufbau von Wärmenetzen (mit Geothermie) gesetzt werden. Im Bereich Mobilität und Verkehr muss der motorisierte Individualverkehr um 27 Prozent gesenkt werden (u. a. Ausbau ÖPNV). Der Anteil alternativer Antriebe an der „verbleibenden Fahrleistung“ muss ca. 97 Prozent betragen, so das Konzept.

„Bei den erneuerbaren Energien besitzt der HSK ein erhebliches Potenzial in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik“, sagt Kleine-Nathland. Das Potenzial in den Bereichen Bioenergie, Klär-, Deponien- und Grubengas sowie Kraft-Wärme-Kopplung sei „im Verhältnis“ betrachtet als eher gering einzustufen. Bei der Photovoltaik ist buchstäblich noch viel Luft nach oben. Möglichst viele Solaranlagen auf den Dächern: Die NRW-Landesregierung plant ab 2024 die schrittweise Einführung der Solarplicht. NRW-weit sind bisher auf rund zehn Prozent der Dächer Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen installiert, so der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE).  Großes Potenzial weisen auch Freiflächenphotovoltaik-Anlagen auf, beispielsweise auf Randstreifen entlang der A46 und der Schienenwege im HSK. Daneben - so das Konzept - könnten auch PV-Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gebaut werden. Die sogenannte Agri-PV bezeichnet ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft und die Solarstromproduktion.

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Die Ausgangslage im HSK (Stand 20. 6. 2023): Die Anzahl der errichteten Anlagen beträgt 144, weitere 74 sind beantragt, 48 sind genehmigt, aber noch nicht gebaut. Der Schwerpunkt der Anlagen liegt im Osten des HSK mit Marsberg und Brilon. Der Windpark Meerhof ist der größte Standort im HSK.  „Die Anzahl der Anträge wird deutlich steigen,“ sagt Heinz Nieder, Fachdienstleister Bauen, Kataster, Umwelt sowie Immissionsschutz des Hochsauerlandkreises, der zuständigen Genehmigungsbehörde. „Ende 2023 sowie im nächsten Jahr erwarten wir eine Flut von Anträgen.“ Gleichzeitig werde „der Druck im Kessel“ für die Gutachter für Lärm-, Umwelt-, Artenschutz und Schattenwurf steigen. Welche Flächen im HSK für Windkraft schließlich genutzt werden können, wird der Regionalplan der Bezirksregierung im nächsten Jahr zeigen. Der Kreis entscheidet über die Anträge: „Unsere eindeutige Verpflichtung ist ein rechtssicherer Beschluss. Wir entscheiden ausschließlich nach Recht und Gesetz“, so Nieder.

Wird das Sauerland überfordert?

Wird das Sauerland mit der Windkraft überfrachtet und damit überfordert? Droht das Sauerland zu einem „Sauerland der tausend Windkraftanlagen“ zu werden? Das Landschaftsbild wird sich auf jeden Fall (deutlich) verändern. Kritische Stimmen sind angesichts der neuen (gesetzlichen) Lage vermehrt zu vernehmen, andererseits herrscht vor Ort breiter Konsens, dass die Windkraft als tragende Säule der Energiewende unverzichtbar ist. Für die Wirtschaft und Industrie kann sie ein Standortfaktor sein. Beispielsweise setzt die Brauerei Veltins neben Photovoltaik auf Windkraft, die „absolute Priorität“ genießt. Künftig will Veltins den gesamten Energiebedarf über Windkraft abdecken. Ein weiteres Beispiel: Das Klinikum Hochsauerland hat seine Option zum Erwerb des genehmigten Windparks in Freienohl (5 Windanlagen - 45 kWh Strom jährlich) angemeldet und will ihn mit anderen Investoren umsetzen. Ende 2024 soll der Strom fließen.

Auf der anderen Seite werden teilweise massive Bedenken gegen den weiteren Ausbau der Windenergie laut. Heinz Nieder spricht von „einer Vielzahl von Einwendungen“ in Winterberg-Altenfeld. In Schmallenberg formieren sich der Verein für Umwelt- und Naturschutz sowie „besorgte Bürger“ aus einigen Schmallenberger Orten gegen einige geplante Standorte. Viel Natur im wichtigen Ökosystem Wald werde durch den Ausbau zerstört, so ein Hauptargument. Die Windenergie an sich wird aber nicht in Frage gestellt. Gegen den geplanten Megawindpark (mit bis zu 35 Windrädern und Strom für 150.000 Haushalte) im Arnsberger Wald (Herdringer Forst) kämpft die Bürgerinitiative „Windkraft Arnsberger Wald NICHT MIT UNS“ und setzt sich „in Abstimmung mit den Bürgern für eine maßvolle Nutzung und nachhaltige Planung der Windkraft“ unter Berücksichtigung der Gesundheit der Menschen und strikter Einhaltung von Landschafts- und Umweltschutz ein.

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Vorbild Bürgerwindpark Radlinghausen

Wie die Errichtung von Windkraftanlagen im Einklang mit und zum Vorteil der Bürgerinnen und Bürger läuft, zeigt das Beispiel Brilon-Radlinghausen. 2004 wurden der Bürgerwindpark Radlinghausen, 2017 der Bürgerwindpark Battenberg (Thülen, Rösenbeck, Madfeld, Bleiwäsche), der auch von der Gesellschaft in Radlinghausen betrieben wird, errichtet. „Von Anfang an war klar, dass wir im Ort die Dinge selbst die Hand nehmen“, sagt Johannes Niggemeier, gemeinsam mit Josef Kemmerling und Antonius Heppe die „Pioniere“ und Geschäftsführer der Gesellschaften. 120 Gesellschafter (Radlinghausen) und 118 (Battenberg) sind dabei, wirtschaftlich läuft es rund, die Menschen vor Ort profitieren. Die 50 Landwirte, auf denen die Anlagen stehen, erhalten 300.000 Euro an Pachtgebühren. Davon spenden sie fünf bis zehn Prozent, in der Regel 25.000 Euro jährlich, für gemeinnützige Zwecke in den Orten und für die Vereine. (Siehe ausführlichen Beitrag auf unserer Homepage: Windräder drehen sich ohne Gegenwind)

Wasserkraft spielt im Sauerland eine geringe Rolle

Die Nutzung der Wasserkraft hat eine jahrhundertalte Tradition. Früher wurde sie mechanisch genutzt, heute wird die gewonnene Energie mit Generatoren in Strom umgewandelt. Im Sauerland spielt Strom durch Nutzung der Wasserkraft eher eine geringe Rolle bei den regenerativen Energien. „Im Vergleich zu den abfluss- und gefällereichen Regionen im Alpenvorland oder in Baden-Württemberg sind die Bedingungen für das Sauerland nicht so günstig“, betont Andreas Caspari, Fachdienstleiter Wasserwirtschaft beim Hochsauerlandkreis. „Daher ist das Potenzial hier eher gering.“ Der Anteil der Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke bei den regenerativen Energien beträgt um die fünf Prozent. Wasserkraft wird im Sauerland vor allem in den großen Flüssen Ruhr und Lenne erzeugt, natürlich auch in den HSK-Talsperren Sorpe, Henne, Diemel und Hillebach sowie in der angrenzenden Möhne- und Biggetalsperre. Studien zeigen, dass die Wasserkraft in Deutschland ihr technisch-ökologisches Potenzial weitgehend ausgeschöpft hat. „Einen Zubau halte ich bei uns aufgrund enormer Kosten und mangelnder Wirtschaftlichkeit für nahezu ausgeschlossen.“ Weltweit spielt die Wasserkraft eine viel größere Rolle. In Europa können Norwegen und Island ihren Strombedarf fast vollständig aus Wasserkraft decken.  

Klimaschutzkonzept von hoher Qualität

Es sind ambitionierte Ziele und Projekte, die im integrierten Klimaschutzkonzept des Kreises, der Fortschreibung des Konzepts von 2013, formuliert werden. Kreis und Kommunen wollen gemeinsam die große Herausforderung meistern. „Der Kreis ist einerseits Moderator, andererseits geht er mit konkreten, eigenen Maßnahmen und damit mit gutem Beispiel voran“, erläutert Frank Linnekugel, Leiter der Regionalentwicklung und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises. 25 Maßnahmen auf Kreisebene (Topthemen) sowie 37 individuelle Maßnahmen.  auf der kommunalen Ebene wurden erarbeitet.  Acht Handlungsfelder wurden berücksichtigt, darunter erneuerbare Energien, Neubau und Gebäudemodernisierung, Energieeffizienz und Klimaschutz in Unternehmen oder das Thema nachhaltiger Tourismus.

