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„Wir können Leben retten“
Die Zeiten der Pandemie sind vorbei. Doch die Normalität ist noch nicht in allen Bereichen zurückgekehrt. Etwa in der Mammographie-Screening-Einheit Siegen-Olpe-Hochsauerland. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren erhalten hier im Abstand von zwei Jahren die Möglichkeit, am Brustkrebs-Früherkennungsprogramm teilzunehmen. Doch nur gut 45 Prozent der Frauen kommen dieser Einladung auch nach. Warum der Termin so wichtig ist, erläutert Dr. Volker Brandenbusch. Gemeinsam mit Dr. Michael Blazek ist er programmverantwortlicher Arzt der Mammographie-Screening-Einheit mit Standorten in Arnsberg, Siegen, Bad Berleburg und Olpe. Hinzu kommt im Hochsauerlandkreis die mobile Aufnahmeeinheit, die regelmäßig in Brilon und Olsberg Station macht.
Dr. Brandenbusch, was ist die Aufgabe der Screening-Einheit?
Bei der Mammographie handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust. Das deutschlandweite Mammographie-Screening-Programm hat das Ziel, Brustkrebs in einem so frühen Stadium zu entdecken, in dem der Tumor noch sehr klein ist – und so die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er noch nicht in die Lymphknoten oder andere Organe gestreut hat. Wie wichtig unsere Aufgabe ist, belegen die Zahlen: Deutschlandweit erkranken jährlich rund 70 000 Frauen an Brustkrebs. Mit unseren Screening-Einheiten können wir Leben retten.
Wer wird dazu eingeladen?
Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr erhalten alle zwei Jahre eine Einladung per Post. Diese Post wird über die sogenannte Zentrale Stelle in Münster versendet, die die Daten über die Einwohnermeldeämter abrufen kann. Über diese Schnittstelle erfolgt auch die Terminvergabe.
Die Teilnehmerinnen-Zahlen sind rückläufig. Warum ist das so?
Ich denke, einerseits hat die Corona-Zeit mit den vielen Informationen und ständigen Verunsicherungen dazu geführt, dass die Teilnehmerinnen „müde“ sind und deshalb die Mammographie-Früherkennung nicht mehr so wahrnehmen, wie sie es noch vor der Pandemie gemacht haben. Mit fatalen Folgen: In unserer Einheit beobachten wir eine Häufung von größeren Tumoren, die gefunden werden. Gerade bei Frauen, die eine ihrer Untersuchungen aus Corona-Gründen abgesagt oder ausfallen lassen haben.
Andererseits haben es die Screening-Einheiten mit städtischem Einzugsgebiet, wie zum Beispiel die Kollegen am Standort Siegen, ohnehin eher schwer. Es scheint, dass die ländliche Bevölkerung – also etwa hier im Umfeld von Arnsberg – besser auf sich achtet. Dort sind die Teilnehmer-Zahlen von Haus aus höher. Das war auch schon vor der Pandemie der Fall.
Haben die Frauen vielleicht einfach Angst?
Natürlich greift das Wort Krebs auf eine Urangst des Menschen vor dem Tod zurück. Doch auch hier können wir beruhigen: Von 1000 untersuchten Frauen wird bei rund 990 Frauen nichts gefunden. Und selbst wenn das Screening Brustkrebs zum Vorschein bringt, sind die Heilungschancen in diesen frühzeitigen Stadien sehr viel höher, als wenn der Tumor durch einen Tastbefund – also zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt – entdeckt wird. Kleine Tumoren lassen sich mit einer Operation behandeln und benötigen oftmals keine Chemotherapie.
Wie kann man Frauen dazu motivieren, ihre Früherkennungs-Termine wahrzunehmen?
Wir möchten versuchen, gezielter auf die Teilnehmerinnen zuzugehen, ihre Fragen zu beantworten und die möglichen Ängste zu nehmen. Also nicht nur per zentraler Einladung. Wir planen Info-Abende, Telefon-Beratungen oder auch die Zusammenarbeit mit starken Gruppierungen.
Tut die Untersuchung denn weh?
Um die Untersuchung durchzuführen, wird die Brust kurz zwischen zwei Platten des Mammographie-Gerätes zusammengedrückt. Teilnehmerinnen berichten, dass das unangenehm ist. Wissen die Teilnehmerinnen aber, dass der Druck für ein aussagekräftiges Bild notwendig ist und die Strahlendosis möglichst hält, dann ist es meistens nicht mehr ganz so schlimm. Insgesamt werden pro Brust zwei Aufnahmen in unterschiedlichen Positionen erstellt.
Noch ein Wort zur oftmals diskutierten Röntgenstrahlung: Unsere modernen, digitalen Geräte erfüllen die höchsten Standards, werden täglich kontrolliert und von unserem Referenzzentrum täglich neu freigegeben. Zudem sind unsere Mitarbeiter speziell im Umgang mit den Maschinen geschult. Sie beantworten auch gerne alle Fragen zum Thema – auch bei der Untersuchung.
Und wie hoch sind die Kosten?
Frauen, die zum Screening eingeladen werden, zahlen nichts. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen. Bei anderen Altersklassen werden die Kosten übernommen, wenn das Screening medizinisch indiziert ist, der behandelnde Arzt es also für notwendig erachtet. Derzeit laufen allerdings auch Überlegungen, die Altersspanne der Teilnehmerinnen auszuweiten, also auch Frauen einzuladen, die zwischen 45 und 50 Jahre alt sind. Frauen zwischen 69 und 74 Jahren können sich voraussichtlich ab Mitte 2024 wieder im Rahmen des Programms untersuchen lassen.
Mehr zum Thema erfahren Sie unter www.mein-mammo-screening.de.
Zum Foto: Dr. Volker Brandenbusch, programmverantwortlicher Arzt der Mammographie-Screening-Einheit mit Standorten in Arnsberg, Siegen, Bad Berleburg und Olpe.