Eine Auswahl der Themen: Der HSK will einen Klimamanager einstellen, ein Akteurs-Netzwerk Klima im Hochsauerlandkreis aufbauen, den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren. Ein Arbeitskreis „Integrierte Wärmeplanung – Wärmewende mit Kommunen und Stadtwerken“ soll aus der Taufe gehoben werden. „Gerade beim Wärmebedarf mit dem bisher geringen Anteil von unter zehn Prozent an erneuerbaren Energien müssen wir deutlich zulegen“, betont Frank Kleine-Nathland, der Projektleiter des Konzepts. „Der Hochsauerlandkreis und die Kommunen als lokale und zuständige Experten sollen gemeinschaftlich eine integrierte Wärmeplanung entwickeln.“ Die Durchführung einer kreisweiten PV-Freiflächen-Potenzialanalyse steht ebenso auf der umfangreichen Agenda. In diesem Zusammenhang soll eine PV-Freifläche auf dem Flugplatz Meschede-Schüren, eine weitere in der VELTINS-EisArena in Winterberg sowie eine zusätzliche auf der Deponie Arnsberg-Müschede (Machbarkeitsstudie) errichtet werden. Auch die Unternehmen stehen auf der Liste. Besonders für mittlere und kleinere Betrieben will der Kreis (WFG und Klimaschutzmanagement) das Beratungs- und Qualifizierungs-Angebot für die Steigerung der Energieeffizienz und Treibhausgasreduktion erweitern.  Zudem soll kreisweit eine Ausbildungsoffensive zu „Klimaberufen“, besonders im Handwerk, gestartet und entsprechende, bestehende Initiativen unterstützt werden. Das Thema „nachhaltige Mobilität“ beinhaltet u. a.  den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur.

Stromspar-Check soll ausgebaut werden

Weitere Beispiele: Der Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte ist ein vom Bund und der Caritas gefördertes Projekt. Es wird von einzelnen Kommunen bereits angeboten, jetzt soll es kreisweit ausgebaut werden. Langzeitarbeitslose oder ehrenamtliche Bürger werden zu Stromsparhelfern ausgebildet und führen die Untersuchungen vor Ort durch. Neben Handlungsempfehlungen wird den Haushalten ein Soforthilfepaket zur Verfügung gestellt.

Der Kreis will beim Klimaschutz selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Geplant ist die Umstellung der kreiseigenen Flotte auf E-Fahrzeuge sowie die energetische Sanierung der kreiseigenen Gebäude. Gleichzeitig soll der Zubau an PV-Anlagen auf allen Dächern vorangetrieben werden. Die konkreten Projekte der Kommunen sehen u. a. den Ausbau der Nahwärmenetze, die Nutzung der Industrieabwärme oder Mobilitätskonzepte vor. Winterberg will 2035 klimaneutral sein, Arnsberg bereits 2030. Insgesamt soll das Klimakonzept „kein Papiertiger“ sein. Regelmäßige Evaluierungen sollen stattfinden.

Treibhausgasneutralität bis 2045

Deutschlands Weg zur Klimaneutralität /Treibhausgasneutralität ist in der Novelle des Klimaschutzgesetzes, die am 31. August 2021 in Kraft trat, vorgezeichnet. Die Ziele für weniger CO2-Emissionen, also Kohlenstoff, wurden verschärft. Bis 2030 soll Deutschland seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber 1990 verringern. Diese Ziele bis 2030 wirken sich - so das Gesetz - in den Bereichen Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, im Gebäudebereich sowie in der Landwirtschaft aus. Der umfangreichen Energiewende wird höchste Priorität eingeräumt.

Schritt für Schritt geht es dann weiter: Die Klimaziele werden alle zwei Jahre überprüft. Bis 2040 gilt ein Minderungsziel von 88 Prozent. Ab 2030 sollen jährliche Ziele konkret festgelegt werden. Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland Klimaneutralität erreichen. Das heißt: Es muss ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau herrschen. Die Ziele reichen noch weiter: Nach 2050 strebt die Bundesregierung negative Emissionen an. In natürlichen Senken sollen mehr Treibhausgase eingebunden als ausgestoßen werden. Natürliche Ökosysteme sind Wälder, Moore und Ozeane. Sie sind die wichtigsten Kohlenstoffsprecher, also natürliche Senken.

Klimaneutralität mehr als „Netto-Null-Emissionen“

Zusammengefasst bedeutet Klimaneutralität: Es muss ein Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffemissionen und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken hergestellt werden. Um „Netto-Null-Emissionen“ zu erlangen, müssen alle Treibhausgasemissionen durch Kohlenstoffbindung ausgeglichen werden. Darüber hinaus müssten im strengen Sinne der Klimaneutralität sämtliche Einflüsse auf das Klima vermieden bzw. ausgeglichen werden. Nimmt man es ganz genau, müssten dazu auch Kondensstreifen, Abwärme, Albedo-Effekte, nicht energetische Emissionen aus Landwirtschaft und dergleichen gehören. Klimaneutralität ist also die höchste Neutralitätsform, wie weitergehende Anstrengungen als die Treibhausgasneutralität erfordert. Zu beachten ist, dass im Alltagsgebrauch aktuell zwischen Treibhausgas- und Klimaneutralität häufig nicht unterschieden wird. Fachlich sind darunter aber zwei verschiedene Neutralitätsformen zu verstehen.

Die (weltweite) Klimaneutralität bis Mitte des 21. Jahrhunderts ist notwendig, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dieser Schwellenwert ist auch im Übereinkommen von Paris festgelegt worden. 195 Ländern, einschließlich der EU, haben dieses Abkommen unterzeichnet.

Betrieb von Windenergieanlagen im „überragenden öffentlichen Interesse“

Um den (stockenden) Ausbau der Windenergie voranzutreiben, hat sich die Bundesregierung mit dem Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land ehrgeizige Ziele gesetzt. Dem Ausbau der Windenergie kommt eine priorisierende Stellung zu, um die Unabhängigkeit von fossilen Importen zu stärken und die Klimaziele zu erreichen, wie es heißt. Der Betrieb von Windenergieanlagen liege im „überragenden öffentlichen Interesse“ und „diene der öffentlichen Sicherheit“.

Das am 1. Februar 2023 in Kraft getretene „Wind-an-Land-Gesetz“ (WaLG) sieht im Wesentlichen vor, dass langfristig rund 2 Prozent der Bundesfläche für Windenergie zur Verfügung stehen. Die Bundesländer werden verpflichtet, bis Ende 2032 einen Anteil von 1,8 bis 2,2 Prozent ihrer Landesfläche für Windenergie an Land ausweisen. Für die Stadtstaaten beträgt der Anteil 0,5 Prozent. Als „Zwischenziel“ wurde für die Bundesländer 1,4 Prozent bis Ende 2027 festgelegt. Für NRW gelten folgende Daten: Bis Ende 2032 müssen es 1,8 Prozent der Landesfläche sein, bis zum Zwischenziel 2027 sind 1,1 Prozent vorgesehen. Derzeit sind bundesweit 0,8 Prozent der Landesfläche für Windkraft ausgewiesen. Aber nur 0,5 Prozent sind tatsächlich verfügbar.

Weiterhin wird im Baugesetzbuch die Zulassung von Windenergieanlagen auf eine sogenannte Positivplanung umgestellt. Das heißt, diese Anlagen sind in dafür eigens planerisch ausgewiesenen Gebieten „privilegiert“ zulässig. Zudem werden den Ländern pauschale gesetzliche Mindestabstandregelungen erlaubt. Inzwischen ist in NRW die 1.000-Meter-Abstandsreglung für Windräder zu Wohngebieten gekippt. Im Bundesnaturschutzgesetz wird weiter geregelt, dass Landschaftsschutzgebiete als Flächen für die Windkraftproduktion genutzt werden dürfen. Gleichzeitig, so das Gesetz, werden Schutzzonen für bedrohte Arten definiert und „hohe ökologische Standards garantiert“. Zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren werden für die artenschutzrechtliche Prüfung bundeseinheitliche Standards gesetzt.

„Regional-Initiativen Wind“

Tempo, Tempo und nochmals Tempo bei der Energiewende, besonders beim Ausbau der Windkraft. Die Landesregierung hat daher die „Regional-Initiativen Wind“ ins Leben gerufen. Sie sehen eine enge Zusammenarbeit der fünf Bezirksregierungen, den Städten und Gemeinden, den Kreisen sowie dem Land vor. Dabei sollen jeweils konkrete Einzelfälle und allgemeine Frage- und Problemstellungen diskutiert und gemeinsame Lösungen erarbeitet werden.

Klimaschutz- und Energieeffizienz-Netzwerk: Sauerländer Industrieunternehmen engagieren sich

Auch in der Sauerländer Wirtschaft spielt die Energiewende eine bedeutende Rolle: Rund 15 Sauerländer Industrieunternehmen haben sich zum Sauerland-Industrie-Klimaschutz und Energieeffizienz-Netzwerk zusammengeschlossen. Träger des Netzwerks ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft HSK, begleitet wird es von der FH Südwestfalen und der Effizienz-Agentur NRW. Der Grundstein wurde beim Treffen im September 2021 in Bestwig gelegt, das Projekt ist zunächst für drei Jahre festgelegt. Das Netzwerk soll u. a. gemeinsame Zielgrößen für die Energieeinsparung und Treibhausgasreduktion definieren und in den drei Jahren realisieren.

ÖKOPROFIT Soest-Sauerland

Eine nachhaltige ökonomische und ökologische Stärkung von Unternehmen ist das Ziel von ÖKOPROFIT. Es ist ein bundesweites Projekt, das in vielen Kommunen erfolgreich mit Unternehmen durchgeführt wurde, wie bereits zweimal im Kreis Soest als Teil des Klimaschutzkonzeptes des Kreises. Seit 2022 wird es gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis umgesetzt. Zentrale Themen sind die Reduktion des Energieverbrauchs, die Abfallreduktion sowie eine bessere Materialeffizienz. Innerbetriebliche Innovationen sollen zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung führen.

European Energy Award: Hochsauerlandkreis mit begehrtem Umwelt-Zukunftspreis ausgezeichnet

Es ist eine begehrte Auszeichnung: Der Hochsauerlandkreis wurde im November 2022 in Düsseldorf mit dem European Energy-Award ausgezeichnet. Dieser Umwelt-Zukunftspreis ist ein europäisches Gütesiegel für die Nachhaltigkeit der Energie- und Klimapolitik von Kommunen. Der HSK ist eine von bundesweit 20 Kommunen, die mit dem Preis ausgezeichnet wurden. Bei der Veranstaltung im Industrie-Chic der alten Seifenfabrik ging es bei der Veranstaltung um Themen „Wie organisieren wir die Energiewende aus kommunaler Ebene?“ oder „Wie motivieren wir die Bürgerinnen und Bürger bei der Energiewende mitzumachen?“.

Der Hochsauerlandkreis „punktete“ beim Fachpublikum vor allem mit dem Thema Photovoltaik. Der Leiter des HSK-Abfallentsorgungsbetriebes, Reinhold Pape, hielt einen profunden Vortrag über „Photovoltaik und die Inanspruchnahme von Flächen“. Hintergrund ist, dass auf der zentralen Deponie Frielinghausen eine größere Photovoltaik-Anlage errichtet worden ist. Deponien, so Pape, ereigneten sich besonders für die Errichtung von PV-Anlagen. Die vorhandene technische und personelle Ausstattung des Betriebes könne genutzt werden, ohne Flächen an anderer Stelle in Anspruch zu nehmen. „Dieser Preis ist Bestätigung, aber auch Ansporn die Energiewende auf lokaler Eben weiter zu organisieren“, sagte Frank Linnekugel, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hochsauerlandkreis bei der Veranstaltung in Düsseldorf. Der HSK nimmt seit 2014 an diesem europäischen Wettbewerb teil.

Neuer LEE-Chef Vogel fordert große Beschleunigung: „Energiewende geht nicht schnell genug voran“ 

Der neue Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE), Hans-Josef Vogel, fordert die Energiewende deutlich zu forcieren: „Es ist eine große Beschleunigung erforderlich. Es geht heute nicht schnell genug voran“, sagt der ehemalige Bürgermeister von Arnsberg (1999-2017) und spätere Arnsberger Regierungspräsident (2017-2022). Der Klimawandel sei eine historisch völlig neue politische Situation. Politische Probleme seien früher noch später lösbar gewesen. Beim Klimawandel funktioniere das nicht. „Der Klimawandel lässt ich nur für kurze Zeit aufhalten. Später sind die Folgen unumkehrbar.“ Vogel wurde im Mai 2023 zum neuen LEE-Chef gewählt.  innehatte.

Der LEE NRW ist ein Interessenverband von Unternehmen, Verbänden und Einzelpersonen zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Der LEE sieht sich selbst als „Energiewende-Macher“ in NRW. „Wir stehen für den Ausbau aller Formen regenerativer Energien, von Wind-, Solar- und Bioenergie über Wasserkraft bis hin zur Geothermie“, heißt es.

Text: Paul Senske

Im Sauerland soll der Klimaschutz massiv an Fahrt aufnehmen. Grundlage ist die im März vom Kreistag beschlossene Fortschreibung des integrierten Klimaschutzkonzepts. „Damit ist eine aktuelle Basis für die lokale Klimaschutzarbeit von hoher Qualität geschaffen worden, die kreisweites Handeln mit den Aktivitäten in den Städten und Gemeinden verbindet“, betont Frank Linnekugel, der Leiter Regionalentwicklung und Geschäftsführer der WFG des Hochsauerlandkreises. Über 60 Maßnahmen stehen auf der Agenda, darunter 25 Topthemen, die in Angriff genommen werden, um 2045 die bundesweit angestrebte Klimaneutralität zu erreichen.  

Bei den geplanten Klimamaßnahmen des Kreises und der Kommunen geht es u. a. um den Ausbau erneuerbarer Energien, um Gebäudesanierung oder um die Errichtung von Photovoltaik-Freiflächen auf dem Flugplatz Schüren, der Deponie in Müschede und in der VELTINS-EisArena Winterberg. Bis 2035 will Winterberg klimaneutral sein. Die Stadt Arnsberg, die bereits 2030 das Klimaziel erreichen will, war an der Ausarbeitung des Konzepts nicht beteiligt, „sitzt aber bei der Umsetzung der Projekte mit im Boot“, so Linnekugel. Der HSK will zudem einen Klimamanager einstellen.

Klimaschutz als Querschnittsaufgabe

„Der Hochsauerlandkreis nimmt Klimaschutz als Querschnittsaufgabe wahr, die vielfältige Handlungsfelder umfasst“, sagt Klimaschutzkoordinator Frank Kleine-Nathland. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien gilt dabei als wichtiger Wegbereiter auf dem Weg zur Klimaneutralität.“ Die wichtigsten Ergebnisse der Energie- und Treibhausgas-Bilanz (2017 – 2019) sowie der Potenzialanalyse des 421 Seiten umfassenden HSK-Konzepts: 47 Prozent des gesamten Stromverbrauchs wurden 2019 aus erneuerbaren Energien erzeugt. Inzwischen ist der Anteil des „grünen Stroms“ auf deutlich über 60 Prozent gestiegen. Die Windenergie und die Biomasse haben mit über 60 bzw. über 20 Prozent den größten Anteil. Der Anteil erneuerbarer Energien am kreisweiten Wärmebedarf betrug 2019 unter 10 Prozent, wobei der Anteil der Biomasse bei 75 Prozent lag. Die erneuerbare Umweltwärme hatte einen Anteil von 14, Solarthermie von 11 Prozent.

Industrie hat den größten Energiebedarf

Beim Blick auf den Energiebedarf sticht die Industrie mit 46 Prozent vor dem Haushalts- und Verkehrssektor mit je 23 Prozent heraus. Es folgen Gewerbe, Handel und Dienstleistungen mit sieben und die kommunalen Einrichtungen mit einem Prozent. Die Industrie wies in dem Zeitraum mit 49 Prozent den größten Ausstoß an Treibhausgas, gefolgt vom Verkehrssektor (25), auf.

Die Potenzialanalyse sieht beim Thema „Sanierung und Entwicklung Wärmemix“ neben der Sanierung des Gebäudebestands die Substituierung von Steinkohle und Flüssiggas durch andere Energieträger als dringend an. Heizöl und Erdgas müssten bis 2045 ersetzt werden. Dabei soll vor allem auf Umweltwärme, Heizstrom/PtH (Wärmeerzeugung mit Hilfe von Strom) und den Aufbau von Wärmenetzen (mit Geothermie) gesetzt werden. Im Bereich Mobilität und Verkehr muss der motorisierte Individualverkehr um 27 Prozent gesenkt werden (u. a. Ausbau ÖPNV). Der Anteil alternativer Antriebe an der „verbleibenden Fahrleistung“ muss ca. 97 Prozent betragen, so das Konzept.

„Bei den erneuerbaren Energien besitzt der HSK ein erhebliches Potenzial in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik“, sagt Kleine-Nathland. Das Potenzial in den Bereichen Bioenergie, Klär-, Deponien- und Grubengas sowie Kraft-Wärme-Kopplung sei „im Verhältnis“ betrachtet als eher gering einzustufen. Bei der Photovoltaik ist buchstäblich noch viel Luft nach oben. Möglichst viele Solaranlagen auf den Dächern: Die NRW-Landesregierung plant ab 2024 die schrittweise Einführung der Solarplicht. NRW-weit sind bisher auf rund zehn Prozent der Dächer Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen installiert, so der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE).  Großes Potenzial weisen auch Freiflächenphotovoltaik-Anlagen auf, beispielsweise auf Randstreifen entlang der A46 und der Schienenwege im HSK. Daneben - so das Konzept - könnten auch PV-Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gebaut werden. Die sogenannte Agri-PV bezeichnet ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft und die Solarstromproduktion.

Windenergie auch in Landschaftsschutzgebieten

Die Windenergie gilt als „Treiber“ der Energiewende. Mit dem am 1. Februar 2023 in Kraft getretenen „Wind-an-Land-Gesetz“ soll die Windkraft deutlich an Fahrt gewinnen. Die Länder müssen bis Ende 2032 1,8 bis 2 Prozent ihrer Fläche für Windenergie ausweisen. Für NRW sind das 1,8 Prozent. Die 1.000- Meter-Abstandsregelung für Anlagen zu Wohngebieten wurde gekippt. Auch Landschaftsschutzgebiete dürfen genutzt werden, gleichzeitig werden u. a.  Schutzzonen für bedrohte Arten garantiert. Die NRW-Landesregierung macht richtig Druck: Bis 2027 sollen mindestens 1.000 neue Windanlagen gebaut werden. Potenzialanalysen zeigen: Südwestfalen, vornehmlich das (dünnbesiedelte) Sauerland, wird mit 25 Prozent die größte Last tragen. Nur ein Beispiel: In Sundern sind derzeit zwei Windräder in Betrieb. Eine Studie des Landes sieht ein Potenzial von 50 bis 100 Anlagen.

Die Ausgangslage im HSK (Stand 20. 6. 2023): Die Anzahl der errichteten Anlagen beträgt 144, weitere 74 sind beantragt, 48 sind genehmigt, aber noch nicht gebaut. Der Schwerpunkt der Anlagen liegt im Osten des HSK mit Marsberg und Brilon. Der Windpark Meerhof ist der größte Standort im HSK.  „Die Anzahl der Anträge wird deutlich steigen,“ sagt Heinz Nieder, Fachdienstleister Bauen, Kataster, Umwelt sowie Immissionsschutz des Hochsauerlandkreises, der zuständigen Genehmigungsbehörde. „Ende 2023 sowie im nächsten Jahr erwarten wir eine Flut von Anträgen.“ Gleichzeitig werde „der Druck im Kessel“ für die Gutachter für Lärm-, Umwelt-, Artenschutz und Schattenwurf steigen. Welche Flächen im HSK für Windkraft schließlich genutzt werden können, wird der Regionalplan der Bezirksregierung im nächsten Jahr zeigen. Der Kreis entscheidet über die Anträge: „Unsere eindeutige Verpflichtung ist ein rechtssicherer Beschluss. Wir entscheiden ausschließlich nach Recht und Gesetz“, so Nieder.

Wird das Sauerland überfordert?

Wird das Sauerland mit der Windkraft überfrachtet und damit überfordert? Droht das Sauerland zu einem „Sauerland der tausend Windkraftanlagen“ zu werden? Das Landschaftsbild wird sich auf jeden Fall (deutlich) verändern. Kritische Stimmen sind angesichts der neuen (gesetzlichen) Lage vermehrt zu vernehmen, andererseits herrscht vor Ort breiter Konsens, dass die Windkraft als tragende Säule der Energiewende unverzichtbar ist. Für die Wirtschaft und Industrie kann sie ein Standortfaktor sein. Beispielsweise setzt die Brauerei Veltins neben Photovoltaik auf Windkraft, die „absolute Priorität“ genießt. Künftig will Veltins den gesamten Energiebedarf über Windkraft abdecken. Ein weiteres Beispiel: Das Klinikum Hochsauerland hat seine Option zum Erwerb des genehmigten Windparks in Freienohl (5 Windanlagen - 45 kWh Strom jährlich) angemeldet und will ihn mit anderen Investoren umsetzen. Ende 2024 soll der Strom fließen.

Auf der anderen Seite werden teilweise massive Bedenken gegen den weiteren Ausbau der Windenergie laut. Heinz Nieder spricht von „einer Vielzahl von Einwendungen“ in Winterberg-Altenfeld. In Schmallenberg formieren sich der Verein für Umwelt- und Naturschutz sowie „besorgte Bürger“ aus einigen Schmallenberger Orten gegen einige geplante Standorte. Viel Natur im wichtigen Ökosystem Wald werde durch den Ausbau zerstört, so ein Hauptargument. Die Windenergie an sich wird aber nicht in Frage gestellt. Gegen den geplanten Megawindpark (mit bis zu 35 Windrädern und Strom für 150.000 Haushalte) im Arnsberger Wald (Herdringer Forst) kämpft die Bürgerinitiative „Windkraft Arnsberger Wald NICHT MIT UNS“ und setzt sich „in Abstimmung mit den Bürgern für eine maßvolle Nutzung und nachhaltige Planung der Windkraft“ unter Berücksichtigung der Gesundheit der Menschen und strikter Einhaltung von Landschafts- und Umweltschutz ein.

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Vorbild Bürgerwindpark Radlinghausen

Wie die Errichtung von Windkraftanlagen im Einklang mit und zum Vorteil der Bürgerinnen und Bürger läuft, zeigt das Beispiel Brilon-Radlinghausen. 2004 wurden der Bürgerwindpark Radlinghausen, 2017 der Bürgerwindpark Battenberg (Thülen, Rösenbeck, Madfeld, Bleiwäsche), der auch von der Gesellschaft in Radlinghausen betrieben wird, errichtet. „Von Anfang an war klar, dass wir im Ort die Dinge selbst die Hand nehmen“, sagt Johannes Niggemeier, gemeinsam mit Josef Kemmerling und Antonius Heppe die „Pioniere“ und Geschäftsführer der Gesellschaften. 120 Gesellschafter (Radlinghausen) und 118 (Battenberg) sind dabei, wirtschaftlich läuft es rund, die Menschen vor Ort profitieren. Die 50 Landwirte, auf denen die Anlagen stehen, erhalten 300.000 Euro an Pachtgebühren. Davon spenden sie fünf bis zehn Prozent, in der Regel 25.000 Euro jährlich, für gemeinnützige Zwecke in den Orten und für die Vereine. (Siehe ausführlichen Beitrag auf unserer Homepage: Windräder drehen sich ohne Gegenwind)

Wasserkraft spielt im Sauerland eine geringe Rolle

Die Nutzung der Wasserkraft hat eine jahrhundertalte Tradition. Früher wurde sie mechanisch genutzt, heute wird die gewonnene Energie mit Generatoren in Strom umgewandelt. Im Sauerland spielt Strom durch Nutzung der Wasserkraft eher eine geringe Rolle bei den regenerativen Energien. „Im Vergleich zu den abfluss- und gefällereichen Regionen im Alpenvorland oder in Baden-Württemberg sind die Bedingungen für das Sauerland nicht so günstig“, betont Andreas Caspari, Fachdienstleiter Wasserwirtschaft beim Hochsauerlandkreis. „Daher ist das Potenzial hier eher gering.“ Der Anteil der Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke bei den regenerativen Energien beträgt um die fünf Prozent. Wasserkraft wird im Sauerland vor allem in den großen Flüssen Ruhr und Lenne erzeugt, natürlich auch in den HSK-Talsperren Sorpe, Henne, Diemel und Hillebach sowie in der angrenzenden Möhne- und Biggetalsperre. Studien zeigen, dass die Wasserkraft in Deutschland ihr technisch-ökologisches Potenzial weitgehend ausgeschöpft hat. „Einen Zubau halte ich bei uns aufgrund enormer Kosten und mangelnder Wirtschaftlichkeit für nahezu ausgeschlossen.“ Weltweit spielt die Wasserkraft eine viel größere Rolle. In Europa können Norwegen und Island ihren Strombedarf fast vollständig aus Wasserkraft decken.  

Klimaschutzkonzept von hoher Qualität

Es sind ambitionierte Ziele und Projekte, die im integrierten Klimaschutzkonzept des Kreises, der Fortschreibung des Konzepts von 2013, formuliert werden. Kreis und Kommunen wollen gemeinsam die große Herausforderung meistern. „Der Kreis ist einerseits Moderator, andererseits geht er mit konkreten, eigenen Maßnahmen und damit mit gutem Beispiel voran“, erläutert Frank Linnekugel, Leiter der Regionalentwicklung und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises. 25 Maßnahmen auf Kreisebene (Topthemen) sowie 37 individuelle Maßnahmen.  auf der kommunalen Ebene wurden erarbeitet.  Acht Handlungsfelder wurden berücksichtigt, darunter erneuerbare Energien, Neubau und Gebäudemodernisierung, Energieeffizienz und Klimaschutz in Unternehmen oder das Thema nachhaltiger Tourismus.

Eine Auswahl der Themen: Der HSK will einen Klimamanager einstellen, ein Akteurs-Netzwerk Klima im Hochsauerlandkreis aufbauen, den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren. Ein Arbeitskreis „Integrierte Wärmeplanung – Wärmewende mit Kommunen und Stadtwerken“ soll aus der Taufe gehoben werden. „Gerade beim Wärmebedarf mit dem bisher geringen Anteil von unter zehn Prozent an erneuerbaren Energien müssen wir deutlich zulegen“, betont Frank Kleine-Nathland, der Projektleiter des Konzepts. „Der Hochsauerlandkreis und die Kommunen als lokale und zuständige Experten sollen gemeinschaftlich eine integrierte Wärmeplanung entwickeln.“ Die Durchführung einer kreisweiten PV-Freiflächen-Potenzialanalyse steht ebenso auf der umfangreichen Agenda. In diesem Zusammenhang soll eine PV-Freifläche auf dem Flugplatz Meschede-Schüren, eine weitere in der VELTINS-EisArena in Winterberg sowie eine zusätzliche auf der Deponie Arnsberg-Müschede (Machbarkeitsstudie) errichtet werden. Auch die Unternehmen stehen auf der Liste. Besonders für mittlere und kleinere Betrieben will der Kreis (WFG und Klimaschutzmanagement) das Beratungs- und Qualifizierungs-Angebot für die Steigerung der Energieeffizienz und Treibhausgasreduktion erweitern.  Zudem soll kreisweit eine Ausbildungsoffensive zu „Klimaberufen“, besonders im Handwerk, gestartet und entsprechende, bestehende Initiativen unterstützt werden. Das Thema „nachhaltige Mobilität“ beinhaltet u. a.  den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur.

Stromspar-Check soll ausgebaut werden

Weitere Beispiele: Der Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte ist ein vom Bund und der Caritas gefördertes Projekt. Es wird von einzelnen Kommunen bereits angeboten, jetzt soll es kreisweit ausgebaut werden. Langzeitarbeitslose oder ehrenamtliche Bürger werden zu Stromsparhelfern ausgebildet und führen die Untersuchungen vor Ort durch. Neben Handlungsempfehlungen wird den Haushalten ein Soforthilfepaket zur Verfügung gestellt.

Der Kreis will beim Klimaschutz selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Geplant ist die Umstellung der kreiseigenen Flotte auf E-Fahrzeuge sowie die energetische Sanierung der kreiseigenen Gebäude. Gleichzeitig soll der Zubau an PV-Anlagen auf allen Dächern vorangetrieben werden. Die konkreten Projekte der Kommunen sehen u. a. den Ausbau der Nahwärmenetze, die Nutzung der Industrieabwärme oder Mobilitätskonzepte vor. Winterberg will 2035 klimaneutral sein, Arnsberg bereits 2030. Insgesamt soll das Klimakonzept „kein Papiertiger“ sein. Regelmäßige Evaluierungen sollen stattfinden.

Treibhausgasneutralität bis 2045

Deutschlands Weg zur Klimaneutralität /Treibhausgasneutralität ist in der Novelle des Klimaschutzgesetzes, die am 31. August 2021 in Kraft trat, vorgezeichnet. Die Ziele für weniger CO2-Emissionen, also Kohlenstoff, wurden verschärft. Bis 2030 soll Deutschland seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber 1990 verringern. Diese Ziele bis 2030 wirken sich - so das Gesetz - in den Bereichen Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, im Gebäudebereich sowie in der Landwirtschaft aus. Der umfangreichen Energiewende wird höchste Priorität eingeräumt.

Schritt für Schritt geht es dann weiter: Die Klimaziele werden alle zwei Jahre überprüft. Bis 2040 gilt ein Minderungsziel von 88 Prozent. Ab 2030 sollen jährliche Ziele konkret festgelegt werden. Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland Klimaneutralität erreichen. Das heißt: Es muss ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau herrschen. Die Ziele reichen noch weiter: Nach 2050 strebt die Bundesregierung negative Emissionen an. In natürlichen Senken sollen mehr Treibhausgase eingebunden als ausgestoßen werden. Natürliche Ökosysteme sind Wälder, Moore und Ozeane. Sie sind die wichtigsten Kohlenstoffsprecher, also natürliche Senken.

Klimaneutralität mehr als „Netto-Null-Emissionen“

Zusammengefasst bedeutet Klimaneutralität: Es muss ein Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffemissionen und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken hergestellt werden. Um „Netto-Null-Emissionen“ zu erlangen, müssen alle Treibhausgasemissionen durch Kohlenstoffbindung ausgeglichen werden. Darüber hinaus müssten im strengen Sinne der Klimaneutralität sämtliche Einflüsse auf das Klima vermieden bzw. ausgeglichen werden. Nimmt man es ganz genau, müssten dazu auch Kondensstreifen, Abwärme, Albedo-Effekte, nicht energetische Emissionen aus Landwirtschaft und dergleichen gehören. Klimaneutralität ist also die höchste Neutralitätsform, wie weitergehende Anstrengungen als die Treibhausgasneutralität erfordert. Zu beachten ist, dass im Alltagsgebrauch aktuell zwischen Treibhausgas- und Klimaneutralität häufig nicht unterschieden wird. Fachlich sind darunter aber zwei verschiedene Neutralitätsformen zu verstehen.

Die (weltweite) Klimaneutralität bis Mitte des 21. Jahrhunderts ist notwendig, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dieser Schwellenwert ist auch im Übereinkommen von Paris festgelegt worden. 195 Ländern, einschließlich der EU, haben dieses Abkommen unterzeichnet.

Betrieb von Windenergieanlagen im „überragenden öffentlichen Interesse“

Um den (stockenden) Ausbau der Windenergie voranzutreiben, hat sich die Bundesregierung mit dem Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land ehrgeizige Ziele gesetzt. Dem Ausbau der Windenergie kommt eine priorisierende Stellung zu, um die Unabhängigkeit von fossilen Importen zu stärken und die Klimaziele zu erreichen, wie es heißt. Der Betrieb von Windenergieanlagen liege im „überragenden öffentlichen Interesse“ und „diene der öffentlichen Sicherheit“.

Das am 1. Februar 2023 in Kraft getretene „Wind-an-Land-Gesetz“ (WaLG) sieht im Wesentlichen vor, dass langfristig rund 2 Prozent der Bundesfläche für Windenergie zur Verfügung stehen. Die Bundesländer werden verpflichtet, bis Ende 2032 einen Anteil von 1,8 bis 2,2 Prozent ihrer Landesfläche für Windenergie an Land ausweisen. Für die Stadtstaaten beträgt der Anteil 0,5 Prozent. Als „Zwischenziel“ wurde für die Bundesländer 1,4 Prozent bis Ende 2027 festgelegt. Für NRW gelten folgende Daten: Bis Ende 2032 müssen es 1,8 Prozent der Landesfläche sein, bis zum Zwischenziel 2027 sind 1,1 Prozent vorgesehen. Derzeit sind bundesweit 0,8 Prozent der Landesfläche für Windkraft ausgewiesen. Aber nur 0,5 Prozent sind tatsächlich verfügbar.

Weiterhin wird im Baugesetzbuch die Zulassung von Windenergieanlagen auf eine sogenannte Positivplanung umgestellt. Das heißt, diese Anlagen sind in dafür eigens planerisch ausgewiesenen Gebieten „privilegiert“ zulässig. Zudem werden den Ländern pauschale gesetzliche Mindestabstandregelungen erlaubt. Inzwischen ist in NRW die 1.000-Meter-Abstandsreglung für Windräder zu Wohngebieten gekippt. Im Bundesnaturschutzgesetz wird weiter geregelt, dass Landschaftsschutzgebiete als Flächen für die Windkraftproduktion genutzt werden dürfen. Gleichzeitig, so das Gesetz, werden Schutzzonen für bedrohte Arten definiert und „hohe ökologische Standards garantiert“. Zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren werden für die artenschutzrechtliche Prüfung bundeseinheitliche Standards gesetzt.

„Regional-Initiativen Wind“

Tempo, Tempo und nochmals Tempo bei der Energiewende, besonders beim Ausbau der Windkraft. Die Landesregierung hat daher die „Regional-Initiativen Wind“ ins Leben gerufen. Sie sehen eine enge Zusammenarbeit der fünf Bezirksregierungen, den Städten und Gemeinden, den Kreisen sowie dem Land vor. Dabei sollen jeweils konkrete Einzelfälle und allgemeine Frage- und Problemstellungen diskutiert und gemeinsame Lösungen erarbeitet werden.

Klimaschutz- und Energieeffizienz-Netzwerk: Sauerländer Industrieunternehmen engagieren sich

Auch in der Sauerländer Wirtschaft spielt die Energiewende eine bedeutende Rolle: Rund 15 Sauerländer Industrieunternehmen haben sich zum Sauerland-Industrie-Klimaschutz und Energieeffizienz-Netzwerk zusammengeschlossen. Träger des Netzwerks ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft HSK, begleitet wird es von der FH Südwestfalen und der Effizienz-Agentur NRW. Der Grundstein wurde beim Treffen im September 2021 in Bestwig gelegt, das Projekt ist zunächst für drei Jahre festgelegt. Das Netzwerk soll u. a. gemeinsame Zielgrößen für die Energieeinsparung und Treibhausgasreduktion definieren und in den drei Jahren realisieren.

ÖKOPROFIT Soest-Sauerland

Eine nachhaltige ökonomische und ökologische Stärkung von Unternehmen ist das Ziel von ÖKOPROFIT. Es ist ein bundesweites Projekt, das in vielen Kommunen erfolgreich mit Unternehmen durchgeführt wurde, wie bereits zweimal im Kreis Soest als Teil des Klimaschutzkonzeptes des Kreises. Seit 2022 wird es gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis umgesetzt. Zentrale Themen sind die Reduktion des Energieverbrauchs, die Abfallreduktion sowie eine bessere Materialeffizienz. Innerbetriebliche Innovationen sollen zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung führen.

European Energy Award: Hochsauerlandkreis mit begehrtem Umwelt-Zukunftspreis ausgezeichnet

Es ist eine begehrte Auszeichnung: Der Hochsauerlandkreis wurde im November 2022 in Düsseldorf mit dem European Energy-Award ausgezeichnet. Dieser Umwelt-Zukunftspreis ist ein europäisches Gütesiegel für die Nachhaltigkeit der Energie- und Klimapolitik von Kommunen. Der HSK ist eine von bundesweit 20 Kommunen, die mit dem Preis ausgezeichnet wurden. Bei der Veranstaltung im Industrie-Chic der alten Seifenfabrik ging es bei der Veranstaltung um Themen „Wie organisieren wir die Energiewende aus kommunaler Ebene?“ oder „Wie motivieren wir die Bürgerinnen und Bürger bei der Energiewende mitzumachen?“.

Der Hochsauerlandkreis „punktete“ beim Fachpublikum vor allem mit dem Thema Photovoltaik. Der Leiter des HSK-Abfallentsorgungsbetriebes, Reinhold Pape, hielt einen profunden Vortrag über „Photovoltaik und die Inanspruchnahme von Flächen“. Hintergrund ist, dass auf der zentralen Deponie Frielinghausen eine größere Photovoltaik-Anlage errichtet worden ist. Deponien, so Pape, ereigneten sich besonders für die Errichtung von PV-Anlagen. Die vorhandene technische und personelle Ausstattung des Betriebes könne genutzt werden, ohne Flächen an anderer Stelle in Anspruch zu nehmen. „Dieser Preis ist Bestätigung, aber auch Ansporn die Energiewende auf lokaler Eben weiter zu organisieren“, sagte Frank Linnekugel, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hochsauerlandkreis bei der Veranstaltung in Düsseldorf. Der HSK nimmt seit 2014 an diesem europäischen Wettbewerb teil.

Neuer LEE-Chef Vogel fordert große Beschleunigung: „Energiewende geht nicht schnell genug voran“ 

Der neue Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE), Hans-Josef Vogel, fordert die Energiewende deutlich zu forcieren: „Es ist eine große Beschleunigung erforderlich. Es geht heute nicht schnell genug voran“, sagt der ehemalige Bürgermeister von Arnsberg (1999-2017) und spätere Arnsberger Regierungspräsident (2017-2022). Der Klimawandel sei eine historisch völlig neue politische Situation. Politische Probleme seien früher noch später lösbar gewesen. Beim Klimawandel funktioniere das nicht. „Der Klimawandel lässt ich nur für kurze Zeit aufhalten. Später sind die Folgen unumkehrbar.“ Vogel wurde im Mai 2023 zum neuen LEE-Chef gewählt.  innehatte.

Der LEE NRW ist ein Interessenverband von Unternehmen, Verbänden und Einzelpersonen zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Der LEE sieht sich selbst als „Energiewende-Macher“ in NRW. „Wir stehen für den Ausbau aller Formen regenerativer Energien, von Wind-, Solar- und Bioenergie über Wasserkraft bis hin zur Geothermie“, heißt es.

Text: Paul Senske

Im Sauerland soll der Klimaschutz massiv an Fahrt aufnehmen. Grundlage ist die im März vom Kreistag beschlossene Fortschreibung des integrierten Klimaschutzkonzepts. „Damit ist eine aktuelle Basis für die lokale Klimaschutzarbeit von hoher Qualität geschaffen worden, die kreisweites Handeln mit den Aktivitäten in den Städten und Gemeinden verbindet“, betont Frank Linnekugel, der Leiter Regionalentwicklung und Geschäftsführer der WFG des Hochsauerlandkreises. Über 60 Maßnahmen stehen auf der Agenda, darunter 25 Topthemen, die in Angriff genommen werden, um 2045 die bundesweit angestrebte Klimaneutralität zu erreichen.  

Bei den geplanten Klimamaßnahmen des Kreises und der Kommunen geht es u. a. um den Ausbau erneuerbarer Energien, um Gebäudesanierung oder um die Errichtung von Photovoltaik-Freiflächen auf dem Flugplatz Schüren, der Deponie in Müschede und in der VELTINS-EisArena Winterberg. Bis 2035 will Winterberg klimaneutral sein. Die Stadt Arnsberg, die bereits 2030 das Klimaziel erreichen will, war an der Ausarbeitung des Konzepts nicht beteiligt, „sitzt aber bei der Umsetzung der Projekte mit im Boot“, so Linnekugel. Der HSK will zudem einen Klimamanager einstellen.

Klimaschutz als Querschnittsaufgabe

„Der Hochsauerlandkreis nimmt Klimaschutz als Querschnittsaufgabe wahr, die vielfältige Handlungsfelder umfasst“, sagt Klimaschutzkoordinator Frank Kleine-Nathland. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien gilt dabei als wichtiger Wegbereiter auf dem Weg zur Klimaneutralität.“ Die wichtigsten Ergebnisse der Energie- und Treibhausgas-Bilanz (2017 – 2019) sowie der Potenzialanalyse des 421 Seiten umfassenden HSK-Konzepts: 47 Prozent des gesamten Stromverbrauchs wurden 2019 aus erneuerbaren Energien erzeugt. Inzwischen ist der Anteil des „grünen Stroms“ auf deutlich über 60 Prozent gestiegen. Die Windenergie und die Biomasse haben mit über 60 bzw. über 20 Prozent den größten Anteil. Der Anteil erneuerbarer Energien am kreisweiten Wärmebedarf betrug 2019 unter 10 Prozent, wobei der Anteil der Biomasse bei 75 Prozent lag. Die erneuerbare Umweltwärme hatte einen Anteil von 14, Solarthermie von 11 Prozent.

Industrie hat den größten Energiebedarf

Beim Blick auf den Energiebedarf sticht die Industrie mit 46 Prozent vor dem Haushalts- und Verkehrssektor mit je 23 Prozent heraus. Es folgen Gewerbe, Handel und Dienstleistungen mit sieben und die kommunalen Einrichtungen mit einem Prozent. Die Industrie wies in dem Zeitraum mit 49 Prozent den größten Ausstoß an Treibhausgas, gefolgt vom Verkehrssektor (25), auf.

Die Potenzialanalyse sieht beim Thema „Sanierung und Entwicklung Wärmemix“ neben der Sanierung des Gebäudebestands die Substituierung von Steinkohle und Flüssiggas durch andere Energieträger als dringend an. Heizöl und Erdgas müssten bis 2045 ersetzt werden. Dabei soll vor allem auf Umweltwärme, Heizstrom/PtH (Wärmeerzeugung mit Hilfe von Strom) und den Aufbau von Wärmenetzen (mit Geothermie) gesetzt werden. Im Bereich Mobilität und Verkehr muss der motorisierte Individualverkehr um 27 Prozent gesenkt werden (u. a. Ausbau ÖPNV). Der Anteil alternativer Antriebe an der „verbleibenden Fahrleistung“ muss ca. 97 Prozent betragen, so das Konzept.

„Bei den erneuerbaren Energien besitzt der HSK ein erhebliches Potenzial in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik“, sagt Kleine-Nathland. Das Potenzial in den Bereichen Bioenergie, Klär-, Deponien- und Grubengas sowie Kraft-Wärme-Kopplung sei „im Verhältnis“ betrachtet als eher gering einzustufen. Bei der Photovoltaik ist buchstäblich noch viel Luft nach oben. Möglichst viele Solaranlagen auf den Dächern: Die NRW-Landesregierung plant ab 2024 die schrittweise Einführung der Solarplicht. NRW-weit sind bisher auf rund zehn Prozent der Dächer Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen installiert, so der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE).  Großes Potenzial weisen auch Freiflächenphotovoltaik-Anlagen auf, beispielsweise auf Randstreifen entlang der A46 und der Schienenwege im HSK. Daneben - so das Konzept - könnten auch PV-Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gebaut werden. Die sogenannte Agri-PV bezeichnet ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft und die Solarstromproduktion.

Windenergie auch in Landschaftsschutzgebieten

Die Windenergie gilt als „Treiber“ der Energiewende. Mit dem am 1. Februar 2023 in Kraft getretenen „Wind-an-Land-Gesetz“ soll die Windkraft deutlich an Fahrt gewinnen. Die Länder müssen bis Ende 2032 1,8 bis 2 Prozent ihrer Fläche für Windenergie ausweisen. Für NRW sind das 1,8 Prozent. Die 1.000- Meter-Abstandsregelung für Anlagen zu Wohngebieten wurde gekippt. Auch Landschaftsschutzgebiete dürfen genutzt werden, gleichzeitig werden u. a.  Schutzzonen für bedrohte Arten garantiert. Die NRW-Landesregierung macht richtig Druck: Bis 2027 sollen mindestens 1.000 neue Windanlagen gebaut werden. Potenzialanalysen zeigen: Südwestfalen, vornehmlich das (dünnbesiedelte) Sauerland, wird mit 25 Prozent die größte Last tragen. Nur ein Beispiel: In Sundern sind derzeit zwei Windräder in Betrieb. Eine Studie des Landes sieht ein Potenzial von 50 bis 100 Anlagen.

Die Ausgangslage im HSK (Stand 20. 6. 2023): Die Anzahl der errichteten Anlagen beträgt 144, weitere 74 sind beantragt, 48 sind genehmigt, aber noch nicht gebaut. Der Schwerpunkt der Anlagen liegt im Osten des HSK mit Marsberg und Brilon. Der Windpark Meerhof ist der größte Standort im HSK.  „Die Anzahl der Anträge wird deutlich steigen,“ sagt Heinz Nieder, Fachdienstleister Bauen, Kataster, Umwelt sowie Immissionsschutz des Hochsauerlandkreises, der zuständigen Genehmigungsbehörde. „Ende 2023 sowie im nächsten Jahr erwarten wir eine Flut von Anträgen.“ Gleichzeitig werde „der Druck im Kessel“ für die Gutachter für Lärm-, Umwelt-, Artenschutz und Schattenwurf steigen. Welche Flächen im HSK für Windkraft schließlich genutzt werden können, wird der Regionalplan der Bezirksregierung im nächsten Jahr zeigen. Der Kreis entscheidet über die Anträge: „Unsere eindeutige Verpflichtung ist ein rechtssicherer Beschluss. Wir entscheiden ausschließlich nach Recht und Gesetz“, so Nieder.

Wird das Sauerland überfordert?

Wird das Sauerland mit der Windkraft überfrachtet und damit überfordert? Droht das Sauerland zu einem „Sauerland der tausend Windkraftanlagen“ zu werden? Das Landschaftsbild wird sich auf jeden Fall (deutlich) verändern. Kritische Stimmen sind angesichts der neuen (gesetzlichen) Lage vermehrt zu vernehmen, andererseits herrscht vor Ort breiter Konsens, dass die Windkraft als tragende Säule der Energiewende unverzichtbar ist. Für die Wirtschaft und Industrie kann sie ein Standortfaktor sein. Beispielsweise setzt die Brauerei Veltins neben Photovoltaik auf Windkraft, die „absolute Priorität“ genießt. Künftig will Veltins den gesamten Energiebedarf über Windkraft abdecken. Ein weiteres Beispiel: Das Klinikum Hochsauerland hat seine Option zum Erwerb des genehmigten Windparks in Freienohl (5 Windanlagen - 45 kWh Strom jährlich) angemeldet und will ihn mit anderen Investoren umsetzen. Ende 2024 soll der Strom fließen.

Auf der anderen Seite werden teilweise massive Bedenken gegen den weiteren Ausbau der Windenergie laut. Heinz Nieder spricht von „einer Vielzahl von Einwendungen“ in Winterberg-Altenfeld. In Schmallenberg formieren sich der Verein für Umwelt- und Naturschutz sowie „besorgte Bürger“ aus einigen Schmallenberger Orten gegen einige geplante Standorte. Viel Natur im wichtigen Ökosystem Wald werde durch den Ausbau zerstört, so ein Hauptargument. Die Windenergie an sich wird aber nicht in Frage gestellt. Gegen den geplanten Megawindpark (mit bis zu 35 Windrädern und Strom für 150.000 Haushalte) im Arnsberger Wald (Herdringer Forst) kämpft die Bürgerinitiative „Windkraft Arnsberger Wald NICHT MIT UNS“ und setzt sich „in Abstimmung mit den Bürgern für eine maßvolle Nutzung und nachhaltige Planung der Windkraft“ unter Berücksichtigung der Gesundheit der Menschen und strikter Einhaltung von Landschafts- und Umweltschutz ein.

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Vorbild Bürgerwindpark Radlinghausen

Wie die Errichtung von Windkraftanlagen im Einklang mit und zum Vorteil der Bürgerinnen und Bürger läuft, zeigt das Beispiel Brilon-Radlinghausen. 2004 wurden der Bürgerwindpark Radlinghausen, 2017 der Bürgerwindpark Battenberg (Thülen, Rösenbeck, Madfeld, Bleiwäsche), der auch von der Gesellschaft in Radlinghausen betrieben wird, errichtet. „Von Anfang an war klar, dass wir im Ort die Dinge selbst die Hand nehmen“, sagt Johannes Niggemeier, gemeinsam mit Josef Kemmerling und Antonius Heppe die „Pioniere“ und Geschäftsführer der Gesellschaften. 120 Gesellschafter (Radlinghausen) und 118 (Battenberg) sind dabei, wirtschaftlich läuft es rund, die Menschen vor Ort profitieren. Die 50 Landwirte, auf denen die Anlagen stehen, erhalten 300.000 Euro an Pachtgebühren. Davon spenden sie fünf bis zehn Prozent, in der Regel 25.000 Euro jährlich, für gemeinnützige Zwecke in den Orten und für die Vereine. (Siehe ausführlichen Beitrag auf unserer Homepage: Windräder drehen sich ohne Gegenwind)

Wasserkraft spielt im Sauerland eine geringe Rolle

Die Nutzung der Wasserkraft hat eine jahrhundertalte Tradition. Früher wurde sie mechanisch genutzt, heute wird die gewonnene Energie mit Generatoren in Strom umgewandelt. Im Sauerland spielt Strom durch Nutzung der Wasserkraft eher eine geringe Rolle bei den regenerativen Energien. „Im Vergleich zu den abfluss- und gefällereichen Regionen im Alpenvorland oder in Baden-Württemberg sind die Bedingungen für das Sauerland nicht so günstig“, betont Andreas Caspari, Fachdienstleiter Wasserwirtschaft beim Hochsauerlandkreis. „Daher ist das Potenzial hier eher gering.“ Der Anteil der Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke bei den regenerativen Energien beträgt um die fünf Prozent. Wasserkraft wird im Sauerland vor allem in den großen Flüssen Ruhr und Lenne erzeugt, natürlich auch in den HSK-Talsperren Sorpe, Henne, Diemel und Hillebach sowie in der angrenzenden Möhne- und Biggetalsperre. Studien zeigen, dass die Wasserkraft in Deutschland ihr technisch-ökologisches Potenzial weitgehend ausgeschöpft hat. „Einen Zubau halte ich bei uns aufgrund enormer Kosten und mangelnder Wirtschaftlichkeit für nahezu ausgeschlossen.“ Weltweit spielt die Wasserkraft eine viel größere Rolle. In Europa können Norwegen und Island ihren Strombedarf fast vollständig aus Wasserkraft decken.  

Klimaschutzkonzept von hoher Qualität

Es sind ambitionierte Ziele und Projekte, die im integrierten Klimaschutzkonzept des Kreises, der Fortschreibung des Konzepts von 2013, formuliert werden. Kreis und Kommunen wollen gemeinsam die große Herausforderung meistern. „Der Kreis ist einerseits Moderator, andererseits geht er mit konkreten, eigenen Maßnahmen und damit mit gutem Beispiel voran“, erläutert Frank Linnekugel, Leiter der Regionalentwicklung und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises. 25 Maßnahmen auf Kreisebene (Topthemen) sowie 37 individuelle Maßnahmen.  auf der kommunalen Ebene wurden erarbeitet.  Acht Handlungsfelder wurden berücksichtigt, darunter erneuerbare Energien, Neubau und Gebäudemodernisierung, Energieeffizienz und Klimaschutz in Unternehmen oder das Thema nachhaltiger Tourismus.

Eine Auswahl der Themen: Der HSK will einen Klimamanager einstellen, ein Akteurs-Netzwerk Klima im Hochsauerlandkreis aufbauen, den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren. Ein Arbeitskreis „Integrierte Wärmeplanung – Wärmewende mit Kommunen und Stadtwerken“ soll aus der Taufe gehoben werden. „Gerade beim Wärmebedarf mit dem bisher geringen Anteil von unter zehn Prozent an erneuerbaren Energien müssen wir deutlich zulegen“, betont Frank Kleine-Nathland, der Projektleiter des Konzepts. „Der Hochsauerlandkreis und die Kommunen als lokale und zuständige Experten sollen gemeinschaftlich eine integrierte Wärmeplanung entwickeln.“ Die Durchführung einer kreisweiten PV-Freiflächen-Potenzialanalyse steht ebenso auf der umfangreichen Agenda. In diesem Zusammenhang soll eine PV-Freifläche auf dem Flugplatz Meschede-Schüren, eine weitere in der VELTINS-EisArena in Winterberg sowie eine zusätzliche auf der Deponie Arnsberg-Müschede (Machbarkeitsstudie) errichtet werden. Auch die Unternehmen stehen auf der Liste. Besonders für mittlere und kleinere Betrieben will der Kreis (WFG und Klimaschutzmanagement) das Beratungs- und Qualifizierungs-Angebot für die Steigerung der Energieeffizienz und Treibhausgasreduktion erweitern.  Zudem soll kreisweit eine Ausbildungsoffensive zu „Klimaberufen“, besonders im Handwerk, gestartet und entsprechende, bestehende Initiativen unterstützt werden. Das Thema „nachhaltige Mobilität“ beinhaltet u. a.  den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur.

Stromspar-Check soll ausgebaut werden

Weitere Beispiele: Der Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte ist ein vom Bund und der Caritas gefördertes Projekt. Es wird von einzelnen Kommunen bereits angeboten, jetzt soll es kreisweit ausgebaut werden. Langzeitarbeitslose oder ehrenamtliche Bürger werden zu Stromsparhelfern ausgebildet und führen die Untersuchungen vor Ort durch. Neben Handlungsempfehlungen wird den Haushalten ein Soforthilfepaket zur Verfügung gestellt.

Der Kreis will beim Klimaschutz selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Geplant ist die Umstellung der kreiseigenen Flotte auf E-Fahrzeuge sowie die energetische Sanierung der kreiseigenen Gebäude. Gleichzeitig soll der Zubau an PV-Anlagen auf allen Dächern vorangetrieben werden. Die konkreten Projekte der Kommunen sehen u. a. den Ausbau der Nahwärmenetze, die Nutzung der Industrieabwärme oder Mobilitätskonzepte vor. Winterberg will 2035 klimaneutral sein, Arnsberg bereits 2030. Insgesamt soll das Klimakonzept „kein Papiertiger“ sein. Regelmäßige Evaluierungen sollen stattfinden.

Treibhausgasneutralität bis 2045

Deutschlands Weg zur Klimaneutralität /Treibhausgasneutralität ist in der Novelle des Klimaschutzgesetzes, die am 31. August 2021 in Kraft trat, vorgezeichnet. Die Ziele für weniger CO2-Emissionen, also Kohlenstoff, wurden verschärft. Bis 2030 soll Deutschland seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber 1990 verringern. Diese Ziele bis 2030 wirken sich - so das Gesetz - in den Bereichen Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, im Gebäudebereich sowie in der Landwirtschaft aus. Der umfangreichen Energiewende wird höchste Priorität eingeräumt.

Schritt für Schritt geht es dann weiter: Die Klimaziele werden alle zwei Jahre überprüft. Bis 2040 gilt ein Minderungsziel von 88 Prozent. Ab 2030 sollen jährliche Ziele konkret festgelegt werden. Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland Klimaneutralität erreichen. Das heißt: Es muss ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau herrschen. Die Ziele reichen noch weiter: Nach 2050 strebt die Bundesregierung negative Emissionen an. In natürlichen Senken sollen mehr Treibhausgase eingebunden als ausgestoßen werden. Natürliche Ökosysteme sind Wälder, Moore und Ozeane. Sie sind die wichtigsten Kohlenstoffsprecher, also natürliche Senken.

Klimaneutralität mehr als „Netto-Null-Emissionen“

Zusammengefasst bedeutet Klimaneutralität: Es muss ein Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffemissionen und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken hergestellt werden. Um „Netto-Null-Emissionen“ zu erlangen, müssen alle Treibhausgasemissionen durch Kohlenstoffbindung ausgeglichen werden. Darüber hinaus müssten im strengen Sinne der Klimaneutralität sämtliche Einflüsse auf das Klima vermieden bzw. ausgeglichen werden. Nimmt man es ganz genau, müssten dazu auch Kondensstreifen, Abwärme, Albedo-Effekte, nicht energetische Emissionen aus Landwirtschaft und dergleichen gehören. Klimaneutralität ist also die höchste Neutralitätsform, wie weitergehende Anstrengungen als die Treibhausgasneutralität erfordert. Zu beachten ist, dass im Alltagsgebrauch aktuell zwischen Treibhausgas- und Klimaneutralität häufig nicht unterschieden wird. Fachlich sind darunter aber zwei verschiedene Neutralitätsformen zu verstehen.

Die (weltweite) Klimaneutralität bis Mitte des 21. Jahrhunderts ist notwendig, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dieser Schwellenwert ist auch im Übereinkommen von Paris festgelegt worden. 195 Ländern, einschließlich der EU, haben dieses Abkommen unterzeichnet.

Betrieb von Windenergieanlagen im „überragenden öffentlichen Interesse“

Um den (stockenden) Ausbau der Windenergie voranzutreiben, hat sich die Bundesregierung mit dem Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land ehrgeizige Ziele gesetzt. Dem Ausbau der Windenergie kommt eine priorisierende Stellung zu, um die Unabhängigkeit von fossilen Importen zu stärken und die Klimaziele zu erreichen, wie es heißt. Der Betrieb von Windenergieanlagen liege im „überragenden öffentlichen Interesse“ und „diene der öffentlichen Sicherheit“.

Das am 1. Februar 2023 in Kraft getretene „Wind-an-Land-Gesetz“ (WaLG) sieht im Wesentlichen vor, dass langfristig rund 2 Prozent der Bundesfläche für Windenergie zur Verfügung stehen. Die Bundesländer werden verpflichtet, bis Ende 2032 einen Anteil von 1,8 bis 2,2 Prozent ihrer Landesfläche für Windenergie an Land ausweisen. Für die Stadtstaaten beträgt der Anteil 0,5 Prozent. Als „Zwischenziel“ wurde für die Bundesländer 1,4 Prozent bis Ende 2027 festgelegt. Für NRW gelten folgende Daten: Bis Ende 2032 müssen es 1,8 Prozent der Landesfläche sein, bis zum Zwischenziel 2027 sind 1,1 Prozent vorgesehen. Derzeit sind bundesweit 0,8 Prozent der Landesfläche für Windkraft ausgewiesen. Aber nur 0,5 Prozent sind tatsächlich verfügbar.

Weiterhin wird im Baugesetzbuch die Zulassung von Windenergieanlagen auf eine sogenannte Positivplanung umgestellt. Das heißt, diese Anlagen sind in dafür eigens planerisch ausgewiesenen Gebieten „privilegiert“ zulässig. Zudem werden den Ländern pauschale gesetzliche Mindestabstandregelungen erlaubt. Inzwischen ist in NRW die 1.000-Meter-Abstandsreglung für Windräder zu Wohngebieten gekippt. Im Bundesnaturschutzgesetz wird weiter geregelt, dass Landschaftsschutzgebiete als Flächen für die Windkraftproduktion genutzt werden dürfen. Gleichzeitig, so das Gesetz, werden Schutzzonen für bedrohte Arten definiert und „hohe ökologische Standards garantiert“. Zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren werden für die artenschutzrechtliche Prüfung bundeseinheitliche Standards gesetzt.

„Regional-Initiativen Wind“

Tempo, Tempo und nochmals Tempo bei der Energiewende, besonders beim Ausbau der Windkraft. Die Landesregierung hat daher die „Regional-Initiativen Wind“ ins Leben gerufen. Sie sehen eine enge Zusammenarbeit der fünf Bezirksregierungen, den Städten und Gemeinden, den Kreisen sowie dem Land vor. Dabei sollen jeweils konkrete Einzelfälle und allgemeine Frage- und Problemstellungen diskutiert und gemeinsame Lösungen erarbeitet werden.

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Auch in der Sauerländer Wirtschaft spielt die Energiewende eine bedeutende Rolle: Rund 15 Sauerländer Industrieunternehmen haben sich zum Sauerland-Industrie-Klimaschutz und Energieeffizienz-Netzwerk zusammengeschlossen. Träger des Netzwerks ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft HSK, begleitet wird es von der FH Südwestfalen und der Effizienz-Agentur NRW. Der Grundstein wurde beim Treffen im September 2021 in Bestwig gelegt, das Projekt ist zunächst für drei Jahre festgelegt. Das Netzwerk soll u. a. gemeinsame Zielgrößen für die Energieeinsparung und Treibhausgasreduktion definieren und in den drei Jahren realisieren.

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Eine nachhaltige ökonomische und ökologische Stärkung von Unternehmen ist das Ziel von ÖKOPROFIT. Es ist ein bundesweites Projekt, das in vielen Kommunen erfolgreich mit Unternehmen durchgeführt wurde, wie bereits zweimal im Kreis Soest als Teil des Klimaschutzkonzeptes des Kreises. Seit 2022 wird es gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis umgesetzt. Zentrale Themen sind die Reduktion des Energieverbrauchs, die Abfallreduktion sowie eine bessere Materialeffizienz. Innerbetriebliche Innovationen sollen zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung führen.

European Energy Award: Hochsauerlandkreis mit begehrtem Umwelt-Zukunftspreis ausgezeichnet

Es ist eine begehrte Auszeichnung: Der Hochsauerlandkreis wurde im November 2022 in Düsseldorf mit dem European Energy-Award ausgezeichnet. Dieser Umwelt-Zukunftspreis ist ein europäisches Gütesiegel für die Nachhaltigkeit der Energie- und Klimapolitik von Kommunen. Der HSK ist eine von bundesweit 20 Kommunen, die mit dem Preis ausgezeichnet wurden. Bei der Veranstaltung im Industrie-Chic der alten Seifenfabrik ging es bei der Veranstaltung um Themen „Wie organisieren wir die Energiewende aus kommunaler Ebene?“ oder „Wie motivieren wir die Bürgerinnen und Bürger bei der Energiewende mitzumachen?“.

Der Hochsauerlandkreis „punktete“ beim Fachpublikum vor allem mit dem Thema Photovoltaik. Der Leiter des HSK-Abfallentsorgungsbetriebes, Reinhold Pape, hielt einen profunden Vortrag über „Photovoltaik und die Inanspruchnahme von Flächen“. Hintergrund ist, dass auf der zentralen Deponie Frielinghausen eine größere Photovoltaik-Anlage errichtet worden ist. Deponien, so Pape, ereigneten sich besonders für die Errichtung von PV-Anlagen. Die vorhandene technische und personelle Ausstattung des Betriebes könne genutzt werden, ohne Flächen an anderer Stelle in Anspruch zu nehmen. „Dieser Preis ist Bestätigung, aber auch Ansporn die Energiewende auf lokaler Eben weiter zu organisieren“, sagte Frank Linnekugel, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hochsauerlandkreis bei der Veranstaltung in Düsseldorf. Der HSK nimmt seit 2014 an diesem europäischen Wettbewerb teil.

Neuer LEE-Chef Vogel fordert große Beschleunigung: „Energiewende geht nicht schnell genug voran“ 

Der neue Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE), Hans-Josef Vogel, fordert die Energiewende deutlich zu forcieren: „Es ist eine große Beschleunigung erforderlich. Es geht heute nicht schnell genug voran“, sagt der ehemalige Bürgermeister von Arnsberg (1999-2017) und spätere Arnsberger Regierungspräsident (2017-2022). Der Klimawandel sei eine historisch völlig neue politische Situation. Politische Probleme seien früher noch später lösbar gewesen. Beim Klimawandel funktioniere das nicht. „Der Klimawandel lässt ich nur für kurze Zeit aufhalten. Später sind die Folgen unumkehrbar.“ Vogel wurde im Mai 2023 zum neuen LEE-Chef gewählt.  innehatte.

Der LEE NRW ist ein Interessenverband von Unternehmen, Verbänden und Einzelpersonen zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Der LEE sieht sich selbst als „Energiewende-Macher“ in NRW. „Wir stehen für den Ausbau aller Formen regenerativer Energien, von Wind-, Solar- und Bioenergie über Wasserkraft bis hin zur Geothermie“, heißt es.

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